„Zwei Liegende“ als Highlight bei Schau

Das Linzer LENTOS zeigt ab Freitag Werke dreier großer österreichischer Künstler, die 1918 gestorben sind: Gustav Klimt, Egon Schiele und Koloman Moser. Ein Highlight ist die kürzlich wieder aufgetauchte Klimt-Zeichnung „Zwei Liegende“.

Als dem Museum im Vorfeld des Gedenkjahres 2018 „stapelweise Leihanfragen aus aller Welt“ ins Haus geflattert seien, habe man beschlossen, selbst eine Ausstellung zu den drei Künstlern zu machen, erklärte Vizedirektorin Elisabeth Nowak-Thaller, die auch eine der Kuratorinnen ist, bei der Presseführung. Für einen Klimt oder einen Schiele müsse man mit rund 30.000 Euro Verleihkosten rechnen, „wir könnten uns daher keine große Ausstellung leisten“.

Klimt-Bild "Zwei Liegende"

APA/Reinhard Haider

Klimt-Bild „Zwei Liegende“

Auch private Leihgaben in der Ausstellung

Allerdings kann das LENTOS auf einen sehenswerten Eigenbestand zurückgreifen, der für die von 16. Februar bis 21. Mai laufende Schau „1918 - Klimt - Moser - Schiele. Gesammelte Schönheiten“ um Bilder aus den OÖ. Landesmuseen und einige private Leihgaben ergänzt wurde. Insgesamt sind 76 Werke zu sehen.

Im Obergeschoss werden die Gemälde gezeigt. Darunter ist Gustav Klimts „Obstgarten am Abend“, den er 1898 im Salzkammergut gemalt hat und dessen ungewöhnlicher Bildausschnitt sich durch einen aus einem Pappendeckel geschnittenen „Sucher“, mit dem er gerne auf Motivjagd ging, erklären lässt. Von Egon Schiele sticht das „Doppelbildnis“ ins Auge, das seinen frühen Sammler Heinrich Benesch sowie dessen Sohn Otto zeigt und das wertvollste Werk im Lentos Bestand darstellt. Von Koloman Moser ist beispielsweise die „Venus in der Grotte III“ zu sehen - ein Thema, dem er sich ab 1914 ausgiebig gewidmet hat.

Einblick in die Arbeit der Kunsthistoriker

Am Beispiel des „Bildnis Trude Engel“ von Egon Schiele können die Besucher Einblick in die Arbeit der Kunsthistoriker gewinnen: Das Gemälde zeigt die Tochter von Schieles Zahnarzt, die damit aber offenbar nicht zufrieden war und es mit einem Messer zerstach. Eine eingehende Untersuchung des fachmännisch restaurierten Werks hat nun ergeben, dass Schiele die Leinwand vorher bereits einmal verwendet hat. Auf Röntgenbildern wird das sichtbar.

Klimt-Schiele-Moser Ausstellung im LENTOS

ORF

Klimt-Schiele-Moser Ausstellung im LENTOS

Im Untergeschoss des Lentos widmet man sich den Grafiken. Viele davon sind Vorskizzen für spätere repräsentative Gemälde. Auf Schautafeln ist zu sehen, was aus den Entwürfen, von denen Klimt beispielsweise oft bis zu 20 pro Werk anfertigte, schließlich geworden ist. Ein Glanzstück der Ausstellung ist - nicht nur wegen der PR-Wirkung - die Klimt-Zeichnung „Zwei Liegende“. Die seit Jahrzehnten verschollene Leihgabe der Kunstsammlerin Olga Jäger ist erst vor einem Monat im Nachlass einer ehemaligen Sekretärin des früheren Galerieleiters Walter Kasten wieder aufgetaucht. Sie hat in ihrer letztwilligen Verfügung erklärt, er habe ihr - vermutlich in den 1960er-Jahren - das Bild gegeben, damit sie über seine mangelhafte Dokumentation einiger Leihgaben schweige.

Grafiken dürfen nur drei Monate ans Licht

Die kürzlich verstorbene Dame soll das Bild, das laut der Kunsthistorikerin Alice Strobl 1916 oder 1917 - möglicherweise als Vorstudie zu Klimts Gemälde „Die Freundinnen“ - angefertigt wurde, im Kasten versteckt haben, als die Causa medial hochkochte. Davor dürfte sie es jahrelang an der Wand hängen gehabt haben. Dadurch sei das Papier nachgedunkelt, es habe auch einen hellen Rand wegen einer früheren Passepartourierung, erklärte Kurator Andreas Strohhammer. Ansonsten hat es die Jahre ganz gut überstanden. Zum Vergleich: Die Grafiken im Museum dürfen aus konservatorischen Gründen immer nur jeweils drei Monate am Stück bei schwachem Licht gezeigt werden.

Bisher 13 Kunstwerke restituiert

Neben den Bildern an sich beschäftigt sich die Ausstellung auch mit den Sammlern, auf die der LENTOS- bzw. der Landesmuseums-Bestand zurückgeht und der zugehörigen Provenienzforschung (Geschichte der Herkunft von Kunstwerken, Anm.). Am problematischsten war wohl das Erbe von Wolfgang Gurlitt, der jüdischen Sammlern zur NS-Zeit viele Bilder abkaufte, was ihm gleichzeitig des Ruf eines Retters „entarteter Kunst“ als auch eines Nutznießers des NS-Regimes eintrug. Das LENTOS musste bisher 13 Werke restituieren. Besonders aufsehenerregende Fälle waren das „Bildnis Ria Munk“ von Klimt und die „Krumauer Landschaft“ von Schiele, die 2003 den Erben zurückgegeben und einige Jahre später um zweistellige Millionenbeträge versteigert wurden.

Neben dem Lentos zeigen auch andere namhafte Museen in Österreich heuer Ausstellungen zu den künstlerischen Protagonisten der Jahrhundertwende - beispielsweise das Kunsthistorische Museum seit 13. Februar „Stairway to Klimt“ oder das Leopold Museum „Egon Schiele. Die Jubiläumsschau“ und „Schiele - Brus - Palme“, beides ab 3. März.

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