Mahrer folgt Leitl als Wirtschaftsbund-Obmann

Seit Donnerstag steht der 44-jährige Harald Mahrer, derzeit Wirtschaftsminister, als Nachfolger von Christoph Leitl als Wirtschaftsbund-Obmann fest. Im Interview mit dem ORF OÖ zeigte sich Leitl „voll und ganz zufrieden“.

Mahrer war der Favorit Leitls und wurde Donnerstagvormittag in der Präsidiumssitzung des Wirtschaftsbundes in der neuen Funktion einstimmig bestätigt. Der Wechsel soll 2018 über die Bühne gehen.

„Eine gelungene Betriebsübergabe“

Leitl war im Interview mit ORF-Redakteur Robert Fürst hörbar erleichtert: „Ich freue mich sehr, denn in der Wirtschaft sind gelungene Betriebsübergaben Erfolgserlebnisse. Und ich habe jetzt so ein Erfolgserlebnis gehabt. Mahrer ist ein Unternehmer, der in der Zukunft und digitalen Welt lebt, der politische Erfahrungen und Netzwerke mitbringt, der also viele, viele Voraussetzungen erfüllt, die wir in dieser Zeit der Veränderungen brauchen. Ich traue ihm zu, dass mit ihm Österreich zur Spitze zurückkommt. Also, ich bin voll und ganz zufrieden.“

Harald Mahrer und Christoph Leitl

APA/Georg Hochmuth

Auf die Frage, dass es auch andere Kandidaten und Widerstand gegen Mahrer gegeben habe, sagte Leitl: „Es ist in einer Demokratie so, dass es oft mehrere Kandidaten gibt. Letztlich kann es nur einer werden. Ich gehe davon aus, dass es keine Risse gibt, weil es nur einen einzigen Kandidaten gab, der alleine zur Wahl stand.“

„Er hat die Dynamik, ich die Erfahrung“

Auf die Funktion des Wirtschaftskammer-Präsidenten angesprochen, meinte Leitl: „Mahrer ist damit als Nachfolger designiert, nachdem es allgemeiner Wunsch ist, die Funktionen Wirtschaftsbund und Wirtschaftskammer in einer Hand zu halten. Derzeit sind wir dann zwei Pferde, die einen Karren gemeinsam ziehen. Er die Dynamik und frischen Ideen der Jugend, und ich die Erfahrung.“

„Übergabe in Wirtschaftskammer, wenn es Zeit ist“

Auf die Pflichtmitgliedschaft in der Wirtschaftskammer angesprochen, sagte Leitl: „In dieser Frage stimme ich mit meinem Nachfolger völlig überein.“ Nicht festlegen wollte sich Leitl, ob er bis 2020 Wirtschaftskammer-Präsident bleibe (solange läuft noch sein Mandat): „Das ist überhaupt nicht gesagt. Wir werden jetzt gemeinsam die Dinge entwickeln, und wenn es Zeit ist, werden wir die Übergabe auch in der Wirtschaftskammer machen.“

Als fix gilt, dass Leitl per Jänner bereits zum zweiten Mal in seiner Laufbahn Präsident der europäischen Wirtschaftskammern wird. Dabei hofft er unter anderem auf Synergien mit dem österreichischen EU-Ratsvorsitz im zweiten Halbjahr 2018. Übrigens: Leitl ist auch Vorsitzender der globalen Kammerplattform Global Chamber Platform.

1990 geht Leitl in die Politik

Der 68 Jahre alte Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften war von 1977 bis 1990 Geschäftsführer im Familienunternehmen Bauhütte Leitl-Werke GmbH in Hinzenbach (Bezirk Eferding) mit 300 Beschäftigten. Dann stieg Leitl in die Politik ein. Von 1990 bis 1995 war Leitl Abgeordneter zum oberösterreichischen Landtag und von 1995 bis 2000 Wirtschaftslandesrat seines Heimatbundeslandes - als solcher legte er einige ausgeglichene Landesbudgets vor. Von 1995 bis 2000 war er zudem Landeshauptmann-Stellvertreter.

1999 wurde er Präsident des ÖVP-Wirtschaftsbundes und als solcher im Jahr 2000 - nach gewonnener Kampfabstimmung - Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Dort sorgte er gleich nach seinem Einstieg für eine Absenkung der Mitgliedsbeiträge; erst heuer wurde die nächste, die ab 2019 gilt, organisiert. Das stieß in einigen Länderkammern allerdings auf Kritik.

Energy-Globe-Ehrenpreis für Lebenswerk

Leitl entkam im September 1979 einem Entführungsversuch. 2014 erhielt er den Energy Globe Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Der Energy-Globe-Award für das Lebenswerk ging abseits von Leitl 2008 an Michail Gorbatschow für seine Perestroika, 2010 an den früheren Gouverneur Arnold Schwarzenegger für sein Engagement um den Einsatz erneuerbarer Energien in Kalifornien und 2014 an die iranische Vizepräsidentin Masoumeh Ebtekar, die sich seit Jahren für den Umweltschutz im Iran einsetzt.

Leitl ist verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. In seiner Heimat in Neumarkt im Mühlkreis (Bezirk Freistadt) gartelt er gerne und geht in seiner Freizeit Fischen, Schwammerlsuchen und Wandern.