Tannpapier um 275 Mio. Euro verkauft
Tannpapier bedruckt und veredelt Feinpapier zu Zigarettenfilterpapier und ist Weltmarktführer in diesem Bereich. Acht Standorte betreibt das Trauner Traditionsunternehmen in sieben Ländern.
Familie zieht sich zurück
Es steht im Eigentum einer Holding, an der vor allem die Familie Trierenberg beteiligt ist, die sich nun offenbar aus dem Unternehmen zurückziehen möchte. Mit der Mayr-Melnhof-Gruppe, die Zigarettenschachteln herstellt, wurde man nun handelseins.
MM ist selbst schon seit mehr als 20 Jahren im Zigarettengeschäft, verpackt die Glimmstängel beispielsweise. Rund 20 Prozent des Konzernumsatzes machte der Konzern bisher mit Geschäften rund um Zigaretten. Nach dem Zukauf werden es „unter 30 Prozent“ sein, erläuterte Wilhelm Hörmannseder. Weltweit sei der Zigarettenverbrauch nahezu stagnierend, so Hörmannseder.
Für 275 Millionen Euro soll Tannpapier an die Mayr-Melnhof-Packaging gehen, alle 1.100 Mitarbeiter sollen dabei übernommen werden. Allerdings müssen die Kartellwächter der Übernahme noch zustimmen. Geben die grünes Licht, dann soll der Handel Ende 2018, Anfang 2019 über die Bühne gehen.
Positive Reaktionen von Lieferanten
Positiv bewertet der wichtige Geschäftspartner und Lieferant von Tannpapier den Verkauf des Familienunternehmens: Am Standort ist der delfort Feurstein-Konzern eng verbunden mit Tannpapier. Nicht nur die räumliche Nähe verbindet die Geschäftspartner: Man habe eine lange gemeinsame Geschichte am Standort Traun. 2006 wurde der einstige Konzern der Familie Trierenberg geteilt: In eine papierproduzierende Sparte delfort Feurstein und einen Verarbeiter Tannpapier. delfort Feurstein liefert die Spezialpapiere, die Tann zu Zigarettenmundstücken verarbeitet.
delfort-Vorstandschef Martin Zahlbruckner betonte Freitagvormittag, man habe die bevorstehende Übernahme von Tannpapier durch MM aus den Medien erfahren, bewerte sie aber als nicht unfreundlich. Mayr Melnhof sei ein hervorragender neuer Eigentümer. Gespräche habe es aber noch keine geben können.
delfort Feurstein kann jedenfalls mit dem Weiterbestehen der Geschäftsbeziehung zu seinem Traditionskunden Tannpapier rechnen, denn Tannpapier fände kaum eine geeigneteren alternativen Lieferanten von Spezialpapieren. Auch durch den gemeinsamen Standort Traun keine logistisch effizientere Lösung.
Entwicklung in neue Richtungen
Dennoch entwickeln sich beide Teile des einstigen Familienbetriebs in Traun seit längerem in jeweils neue Bereiche: Tannpapier jetzt als Teil des Kartonkonzerns Mayr Melnhof, delfort Feurstein seit einigen Jahren als Produzent für Spezialpapiere der Lebensmittel- oder Pharmabranche.