Historischer Schatz: Erste Landkarte aus OÖ

Kupferstiche von Burgen und Städten und die erste detailgetreue Landkarte – das Werk Georg Matthäus Vischers aus Leonstein (Bezirk Kirchdorf), der im 17. Jahrhundert gelebt hat, gilt als historischer Schatz.

In der Pfarrkirche von Leonstein wirkte vor rund 350 Jahren ein junger Geistlicher. Spuren hat der damals 30-Jährige aber nicht als Seelsorger hinterlassen, seine Leidenschaft galt der Vermessung des Landes. Georg Matthäus Vischer ist als „Chorographus“ - also Raumkundler - hoch zu Ross durch die Lande gezogen und hat die erste detailgetreue Karte von Oberösterreich angefertigt.

Vischer Landkarten, Kupferstiche

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„Revolution in der Kartografie“

Im Gegensatz zu früheren Karten habe er seine Karte nach Norden ausgerichtet (vor ihm nach Süden), so Hobbyhistoriker August Pfaffenhuemer, „eine Revolution in der Kartografie“. Für sein Anliegen habe er keine Strapazen gescheut. Er ist verarmt und hoch verschuldet in Linz gestorben.

Thomas Ebert, DORIS, bei Begutachtung von Vischer Landkarte

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Thomas Ebert, DORIS, bei Begutachtung der Landkarte Vischers

Dass kein Grab an den Urvater der Kartenkunst erinnert, war für den Leonsteiner und den Pfarrer Hermann-Josef Bartels vom Stift Schlierbach der Grund, Leben und Wirken Vischers verstärkt vor den Vorhang holen. „Er war besessen von dieser Idee, Kartenansichten zu überliefern, ohne Ansehen des Verdienstes und eines persönlichen Wohlstandes“, so Bartels im Gespräch mit ORF-Redakteurin Elisabeth Buchmann.

Georg Matthäus Vischer Landkarten: Auf einer nö. Karte sieht man Vischer mit drei Packpferden und einem Helfer

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Auf einer nö. Karte sieht man Vischer mit drei Packpferden und einem Helfer bei der Vermessung der Landschaft

Porträt Georg Matthäus Vischer

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Porträt Georg Matthäus Vischer

Ansichten von Städten, Burgen, Klöstern

Im Pfarrhof von Leonstein hat Vischer die erste Landkarte erstellt, mit Flüssen, Bergen ohne Höhenangabe, Ortschaften und Flureinteilungen. Für die Landstände war sie Grundlage für die Steuereintreibung. Sie haben Vischer auch finanziert. Als sozusagen Nebenprodukt dieser Arbeit zeichnete Vischer auch mehr als 200 Ansichten von Städten, Burgen oder Klöstern.

Die Zeichnungen dieser „Topographia Austriae“ sind in Kupfer gestochen und gedruckt worden - ein Schatz, der erhalten geblieben ist und gemeinsam mit den Platten für die Landkarte im oö. Landesarchiv sorgsam gehütet wird.

Vischer Landkarte

Land OÖ/DORIS

Vischers Karten digitalisiert

Das Landesarchiv und das Land Oberösterreich haben Vischers berühmte Karte - wie auch andere - digitalisiert und im Internet frei zugänglich gemacht. Für Thomas Ebert von der Geoinformation des Landes OÖ (DORIS) sind Vischers Karten „die Google-Map jener Zeit - es ist wirklich erstaunlich, wie genau und wie schnell Vischer diese Beobachtungen und Vermessungen Oberösterreichs gemacht hat – er traf mit den Koordinaten eine Genauigkeit von nur plus-minus 15 Prozent Abweichung“. Über die DORIS-Map ist der historische Schatz für jeden abrufbar.

August Pfaffenhuemer (li) und Pfarrer Hermann-Josef Bartels (re) vor Vischer Gedenktafel

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August Pfaffenhuemer (li) und Pfarrer Hermann-Josef Bartels (re) vor der Vischer-Gedenktafel

In Leonstein soll Vischer 350 Jahre später endlich auch eine sichtbare Würdigung erfahren. Die beiden Hobbyhistoriker haben eine Gedenktafel gestaltet. Sie ist bei der Kirche angebracht und wird Mittwochabend bei einer Jubiläumsfeier zu Ehren des Universalkünstlers feierlich enthüllt.

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