Deutliche Gewinnsteigerung bei voestalpine

Um knapp 62 Prozent auf 555,9 Millionen Euro hat der Gewinn nach Steuern der voestalpine in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres zugelegt. Besonders gute Geschäfte machte man mit der Autoindustrie.

Die positive Konjunktur befeuerte auch die Geschäfte des Stahlkonzerns, vor allem Europa erhole sich konjunkturell auf breiter Basis, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Dabei habe sich insbesondere die Automobilindustrie, welche die voestalpine mit Spezialteilen beliefert, als „Treiber der hervorragenden Entwicklung“ erwiesen. „Der Konzern profitierte im bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2017/18 von einer außerordentlich hohen Nachfrage aus seinen wichtigsten Kundensegmenten, allen voran der europäischen Automobilindustrie“, betonte Konzernchef Wolfgang Eder.

Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG

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„Der Konzern profitierte im bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2017/18 von einer außerordentlich hohen Nachfrage“, sagte Konzernchef Eder

Dem Technologiekonzern kommen dabei auch die erheblich gestiegenen Stahlpreise zugute. Dank starker Nachfrage nach Flachstahlprodukten legte die Steel Division den Angaben zufolge „den mit Abstand größten Ergebnissprung“ von allen Konzernsparten hin. „Unverändert solide“ sei aber auch der Auftragseingang aus der Konsumgüterindustrie.

voeastalpine headquarter in linz

voestalpine

Das Headquarter der voestalpine in Linz

Für belebende Impulse sorgen den Angaben zufolge zudem die hohe Dynamik im Luftfahrtsektor, das verbesserte Umfeld im Maschinenbaubereich und Erholungstendenzen in der Bauindustrie. Auch im Öl- und Gassektor, den die voestalpine unter anderem mit Rohren beliefert, sei „zumindest mengenmäßig ein Aufschwung“ spürbar. Negativ auf den Geschäftsverlauf wirken sich hingegen die geringen Investitionen und der damit einhergehende Preiskampf im europäischen Eisenbahnbau aus.

„Unberechenbarkeit der amerikanischen Politik“

„Kernmärkte der Zukunft“ sind der NAFTA-Raum (USA, Kanada, Mexiko) und China. „Da bleiben wir voll drauf“, sagte Konzernchef Wolfgang Eder heute, Donnerstag, in einer Telefonkonferenz. „Am schwierigsten ist im Moment die Einschätzung der weiteren US-Wirtschaftspolitik“, räumte der CEO ein. „Das kann natürlich die Märkte in Summe sehr beeinflussen“, meinte Eder unter Verweis auf „die doch erhebliche Unberechenbarkeit der amerikanischen Politik“.

US-Präsident Donald Trump hatte bereits in seinem Wahlkampf eine „Amerika zuerst“-Politik angekündigt. Er will die amerikanische Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz abschirmen - beispielsweise mit Strafzöllen auf Stahlimporte. Ein Anti-Dumpingverfahren ist bereits im Laufen. Dabei haben die USA auch die voestalpine im Visier, die längst eine konzerneigene „Taskforce USA“ installiert hat. Diese setzt sich laufend mit den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Nordamerika auseinander.

Markt sollte offen bleiben

„Da beobachten wir das Umfeld sehr genau, da verfolgen wir die Entwicklungen am genauesten“, sagte der voestalpine-Chef unter Bezugnahme auf die Auswirkungen der Anti-Dumpingpolitik auf die langfristige Entwicklung des US-Marktes. „Wir glauben -, da wir nicht im Commodity-Bereich tätig sind, - sollte der Markt für uns offen bleiben“, hofft Eder und streicht dabei die Konzentration der voestalpine auf Hightech-Stahlprodukte bzw. die Abkehr von Massenstahl hervor. Trump will sich vor allem gegen billige Massenstahlimporte aus dem Ausland, insbesondere aus China, wehren.

Der Konzernchef rechnet damit, dass „die Auswirkungen überschaubar bleiben“ und glaubt nicht, dass sich die USA „Know-how-mäßig international isoliert“. „Wir rechnen eigentlich nicht damit, dass es hier zu dramatischen Belastungen kommt.“

Zwei neue Fabriken in Mexiko

In Mexiko, wo der Konzern bereits acht Standorte betreibt, baut die voestalpine derzeit zwei neue Fabriken. Dabei handle es sich um ein Komponentenwerk für die Automobilindustrie und ein Werk für Sicherheitskomponenten aus dem Rohr- und Profilbereich. „Das ist eine Konsequenz der US-Politik“, merkte Eder an. In den nächsten zwölf Monaten sei nichts zusätzlich geplant, eine weitere Expansion in dem Land würde Eder aber „nicht ausschließen“. Mexiko sei ein „attraktiver Standort für die Industrie“. „Aber das ist eine Entscheidung, die erst in den nächsten zwei bis drei Jahren zu treffen ist“, sagte der Konzernchef.

voestalpine Texas Corpus Christi Direktreduktionsanlage Reduktionsturm

voestalpine AG

Corpus Christi

„Texas läuft gut“

In den USA hat die voestalpine erst vor etwas über einem Jahr ein komplett neues Roheisenwerk eröffnet. Die Direktreduktionsanlage in Texas (Corpus Christi) hat sich das Unternehmen letztlich rund 1 Mrd. Dollar (etwa 810 Mio. Euro) kosten lassen. „Texas läuft gut, wir hatten den Hurrikan Harvey im zweiten Quartal, der uns nur überschaubare Probleme gemacht hat, das dritte Quartal ist gut gelaufen, wir fahren dort voll“, erklärte Eder. „Wir gehen eigentlich davon aus, dass wir in den nächsten Monaten diese sehr solide Entwicklung der letzten Zeit fortführen werden.“

Stahl die Basis - Hightech die Zukunft

Der Stahlkonzern konzentriert sich zunehmend auf teure Hightech-Produkte und will das Stahlgeschäft nicht ausweiten. Dasselbe gelte für den weltgrößten Stahlkonzern ArcelorMittal und dessen Übernahme des italienischen Stahlwerks Ilva. „Wir haben kein Interesse an irgendwelchen Assets.“ Eder weiters: „Ja, wir behalten unsere Stahlbasis, aber wir bauen die Kapazitäten nicht aus - wir werden mit Sicherheit nicht in irgendwelche Stahl-Assets investieren, weder auf der grünen Wiese noch durch Akquisitionen.“ Derzeit erzielt die voestalpine in der Sparte Steel Division etwa 30 Prozent des Jahresumsatzes.

Arbeiter in der Stahlproduktion der vostalpine

APA/Hans Klaus Techt

Arbeiter in der Stahlproduktion

Fusion von Mitbewerbern „berührt uns nicht“

Die anstehende Fusion des deutschen Konkurrenten ThyssenKrupp mit der indischen Tata zum zweitgrößten europäischen Anbieter berührt das Unternehmen nicht. Konzernchef Wolfgang Eder erwartet „keine spezifischen Auswirkungen und wenn, dann positive“.

So könnte es „durchaus Produktbereiche geben, wo durch die Fusion manche Kunden der beiden Unternehmen das Gefühl haben, zu sehr in Abhängigkeit zu geraten. Und da könnten wir eine Alternative sein“, räumte der CEO heute, Donnerstag, in einer Telefonkonferenz anlässlich der aktuellen Quartalszahlen ein. An Geschäftsteilen eines der beiden Anbieter sei die voestalpine aber nicht interessiert.

Zahlen, Daten und Fakten

Insgesamt steigerte die voestalpine ihren Umsatz in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres davor von 8,10 Mrd. auf 9,46 Mrd. Euro um fast 17 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um knapp ein Drittel auf 1,41 Mrd. Euro und erreichte damit annähernd das Niveau des gesamten Geschäftsjahres 2016/17 (1,54 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis (EBIT) weitete sich um 53 Prozent von 545 Mio. auf 834,6 Mio. Euro aus. Die EBIT-Marge stieg von 6,7 auf 8,8 Prozent. Der Gewinn je Aktie (EPS) legte von 1,86 auf 2,95 Euro zu (plus 58,6 Prozent). Das Gearing (Nettofinanzverschuldung in Relation zum Eigenkapital) verbesserte sich von 61,2 auf 53,5 Prozent.

Optimistischer Blick in die Zukunft

An der bisher guten Geschäftsentwicklung dürfte sich laut voestalpine auch im vierten Geschäftsquartal nichts ändern: Das EBITDA „sollte sich aus heutiger Sicht wieder in etwa auf dem Niveau des starken ersten Quartals bewegen“. Die von der voestalpine zu Beginn des laufenden Geschäftsjahres 2017/18 in Aussicht gestellte „deutlich positive Entwicklung“ von Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Jahr davor sieht der Konzern daher bestätigt.

2016/17 hatte sich der Umsatz um zwei Prozent auf 11,3 Mrd. Euro erhöht; der Jahresüberschuss war aufgrund von Sondereffekten um 12,5 Prozent auf 527 Mio. Euro gesunken. Das Geschäftsjahr endet am 31. März. Der Konzern beschäftigte im Berichtszeitraum weltweit 50.658 Mitarbeiter

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