Werberat „stoppt“ umstrittenes AK-Video

Ein umstrittenes Werbevideo der Arbeiterkammer (AK) soll sofort gestoppt werden, hat der österreichische Werberat am Montag entschieden. Das Video zeigt einen Unternehmer, der sich nur um seine Boni sorgt, aber nicht um seine Mitarbeiter kümmert.

Das Werbevideo der AK Oberösterreich hatte das Verhältnis der Sozialpartner in Oberösterreich zerrüttet. Die designierte Präsidentin der Wirtschaftskammer (WK), Doris Hummer, kündigte an, dass die Zusammenarbeit mit der AK bis auf Weiteres ausgesetzt werde - das Präsidium lieferte in der Vorwoche den dazu nötigen Beschluss. Gegen den Werbefilm wurden österreichweit insgesamt zwölf Beschwerden beim Werberat eingebracht. Dieser leitete daraufhin ein Verfahren ein.

„Diskriminierung einer ganzen Berufsgruppe“

Am Montag veröffentlichte das Gremium seine Entscheidung auf der Homepage: Der österreichische Werberat fordert die AK Oberösterreich auf, die Kampagne sofort zu stoppen. Die Mehrheit der Werberäte sind der Meinung, dass der Spot eine ganze Berufsgruppe diskriminiere, Dominanzgebaren gegenüber Mitarbeiterinnen als normal suggeriere und Frauen herabwürdige - etwa dadurch, dass im Video der Firmenchef einer schwangeren Frau Geld in den Ausschnitt stecke.

Der Werberat führt in dem Entscheid weiters an, die Botschaft des Filmes sei irreführend und eine pauschale und völlig undifferenzierte Abwertung von Unternehmern und Führungskräften.

„Grenzt an Böswilligkeit, uns Sexismus vorzuwerfen“

AK-Präsident Johann Kalliauer kritisierte am Montag die Entscheidung des Werberats: Vor allem der Vorwurf der Herabwürdigung von Frauen sei seiner Ansicht nach inhaltlich falsch. Der Spot kritisiere nämlich sexistisches Verhalten am Arbeitsplatz, daher finde sich darin eine stark überzeichnete Darstellung von Sexismus.

„Uns da jetzt Sexismus vorzuwerfen, das grenzt an Böswilligkeit“, so Kalliauer. Er verwies darauf, dass der Werberat ein Organ der Unternehmen und seine Mitglieder fast ausschließlich Arbeitgeberverbände im Umfeld der Werbewirtschaft seien. „Mit unserem Spot thematisieren wir die schwarzen Schafe unter den Unternehmerinnen und Unternehmern, nicht alle pauschal“, so Kalliauer. Die Frage, was Satire darf, beantwortete er mit Kurt Tucholsky: „Alles!“

WK: „Zusammenarbeit bis auf weiteres ausgesetzt“

Die WK ist über diese Entscheidung naturgemäß mehr als erfreut. Gegenüber der AK schlägt man keine versöhnlichen Töne an. Es ändere sich nichts am Beschluss des Präsidiums, die Zusammenarbeit mit der AK bis auf Weiteres auszusetzen. Das Video sei nur das jüngste Glied in einer mittlerweile endlos gewordenen Kette von Attacken, so Hummer. Sie fordert eine öffentliche Entschuldigung.

„Bei Diffamierung ist Grenze erreicht“

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) meinte am Montag, dass es in der Natur der Sache liege, wenn es zu harten Diskussionen zwischen den Sozialpartnern komme. Wenn es dabei aber zur Diffamierung einzelner Personen oder einer ganzen Berufsgruppe komme, sei eine Grenze erreicht, die der Werberat mit seiner Entscheidung jetzt aufgezeigt habe. Dass der Spot gestoppt werden müsse, sei eine richtige Entscheidung, weil er einen Keil zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber treibe, so Stelzer. Gleichzeitig fordert er die Sozialpartner auf, rasch wieder zu einem Miteinander zurückkehren.

Auch Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) und die Industriellenvereinigung begrüßten die Entscheidung des Werberats. Haimbuchner sagte, die AK müsse sich sowohl bei den Arbeitgebern, aber auch bei den Arbeitnehmern entschuldigen, weil sie mit diesem Video eine Spaltung betreibe. Auch er fordert eine Rückkehr zur Zusammenarbeit von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer.

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