Proteste vor Burschenbundball

Im Linzer Palais Kaufmännischer Verein geht am Samstag der Burschenbundball über die Bühne. Die Sozialistische Jugend (SJ) Linz protestiert am Mittwoch vor dem Landhaus. Auch der „Linzer Arbeitskreis gegen das Korporierten-Unwesen“ hat zu einer Demo aufgerufen.

Der Ball versteht sich als „Jahresveranstaltung der in Oberösterreich lebenden Mitglieder von nationalen, waffenstudentischen Verbindungen“ wie Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften, Sängerschaften oder Pennalien.

Demo mit dem Namen „Burschi fressen“

Einige Gruppierungen planen Proteste gegen die Veranstaltung. Bereits am Mittwoch protestiert die Sozialistische Jugend vor dem Landhaus. Für Samstag hat ein „Arbeitskreis gegen das Korporierte Unwesen“ eine Demonstration angekündigt. „Burschi fressen“, lautet der höchst aggressive Titel, der in Umlauf gebracht wurde. Die Polizei ist daher alarmiert, deutlich mehr als 100 Beamte werden im Einsatz sein. Das Gebiet um das Vereinshaus wird gesperrt, nur Anrainer und Ballbesucher können durch. Um 18.00 Uhr soll dann nach derzeitigen Informationen ein Demonstrationszug vom Hauptplatz aus starten.

Präsident versteht Proteste nicht

Dass dagegen protestiert wird, kann der Präsident des Trägervereines, der freiheitliche Europaabgeordnete Franz Obermayr, nicht verstehen. Die Korporierten würden ihren Ball seit 1948 regelmäßig feiern. Gegen den CV-Ball (Cartellverband, Anm.) habe es schließlich auch keine Demonstration gegeben, wunderte er sich.

Vorwürfen, dass beispielsweise die vom DÖW als rechtsextrem eingestufte Burschenschaft Arminia Czernowitz unter den Organisatoren sei, begegnet Obermayr mit Kritik am Dokumentationsarchiv, das sich bei den Verbindungen „nicht auskennt“. „Die Suppe ist zu dünn“, findet er. „Als Ballpräsident ist man ein potenzieller Neonazi. Das lasse ich mir nicht gefallen.“ Vielmehr sieht er die Kundgebungsteilnehmer als gewaltbereiten „Mob der Straße“. Bei den Protesten gegen den WKR-Ball in Wien, die Strache zu dem Vergleich „Wir sind die neuen Juden“ veranlasst haben sollen, ortete er gar „Pogrom-Stimmung“. Mehr dazu in Strache sieht sich missinterpretiert.

SPÖ, Grüne und KPÖ kritisieren Pühringer

Mit zunehmender Kritik von SPÖ, Grünen und KPÖ sieht sich Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) konfrontiert. Er nimmt zwar nicht - wie ursprünglich kolportiert - die Eröffnung vor, hat aber den Ehrenschutz über. Es sei Tradition, dass die Landeshauptleute die Veranstaltung besuchen würden, verteidigt er sich. Der Burschenbundball sei bisher „frei von jeglicher politischen Agitation“ gewesen. Sollte es aber zu „Rechtstümelei oder Geschichtsfälschung“ kommen, werde er im kommenden Jahr nicht mehr mit dabei sein, kündigte er an. Von Obermayrs „Pogrom“-Sager distanzierte er sich klar.

Pühringer im Gespräch mit ORF-Redakteur Gernot Ecker:

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Auch SOS Mitmensch, das Mauthausen Komitee und das Netzwerk gegen Rassismus rufen Landeshauptmann Pühringer dazu auf, dem Ball fern zu bleiben und seinen Ehrenschutz zurückzulegen. Mehr als unpassend findet der ÖGB den Besuch des Landeshauptmanns am Burschenbundball, denn damit würde die Veranstaltung unnötig aufgewertet.

Die Eröffnung nimmt ein Vertreter der Linzer Kepler Universität vor. Diese distanzierte sich im Vorfeld „von jedweder Verharmlosung des Antisemitismus“.

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