Steyr: Lebenslänglich für Mord aus Eifersucht

Auf „lebenslange Haft“ hat das Gericht in Steyr beim Prozess um einen Mord entschieden. Der 57-jährige Pensionist soll mit unzähligen Messerstichen und Schlägen seine Ehefrau getötet haben. Das Motiv: Eifersucht. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Geschworenen für den für einen Tag anberaumten Prozess kamen einstimmig zum Schluss, dass die Tat Mord war. Das Gericht wertete das Geständnis der Tat zwar als mildernd, die heimtückische Vorgehensweise aber als erschwerend. Den Töchtern wurde jeweils ein Trauerschmerzengeld sowie teils Begräbniskosten von 10.000 bis 15.000 Euro zugesprochen.

Nichtigkeitsbeschwerde eingelegt

Der Verteidiger des angeklagten Frühpensionisten hob in dessen Auftrag sofort nach dem Urteilsspruch Nichtigkeitsbeschwerde, Strafberufung und Berufung gegen den Ausspruch über die privatrechtlichen Ansprüche. Die Staatsanwaltschaft erklärte Rechtsmittelverzicht.

Tödlicher Streit in Ried im Traunkreis

laumat.at / Matthias Lauber

Der Tatort in Ried im Traunkreis

Noch-Gattin aufgelauert

Am 30. Juli ereignete sich die folgenschwere Auseinandersetzung des in Scheidung und getrennt lebenden Ehepaares. Der Frühpensionist lauerte seiner Noch-Gattin in deren Wohnung auf. Dazu stahl er der Tochter den Schlüssel für die Wohnung der Mutter, versteckte sich dort und wartete, bis die Frau von der Nachtschicht heim kam.

„Wollte nur, dass sie still ist“

Als sie ihren Mann entdeckte, schrie sie offenbar laut. „Dann hab ich zugestochen, ich wollte nur, dass sie still ist,“ berichtete der Angeklagte relativ ungerührt dem Geschworenengericht unter Vorsitz von Richter Wolf-Dieter Graf. Er attackierte die 53-Jährige mit den mitgebrachten Tatwaffen im Bereich des Kopfes, des Oberkörpers und des Bauches. Die Frau konnte sich noch in das Stiegenhaus schleppen und um Hilfe rufen. Nachbarn verständigten sofort Rettung und Polizei, die Helfer konnten die Frau aber nicht mehr retten.

Der Angeklagte war währenddessen noch in der Wohnung geblieben, wo er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Der Mann musste mehrere Tage auf der Intensivstation verbringen, wo seine schweren Kehlkopfverletzungen behandelt wurden.

Staatsanwalt: berechnender Mann

Staatsanwalt Wilfried Kondert stellte den Angeklagten als einen „berechnenden, manipulativen Mann“ dar, der es nicht ertragen konnte, dass seine Frau ein Leben ohne ihn plante: „Er hat seinen Willen durchsetzen wollen, koste es, was es wolle.“ So habe er bewusst Strategien wie Erpressungen eingesetzt, um seine Gattin zu halten.

Doch dann kam es zur Zäsur: Die Frau hatte einen neuen Lebensgefährten, so Kondert. Ihm wurde klar, verloren zu haben und er habe den Entschluss gefasst, zu töten. Erstmals lauerte er der Frau am 11. Juli im Stiegenhaus auf. „Sie hat mir aber leid getan“, erklärte der Angeklagte, warum er damals wieder Abstand von seinem Vorhaben nahm.

Mordprozess Steyr

ORF/Stephanie Mittendorfer

Reges Medieninteresse beim Prozess am Mittwoch

Verteidiger: Familienvater provoziert und ausgenutzt

„Das ist nur die halbe Wahrheit“, meinte Verteidiger Thomas Loos. Auch wenn bei seinem Mandanten daheim - er hat vier Kinder - ein „rauer Umgangston“ geherrscht habe, sei er „loyal zu seiner Familie“ gestanden. Die Töchter hätten den Vater aber als „Bankomaten“ ausgenützt und die Eltern gegeneinander ausgespielt.

Dann wurde der Hilfsarbeiter krebskrank, verlor seinen Job und die Frau habe sich von ihm abgekehrt, versuchte Loos den Geschwornen die Tat nachvollziehbar zu machen. „Sie hat mich immer wieder provoziert“, meinte auch der krebskranke Angeklagte. Aber „ich bereue alles, ich habe meine Frau immer geliebt“.

Kinder sprachen von Ehemartyrium für Mutter

Die erwachsenen Kinder hingegen beschrieben die Ehe der Eltern eher als ein Martyrium für die Mutter, wollen nichts von einem liebenden Gatten bemerkt haben. Gewaltsame Übergriffen wie Schläge und Fußtritte hätten das mehr als 30-jährige Eheleben bestimmt. Die Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner hatte in einem Gutachten die Zurechnungsfähigkeit des Beschuldigten attestiert.