Besonders harte Zeit für Obdachlose

Der Winter ist gerade für Obdachlose eine besonders harte Zeit. Als hätten sie es mit ihrem Schicksal nicht schon schwer genug, schlafen viele bei Temperaturen weit unter null Grad im Freien, wie auch die 29-jährige Natalia.

In Linz gibt es mindestens 50 Obdachlose. Zum Beispiel kämpft sich jeden Tag eine junge Frau namens Natalia durch das Leben, die nach einem Schicksalsschlag auf der Straße landete.

Abtreibung brachte Leben durcheinander

Eine Abtreibung habe ihr Leben schlagartig verändert, so Natalia. Ihr damaliger Freund habe sie dazu gezwungen, dann habe er sie verlassen, so die Moldawierin. Unter ihren Sachen findet sich ein Kinderwagen, den sie im Sperrmüll gefunden habe, der aber auch als Erinnerung an ihr verlorenes Kind diene, wie sie sagt.

Kaum Kontakt zu Verwandten

Mit Verwandten in Moldawien hat sie seither kaum Kontakt. Auch zu ihrer Mutter und ihrem Bruder, mit denen sie vor 16 Jahren nach Oberösterreich gekommen ist, reißt der Kontakt immer mehr ab: „Von meinem Bruder weiß ich nichts, meine Mutter lebt mit ihrem Freund im Mühlviertel. Aber sie schämt sich für mich. Wenn wir reden, dann aber nur immer ein paar Sekunden.“

Obdachlos

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Die 29-jährige Natalia kämpft mit der Kälte

Neben dem seelischen Schmerz plagen Natalia jetzt im Winter auch die eisigen Temperaturen, täglich beginnt die Suche nach einem passenden Platz zum Schlafen von Neuem. „Meistens schlafe ich unter Brücken oder am Bahnhof.“ Wohin sie jetzt gehen soll, wisse sie noch nicht. Dauerhaft in einer Sozialeinrichtung bleiben möchte sie aber auch nicht. Dort schaue sie nur kurz vorbei, zum „Duschen und Wäschewaschen“, wie sie sagt.

Warme Kleidung und Schlafsäcke angeboten

Bei der Stadt Linz verweist man auf Streetworker, die vom Verein B37 gestellt werden und sich um Obdachlose kümmern. „Sofern es möglich ist, werden die Kontakte sehr intensiv gepflegt“, sagt die Vizebürgermeisterin von Linz und Sozialreferentin Karin Hörzing. „Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit werden viel Kleidung und Schlafsäcke angeboten.“ Zudem werden Plätze in Notschlafstellen angeboten. Obdachlose können jedoch nicht gezwungen werden, dort zu schlafen, heißt es vom Verein B37.

Auch Natalia möchte lieber im Freien übernachten, am liebsten wäre es ihr jedoch, nach Moldawien zurückzukehren. Der Wunsch nach Heimat und Geborgenheit einer jungen Frau, die im Stich gelassen wurde.