Pilsl zu Doppelmord: „Mann war ein Einzeltäter“

Am Mittwochabend hat Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) bekanntgegeben, dass der mutmaßliche Mörder des Linzer Ehepaars Kontakte zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehabt haben soll. Laut Landespolizeidirektor Andreas Pilsl war der Tunesier ein Einzeltäter.

Der 54-Jährige würde die Verantwortung für den Doppelmord vollständig übernehmen, sagt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Dass der Tunesier wegen eines IS-Auftrags das Ehepaar ermordet habe, davon geht Pilsl nicht aus. Allerdings habe die Auswertung der Kommunikation der sozialen Nachrichtendienste des Mannes gezeigt, dass es IS-Kontakte gibt. Diese gelte es nun genau aufzuarbeiten.

Sympathie mit IS

Bei Hausdurchsuchungen wurden verschiedene Kommunikationsmittel sichergestellt. „Es braucht noch Zeit, sämtliche Daten auszuwerten, vieles davon ist in Arabisch. Aber erste Erkenntnisse haben eindeutig Sympathie zum IS gezeigt.“ Weitere Details können aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht bekanntgegeben werden.

V.l.: Gottfried Mitterlehner (Leiter des Landeskriminalamtes OÖ), Andreas Pilsl (Landespolizeidirektor OÖ)

fotokerschi.at/Kerschbaummayr

Die Auswertung der Kommunikationsmittel des 54-Jährigen bewies, dass der Mann Kontakte zum IS hat

Der 54-Jährige war vor drei Jahren in seine Heimat Tunesien zurückgereist. Er wollte sich dort zwischenzeitlich - so heißt es - ein Standbein als Tischler aufbauen. Ob er dort radikalisiert wurde, lässt sich noch nicht sagen. Ein Hinweis aus der Bevölkerung machte die Polizei erstmals auf den Mann aufmerksam: „Allerdings ging es darum, ob der 54-Jährige deradikalisiert wurde, weil er keinen Vollbart mehr trug und sehr westlich aussah.“

„Radikalisierung erfolgte zu Hause“

Die Ermittlungen bestätigten den Verdacht der Deradikalisierung: „Der Mann lebt seit vielen Jahren in Österreich, ist verheiratet und arbeitet in einem Bioladen. Es gab keinen Grund für einen Extremismusverdacht. Aber Menschen ändern sich über Jahre. Man kann nicht in jeden hineinsehen.“

Pilsl

ORF

Andreas Pilsl live im Interview im Radio-OÖ-„Frühjournal“ mit Patrick Steinbock

Das soziale Umfeld würde jetzt genau unter die Lupe genommen werden. Von Komplizen und Mittätern geht Pilsl aber nicht aus. In den vergangenen Jahren wurden mehrere Maßnahmen gesetzt und mögliche Radikale festgenommen. Gefahr für einen Anschlag drohe aber keine. „Wir sehen dennoch, dass es einige in Oberösterreich gibt, die mit dem radikalen Gedankengut sympathisieren.“

Mord an Ehepaar hat IS-Hintergrund

Der Mord an dem älteren Linzer Ehepaar dürfte einen IS-Hintergrund haben. Das gab Innenminister Wolfgang Sobotka bekannt.

Politische Reaktionen

Politisch sorgten die neuen Entwicklungen im Doppelmord mit IS-Hintergrund für erste Reaktionen: Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) forderte die Sicherheitsbehörden zur wirksamen Bekämpfung extremistischer Bedrohungen in Österreich auf. Nach der Ermordung des alten Ehepaares in Linz seien die zuständigen Stellen nun gefordert, unverzüglich zu klären, wo vergleichbare Gefahren bestehen und wie gegen diese wirksam vorgegangen werden können, so Kern in einer ersten Stellungnahme.

Für Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) zeigt der Fall, dass den Sicherheitsbehörden die rechtlichen Möglichkeiten geboten werden müssen, die sie - wie er sagt - brauchen, um effektiv und präventiv tätig werden zu können und Schreckenstaten wie diese verhindern zu können. Zudem folgert Stelzer aus der Bluttat, dass es in Österreich offensichtlich größere Integrationsprobleme gebe als gedacht.

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