Großteil der Firmengruppe Wozabal in Konkurs

Laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV) hat der Textilreiniger und Mietwäscheanbieter Wozabal am Donnerstag sechs Insolvenzanträge gestellt. Es handelt sich dabei um die größte Firmenpleite seit vier Jahren in Oberösterreich.

Reinigung von Textilien

Laut eigenen Angaben verarbeitet Wozabal täglich 175 Tonnen Textilien – vor allem Bekleidung und Wäsche aus dem medizinischen Umfeld sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen. Das Unternehmen hat sieben Standorte in Linz, Lenzing, Enns, Rankweil, Bad Hofgastein, Klagenfurt sowie in Tschechien und knapp 1.100 Beschäftigte.

Sechs der zehn Firmen der Unternehmensgruppe sind zahlungsunfähig, vier davon in Linz, zwei in Lenzing. Die Gesamtschulden übersteigen 104 Millionen Euro. Betroffen sind 792 Mitarbeiter, von denen der Großteil für Juli keine Löhne mehr ausbezahlt bekam, und insgesamt 608 Gläubiger. Wozabal dürfte sich mit dem Ausbau von Standorten und den Kosten der Automatisierung übernommen haben, zudem sei der Kreditanteil in der Finanzierung hoch. Laut KSV wurden Anfang des Jahres zwei Sanierungsexperten eingeschaltet, die aber mit August das Unternehmen unverrichteter Dinge verlassen hätten. Daraufhin sperrten die Hausbanken die Konten.

Wozabal Firmengebäude

fotokerschi.at

792 Arbeitsplätze sind von der Pleite betroffen

Geschäftsführer Christian Wozabal nennt als Gründe für die Insolvenz die hohen Investitionen in den vergangenen drei Jahren, die anfänglichen Probleme bei der Einführung der Mikrochip-Technologie, ein überdurchschnittlich hohes Wachstum von zwölf Prozent im Jahr 2015 (das wiederum Investitionen forderte) und zu kurzfristige Finanzierungslinien.

Versorgung der Kunden sichergestellt

Das operative Geschäft laufe positiv, und die Fortführung des Betriebes sowie die Versorgung der Kunden während des Insolvenzverfahrens seien sichergestellt, so das Unternehmen in einer Aussendung. Noch kurz vor der Insolvenz sei mit der Intermarket Bank, einer Tochter der Erste Group, eine Zwischenfinanzierung ausverhandelt worden.

61 Krankenhäuser und Rehakliniken, 254 Seniorenheime, 970 Kunden im Hotel und Reha-Bereich sowie 510 Kunden in der Industrie und im Pharmabereich versorgt Wozabal laut eigener Aussage.

Sechs Unternehmen betroffen

Die Anträge auf Eröffnung von Sanierungsverfahren wurden für folgende Unternehmen der Wozabal-Gruppe gestellt:

  • Wozabal Management GmbH (Landesgericht Linz)
  • Wozabal Textilservice Gesellschaft m.b.H. & Co KG (Landesgericht Linz)
  • Wozabal MPZ Medizinproduktezentrum Ges.m.b.H. & Co KG (Landesgericht Linz)
  • Wozabal Textile Logistik GmbH & Co KG (Landesgericht Wels)
  • Wozabal Sterilgut-Systeme GmbH & Co KG (Landesgericht Wels)
  • Wozabal Mietberufsbekleidung GmbH & Co KG (Landesgericht Wels)

Laut Aussendung strebt die Unternehmensgruppe Wozabal für die von der Insolvenz betroffenen Unternehmen jeweils ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung und den Abschluss eines Sanierungsplanes mit den Gläubigern an.

Fortführung geplant

Derzeit ist die Rede von einer Fortführung der sechs insolventen Firmen. Im Unternehmen wurde eine Planung bis Jahresende erstellt, nach der sich ein kostendeckender Betrieb bewerkstelligen lasse, heißt es beim KSV. Es seien aber noch weitere Maßnahmen für eine Sanierung erforderlich, so die Gläubigervertreter.

Unternehmen Wozabal, Betrieb

Wozabal

175 Tonnen Textilien werden täglich von der Wozabal-Gruppe verarbeitet

Die Unternehmensgruppe brauche vor allem frisches Kapital von einem Investor, um mittel- und langfristig überleben zu können. Die Wozabal-Insolvenz ist die größte Firmenpleite in Oberösterreich seit der dayli-Insolvenz vor vier Jahren.

AK: Dienstverhältnisse nicht voreilig lösen

Die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich rät den von der Insolvenz betroffenen Wozabal-Beschäftigten, ihre Dienstverhältnisse nicht voreilig zu lösen. Dadurch könnten Ansprüche verloren gehen, warnte AK-Präsident Johann Kalliauer am Donnerstag in einer Aussendung. Er kündigte an, dass kommende Woche Betriebsversammlungen mit Experten der AK abgehalten werden.

Zuversichtliche Politiker

Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl (beide ÖVP) zeigen sich zuversichtlich, dass die Sanierung der Firmen der Wozabal-Gruppe gelingt und der Betrieb aufgrund der guten Auftragslage fortgeführt werden kann: „Die oö. Landesbetriebe werden weiterhin mit dem Unternehmen zusammenarbeiten, wenn die Leistungen und Lieferungen wie bisher erbracht werden können. Damit will das Land OÖ auch einen Beitrag zur Sanierung des Betriebes und der Erhaltung der Arbeitsplätze leisten.“

Überbrückung für ausstehende Löhne

Die SPÖ-Landeschefin Birgit Gerstorfer schreibt in einer Aussendung, dass sie bereits mehrere Gespräche mit der Sparkasse Oberösterreich und der Hypo Oberösterreich geführt habe und beide Banken eine zinsenfreie Bevorschussung und somit eine Überbrückung für die ausstehenden Löhne zur Verfügung stellen würden. Gerstorfer appelliert an die anderen Geldinstitute in Oberösterreich und ersucht diese, ebenfalls eine zinsfreie Überbrückungshilfe für die betroffenen Gehaltskontokunden zur Verfügung zu stellen.

Auffanggesellschaft unter Beteiligung des Landes

Oberösterreichs Grüne sprechen sich für eine Auffanggesellschaft unter Beteiligung des Landes aus. Es müsse alles unternommen werden, um eine Weiterführung des Betriebs zu sichern, betonte Wirtschaftssprecherin Ruperta Lichtenecker. In dieser Situation sei es auch wichtig, dass das Land OÖ Haftungen und Garantien übernehme.

Links: