Unterschätzte Delirien nach Operation

Verwirrtheit nach einer Operation ist keine Seltenheit. Doch so genannte „Delirien“ können Langzeitfolgen haben. Im Krankenhaus St. Josef in Braunau gibt es jetzt ein Maßnahmenpaket, um das zu verhindern.

Verwirrung, Desorientierung, aggressives oder ungewöhnlich ruhiges Verhalten. Delirien zeigen sich ganz unterschiedlich. Diese Bewusstseinsstörungen können aber nicht nur bei älteren Patienten auftreten, nach einer Operation oder im Zuge einer schweren Erkrankung.

Früher hat man sie fälschlicherweise als normal betrachtet, sagt der Leiter der Anästesiologie Florian Neuhierl: „Das ist keine harmlose Nebenerscheinung, im Krankenhaus verwirrt zu sein. Im Gegenteil, es ist das Krankheitsbild eines Gehirnversagens, das unbedingt behandelt werden sollte. Die Folgen in der Zeit nach dem Krankenhaus können erheblich sein.“

Extra geschultes Personal

Probleme - wie Vergesslichkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten - müssen nicht, können aber bleiben und so die Lebensqualität mindern. Im Krankenhaus St. Josef in Braunau will man das verhindern. Das Pflegepersonal wird extra geschult: Es wurde ein eigener Behandlungsleitfaden erstellt, um Situationen besser einschätzen und entsprechend reagieren zu können.

LKH Feldbach Intensivstation

KAGes

Verwirrtes oder aggressives Verhalten wurde nach einer OP fälschlich als normal eingestuft

Auf Intensivstationen ist sogenanntes „Delir-Management“ üblich. Hier will man das ausweiten, zunächst auf die Abteilung für Orthopädie und Traumatologie mit - deren Leiter Jürgen Barth: „Wir sind seither sehr viel aufmerksamer auf die Symptome geworden. Gerade bei ruhigen Patienten, die wir vorher nicht sofort erkannt hätten“

Noch besser sei es natürlich, Risiken vorab zu reduzieren - auf Medikamente, die es fördern können verzichtet man, wenn möglich.

Fotos und Uhren erleichtern Situation

Im Umgang mit Delirien gehe es um viele Kleinigkeiten, heißt es im Krankenhaus in Braunau, deren Summe aber wesentlich für den Erfolg sei. So versucht man beispielsweise auch, den Patienten nach Operationen die Orientierung zu erleichtern. Etwa mit einem Kalender und einer Uhr an der Wand und persönlichen Fotos im Zimmer.