Glawischnigs Rücktritt überraschte auch Grüne

Der Rücktritt von Grünen-Chefin Eva Glawischnig kam auch für die oberösterreichischen Grünen überraschend. Glawischnig war am Donnerstagvormittag in einer spontan einberufenen Pressekonferenz zurückgetreten.

„Ich habe - wie die meisten von uns - erst gestern, am Mittwoch, davon erfahren“, sagte Oberösterreichs Grüne Landessprecherin Maria Buchmayr, „es war eine zutiefst persönliche Entscheidung, für die ich ihr hohen Respekt zolle.“

Eva Glawischnig

APA/Robert Jäger

Sie wolle Familie und Gesundheit den Vorrang geben, sagte Eva Glawischnig am Donnerstag

Bundespolitik für Anschober nicht Ziel

Grünen Urgestein Landesrat Rudi Anschober hält Glawischnigs Entscheidung trotzdem für richtig. Man müsse sich vor einer Wahl sehr genau überlegen, ob man zu 100 Prozent fit ist und zu 100 Prozent will. „Wenn das nicht der Fall ist, ist es besser rechtzeitig zu sagen, das geht mit mir nicht“, so bekomme die Partei eine Chance, eine gute Nachfolge aufzubauen im Gespräch mit ORF-Redakteur Klaus Obereder. Ein Wechsel in die Bundespolitik sei für ihn kein Ziel „für mich gibt’s eine ganz klare Priorität seit vielen Jahren und das ist Oberösterreich.“

Anschober: „Arbeite irrsinnig gern in Oberösterreich“

Harter Wahlkampf steht bevor

Dass die Chefin fünf Monate vor der Nationalratswahl das Handtuch wirft, kam auch die eigene Partei überraschend, sagte Buchmayr auf Frage des ORF Oberösterreichs. Doch gerade im Wahlkampf, bei dem der Ton täglich schärfer werde, müsse man sich gut überlegen, ob man das möchte. Man hat ja auch eine enorme Herausforderung zu tragen als Parteichefin.

Maria Buchmayr

ORF

Buchmayr dankte Eva Glawischnig für ihre Arbeit

Zu der Nachfolge wollte sich Buchmayr aber nicht konkret äußern, sie wolle keine Namen nennen, bekräftigte aber, dass Ingrid Felipe eine hervorragende Politikerin sei. Am Freitag wird der erweiterte Bundesvorstand zusammentreffen. Da werden erste Diskussionen rund um die Besetzung des freien Chef-Sessels geführt werden, so Buchmayr. Ab sofort gelte es „nach vorne zu schauen“ und „zügig alle erforderlichen Entscheidungen zu treffen, um bei der Nationalratswahl im Herbst erfolgreich zu sein“.

Seit 2008 an Parteispitze

Als Langzeitparteichef Alexander Van der Bellen nach der Nationalratswahl 2008 von der Parteispitze abtrat, war Glawischnig zwar die logische Nachfolgerin. Ihre Ausgangslage war allerdings durchaus schwierig: Unter Van der Bellen hatten die Grünen erstmals zweistellige Ergebnisse auf Bundesebene geschafft, und ob die Ökopartei das auch ohne ihr bürgerliches Aushängeschild schaffen würden, galt vielen als zweifelhaft.

Glawischnig und Piesczek

APA/Pfarrhofer

Mehr Zeit für Familie geplant: Glawischnig mit Ehemann

Zum Abschied hinterlässt Glawischnig unterm Strich dennoch eine erfolgreiche Bilanz: Bei der Nationalratswahl 2013 schafften die Grünen das beste Ergebnis der Parteigeschichte (12,4 Prozent). Die Regierungsbeteiligung in Oberösterreich wurde zwar an die FPÖ verloren, dennoch regieren die Grünen derzeit in fünf Bundesländern mit (Wien, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg). Und seit Jänner sitzt erstmals ein Grüner Bundespräsident in der Hofburg.

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