ÖVP Oberösterreich diskutiert Leitkultur

Man müsse Zuwanderern ganz klar sagen, für welche Werte Europa steht, hat die Berliner Anwältin und moslemische Religionsgelehrte Seyran Ates bei einer Veranstaltung der ÖVP zum Thema Leitkultur festgestellt.

Für Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) gehören zu den europäischen Grundwerten, die unbedingt zu verteidigen sind, „die Freiheit und die Würde der Person – beiderlei Geschlechts, also die völlige Gleichstellung von Mann und Frau. Die Eigenverantwortung zur Lebensgestaltung, die auch eine Verantwortung für die Gemeinschaft einbringt – dazu gehört auch das Thema des solidarischen Zusammenwirkens. Das ist neben einigem anderem, das sich daraus ableiten lässt, das Grundgerüst auf dem sich unsere Verfassung und auch die oberösterreichische Landesverfassung aufbaut.“

Wolfgang Hattmannsdorfer, Thomas Stelzer, Seyran Ates, Severin Lederhilger

ORF

Wolfgang Hattmannsdorfer, Thomas Stelzer, Seyran Ates, Severin Lederhilger

Personen, die mit den Werten nicht einverstanden sind und sich nicht integrieren wollen, sollte man nahelegen, Europa auch wieder zu verlassen, meint Seyran Ates: „Ich denke schon, dass man da mit einem sanften oder auch mit einem klaren Druck arbeiten darf. Das darf jedes Land in dieser Welt. Wenn Menschen aktiv Gegengesellschaften gründen und sich gegen die Gesellschaft wenden, dann haben wir meiner Ansicht nach das Recht, zu sagen, ‚Es tut uns leid, dann musst du in das Land zurückkehren aus dem du kommst‘. Da sollten wir uns wirklich konsequenter aufstellen.“

Seyran Ates

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Dass die 55-jährige, gebürtige Türkin eine ungewöhnliche Frau ist, zeigen schon die Begleitumstände ihres Besuches. Seit Jahren kann sie sich nur mehr mit Personenschutz in der Öffentlichkeit zeigen. Einen Mordanschlag hat sie mit lebensgefährlichen Verletzungen überlebt, ihr massives Eintreten für Selbstbestimmung, Freiheit und religiöse Toleranz macht sie zur Zielscheibe für religiöse und nationalistische Fanatiker.

„Keine Denkverbote und keine Sprechverbote“

Man dürfe sich aber nicht, aus Angst in das rechte Eck gestellt zu werden, mit vernünftiger Kritik zurückhalten, so Ates: „Keine Denkverbote und keine Sprechverbote.“ Der politische und fundamentalistische Islam sei ein Feind der europäischen Werte und habe daher hier nichts zu suchen; gleiches gelte aber auch für den europäischen Mob, der wie gerade in Deutschland Jagd auf fremdaussehende Menschen macht oder wie in Frankreich jüdische Mitbürger attackiert.

Arbeit am „integrativen Wir“

Der Generalvikar der Diözese Linz Severin Lederhilger gehörte ebenfalls zu den Diskutanten. Den Kirchen komme über ihr vielfältiges solidarisches Netzwerk und ihren Bildungsauftrag eine zentrale Aufgabe bei der Gestaltung eines „integrativen Wir“ zu: „Es geht um eine soziale Ordnung, die auf dem Respekt vor jedem Menschen beruht, also um Geisteshaltungen, auf denen mitmenschliche Beziehungen beruhen. Denn Kultur bildet sich erst, indem Menschen zusammenleben.“

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