Vier Jahre Haft nach Schließfach-Coup

Ein 31-Jähriger, der Schließfächer von Banken in Graz und Linz geknackt haben soll, ist am Dienstag im Landesgericht Linz zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Er soll einen Schaden von über einer Million Euro angerichtet haben.

Der Angeklagte gestand nur Einbrüche mit einem Schaden unter 300.000 Euro. Für diesen gilt eine Strafdrohung von ein bis drei Jahre. Über dieser Wertgrenze beträgt der Strafrahmen ein bis zehn Jahre. Bei der Strafbemessung waren mildernd das teilweise Geständnis und dass es bei den Straftaten teilweise beim Versuch geblieben ist. Erschwerend war die hohe Schadenssumme, die vom Gericht zuletzt von über 1,13 auf über 1,11 Millionen reduziert wurde, und das Zusammentreffen mehrerer Delikte. Sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft erbaten sich Bedenkzeit, deshalb ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

Täter hatte Anleitung aus dem „Darknet“

Vor Gericht schilderte der Angeklagte mit Wohnsitz in der Ukraine, wie genau er die Tat verübt habe. Im Darknet gebe es von einem Unbekannten alle Informationen, wie welche Schließfächer in welchen Banken geknackt werden können. Nach der erfolgreichen Tat seien 25 Prozent der Beute an den Tipp-Geber abzuliefern.

Es seien außerdem auch gefälschte Pässe für Tarn-Identitäten notwendig, die ebenfalls im Darknet gegen Kryptowährung im Wert von jeweils 2.500 Euro zu bestellen seien. Damit könne bei den Ämtern eine Meldebestätigung erlangt werden. Mit dieser und dem Pass sei die Anmietung von Schließfächern in Banktresoren und der Zutritt möglich. Die Schließfächer von anderen Besitzern seien dann ganz leicht mit einem oder zwei Schraubenziehern zu öffnen, so der Angeklagte in seinen Schilderungen.

Schließfächer

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Solche Schließfächer brach der Angeklagte in Graz und Linz auf

Der 31-Jährige gab zu, auf diese Weise am 31. August 2017 in einer Bank in Graz elf Schließfächer aufgebrochen zu haben. Dort habe er allerdings keine Beute gemacht, denn sie seien leer gewesen. Der israelisch-kanadische Doppelstaatsbürger soll es dann erneut am 28. März 2018 in Linz versucht haben. Seinen Angaben zufolge brach er dort vier Schließfächer auf und erbeutete dabei 50.000 Euro in bar sowie Gold und Schmuck. Diese habe er auf dem Rückweg in die Ukraine in Budapest verkauft und dafür 28.600 Euro bekommen.

Diskussion um Höhe der Beute

Die Anklage warf ihm hingegen vor, sieben Schließfächer geknackt zu haben. In einem waren nach Kundenangaben Goldbarren und -münzen mit einem Gewicht von 28 Kilogramm im Wert von 984.000 Euro. Das bestritt der 31-Jährige. Laut seinen Aussagen wären zwei der Fächer, unter anderem das mit dem angeblich vielen Gold, schon offen und leer gewesen.

Richterin widerlegte Anwalt

Sein Verteidiger Normann Hofstätter brachte zwei Rucksäcke in den Gerichtssaal mit, von denen er einen mit 24 Kilogramm Silberbarren füllte. Denn der Angeklagte wurde von den Überwachungskameras beim Betreten mit einem eher leeren und beim Hinausgehen mit einem gefüllten Rucksack aufgenommen. Der Anwalt wollte beweisen, dass der Angeklagte gar nicht so viel Gold davontragen hätte können. Die Richterin, ihre Beisitzerin und die Staatsanwältin versuchten es selbst und erbrachten den Gegenbeweis.

Als Motiv gab der Angeklagte an, sein Bruder bräuchte eine Nierentransplantation - diese koste 250.000 US-Dollar (220.750 Euro). Die Beute sei allerdings weg, er habe sie verjubelt. Sein Bruder sei deswegen wütend, und es tue ihm sehr leid.