Neue Behandlung von Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen zählen zu den häufigsten Krankheiten. Abhilfe schafft eine „Katheterablation“. Dafür waren bislang Eingriffe am Herzen unter Röntgenstrahlen notwendig. Am Linzer Kepler Uni-Klinikum ist das nun ohne schädigende Röntgenkontrolle möglich.

Der Herzschlag wird über elektrische Impulse gesteuert. Nehmen diese Impulse nicht den richtigen Weg, kommt es zu Herzrhythmusstörungen: Der Herzschlag gerät ohne erkennbaren Grund aus dem Takt. Eine Heilung ist mit Hilfe einer sogenannten Katheterablation möglich. Dabei wird über einen Katheter gezielt jenes Gewebe verödet, das den Herzschlag aus dem Takt bringt.

„Röntgenstrahlung wird eingespart“

Damit der Katheter sicher durch den Körper bewegt werden kann, wird seine Position über Röntgenaufnahmen genau verfolgt, so der Kardiologe Clemens Steinwender vom Kepler Uni-Klinikum: „Da Röntgenstrahlung nicht wahrgenommen werden kann, vergisst man auch oft, dass sie gefährlich ist. Wir haben hier Methoden entwickelt, um Strahlung bestmöglich einzusparen und teilweise ganze Prozeduren, d.h. die Verödung von Rhythmusstörungen, ohne Röntgenstrahlung durchzuführen.“

Virtuelles Bild der Herzhöhlen

Ein Eingriff ohne Röntgenstrahlen ist möglich. Dazu wird das Herz als 3-D- Modell mit Hilfe der 3-D-Mapping-Technologie dargestellt, so der Kardiologe Hermann Blessberger: „Beim Rhythmuskatheter werden weiche Katheter ins Herz vorgebracht. Diese haben an der Spitze Elektroden. Damit kann die innere Fläche des Herzens abgetastet werden. Mit diesen Informationen kann man dann über eine Software ein dreidimensionales, virtuelles Bild der Herzhöhlen darstellen.“

Herzrhythmusstörungen Herz Operation Verödung

ORF

Der Kardiologe kann die Katheter problemlos millimetergenau steuern und das Fehlströme auslösende Gewebe punktgenau veröden, so der Kardiologe Alexander Nahler: „Wir können jetzt für viele Prozeduren die Strahlung reduzieren und für viele auch die Strahlung total ausblenden und ohne Röntgenstrahlung machen.“

Eingriff entlastet vor allem Kinder

Herzrhythmusstörungen können in jedem Lebensalter auftreten, auch bei Kindern. Der Eingriff ohne Strahlenbelastung ist daher besonders für diese Altersgruppe geeignet, so Christoph Prandstetter, Oberarzt an der Kinderkardiologie: „Wir haben es hier mit einem wachsenden Organismus zu tun, das heißt, wachsendes Gewebe ist natürlich sehr strahlensensitiv. Außerdem kann es sein, dass Kinder später im Erwachsenenalter weitere Untersuchungen benötigen. Dadurch kommt es natürlich zu kumulativen Strahlendosen, daher ist das ein sehr, sehr großer Benefit für die Kinder.“

Auch Laborteam profitiert von weniger Strahlung

Die röntgenfreie Arbeit im Katheterlabor kommt aber besonders auch dem Laborteam zugute, so Nahler: „Wir wissen, dass zum Beispiel die Tumorrate für Hirntumore bei Ärzten, aber auch beim Pflegepersonal in solchen Röntgeninstituten oder Katheterlaboren erhöht ist.“ Von der Behandlung der Herzrhythmusstörungen ohne Röntgenstrahlung profitieren Patienten und Experten. Es ist für die Ärzte zur Herzensangelegenheit geworden.