Kein kultureller Imagewandel nach Linz09

„Viel Infrastruktur und ein neues Selbstbewusstsein der Stadtbewohner“ - das ist laut Bürgermeister Klaus Luger von Linz als Kulturhauptstadt geblieben. In Besucherzahlen habe sich Linz09 aber nicht weiter niedergeschlagen.

Musiktheater, Lentos, Landesbibliothek, Südflügel des Schlosses, Zubau zum Ars Electronica Center, neuer Domplatz, Nordico-Fassade, voestalpine Stahlwelt - und die Öffnung zur Donau hin: Die vielen kulturellen Neubauten verliehen der Landeshauptstadt zwar ein neues Gesicht, trotzdem sei der Imagewandel nicht so ausgefallen, wie man es erwartet habe. Man könne kaum eine Steigerung im Bereich der Kulturtouristen verzeichnen.

Keine touristische „Top-City“

Zwar gab es 2009 zehn Prozent mehr Nächtigungen in der Stadt, sagte Bürgermeister Luger, da habe man durch das Kulturhauptstadtjahr die Einbrüche bei den Businessgästen nicht gespürt.

Ars Electronica Center Linz (AEC)

ORF

Der Schwerpunkt von Linz09 sei aber nicht die touristische Facette gewesen. Als wichtigsten Effekt sah er in seiner „persönlichen Rückschau“ das neue Selbstbewusstsein der Linzer. Das zeige sich in Gesprächen, einer offeneren Haltung gegenüber Neuem und auch in der häufigeren Nutzung des öffentlichen Raumes. Linz sei eine typische „second City“, keine touristische Top-Destination. In dieser Position habe man sich mit Linz09 etabliert und von einer immer wirtschaftlich erfolgreichen auch zu einer Kulturstadt entwickelt.

Weniger Veranstaltungen

Aber „weniger ist mehr“: Die Stadt könne sich nicht auf Touristen als Kulturpublikum verlassen. Linz habe 200.000 Einwohner und noch einmal so viele Menschen im Umland, mit denen könne es als Publikum rechnen. „Und da gibt’s kaum jemanden, der sechs Tage die Woche Kulturveranstaltungen besucht“, appellierte Luger an die Verantwortlichen, sich in der Quantität zu mäßigen. Der künstlerische Leiter der LIVA, Dietmar Kerschbaum, habe das in seinem ersten Brucknerfest vorgemacht. Es gehe nicht darum, wie viele Veranstaltungen man anbiete, sondern dass diese qualitativ hochwertig seien. Luger wünscht sich Kooperationen und eine Konzentration auf Schwerpunkte.

Engere Zusammenarbeit gefordert

Bürgermeister Klaus Luger fordert in Folge eine engere Zusammenarbeit von Brucknerhaus und Musiktheater, für die es laut Luger im Gegensatz zu den Museen in der Vergangenheit leider keinen gemeinsamen Weg gegeben habe.

Schlossmuseum Linz

Landesmuseum

Stichwort Zusammenarbeit: Nach der Auflösung des Theatervertrages brauche es eine rasche Kooperationsvereinbarung für das Brucknerorchster und die LIVA. Mit den Vertragsverhandlungen seien derzeit Brucknerhauschef Kerschbaum und der neue Landestheater-Geschäftsführer Thomas Königstorfer betraut. Luger zeigt sich optimisch, dass bis Ende Jänner ein Ergebnis auf dem Tisch liege.

Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) merkte an, dass zehn Jahre Kulturhauptstadt das positive Paradebeispiel dafür sei, dass man nur mit gemeinsamer Kraftanstrengung Großes vollbringen könne. Damals seien Stadt und Land Schulter an Schulter vorangeschritten, hätte man, wie Luger jetzt, als „Einzelkämpfer“ agiert, hätte Linz niemals Europas Kulturhauptstadt werden können.

Neue Kulturhauptstadt gesucht

Derzeit wird jene österreichische Stadt gesucht, die 2024 den Titel Europäische Kulturhauptstadt tragen darf. Eine Jury aus nationalen wie internationalen Experten erstellt derzeit eine Shortlist. Mit St. Pölten, „Dornbirn plus“ und Bad Ischl / Salzkammergut sind drei Bewerber bekannt. Die finale Entscheidung fällt Ende 2019.