Betriebsrat: Jodeln wird den Staat nicht erhalten

Der Konzern-Betriebsratschef der voestalpine und der SPÖ-Bürgermeister von Linz fordern neue Arbeitszeitmodelle. „Mit Schuhplatteln, Jodeln und gegenseitigem Haareschneiden werden wir unseren Staat nicht erhalten können“, so der Betriebsrat.

Dass Unternehmenschefs und ihre Interessensvertreter flexiblere Arbeitszeitregelungen fordern, ist keine Überraschung. Mit dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und dem voestalpine-Kozernbetriebsrat-Vorsitzende Hans-Karl Schaller sprechen sich auch Sozialdemokraten für eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten aus. Allerdings biete das Gesetz bereits alle Möglichkeiten zur Flexibilisierung, sie müssten von den Arbeitgebern nur genützt werden - auf Augenhöhe mit der Belegschaft. Bei einem korrekten Umgang miteinander wie in der voestalpine bringe das beiden Seiten etwas.

Mehr als 930 Arbeitszeitpläne am Standort Linz

932 verschiedene Arbeitszeitpläne gebe es in der voestalpine allein am Standort Linz in den unterschiedlichen Beschäftigungsbereichen - alle gesetzeskonform und einvernehmlich zwischen Unternehmensleitung und Belegschaftsvertretung vereinbart. „Von denen wird es wohl eines geben, das auch für einen anderen Betrieb passt“, bemerkte Luger dazu.

Klaus Luger und Hans-Karl Schaller

ORF

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und der voestalpine-Kozernbetriebsrat-Vorsitzende Hans-Karl Schaller bei ihrer Pressekonferenz

Der Betriebsratschef nannte „3V“ als Erfolgsformel bei der Umstellungen: „Meine Leute müssen das verstehen, es muss Vertrauen bestehen und dann verändert werden. Aber leider wird es oft umgekehrt gemacht: Zuerst verändert, das stößt nicht auf Verständnis und zuletzt wird verworfen“. In der voestalpine habe man den Mut, etwas zu probieren und eventuelle Mängel aufzuarbeiten. Auch scheitern sei erlaubt. „Nur liegen bleiben wäre das Schlimmste“, meinte Schaller.

Rückgrat der Wirtschaft

Knapp 11.000 Beschäftigte hat die voestalpine derzeit am Standort Linz, zwischen 30.000 und 40.000 weitere Arbeitsplätze hängen mehr oder weniger direkt von dem Konzern ab. Dieses industrielle Rückgrat zu sichern, wenn nicht gar auszubauen, müsse bei der Weiterentwicklung des Stahlstandortes Linz, Österreich und Europa oberstes Ziel sein. Schließlich sei die produzierende Industrie das Rückgrat der Wirtschaft. Schaller, der auch in der Gewerkschaftsbewegung eine maßgebliche Rolle spielt, brachte es so auf den Punkt:

Den Standort erhalten und sichern

„Mit Schuhplatteln, Jodeln und gegenseitigem Haareschneiden werden wir unseren Staat in der derzeitigen Form nicht erhalten können.“

Für die Sicherung des Standorts seien einige Maßnahmen dringend notwendig, waren sich Luger und Schaller einig. So müsse sich die Bundesregierung in Brüssel dafür einsetzen, dass die voestalpine als Vorreiter beim Umweltschutz und CO2 Ausstoß von ungerechten Umweltabgaben befreit werde. Schaller sprach sich dabei wie der voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder für eine Abgabenbefreiung für Benchmark-Unternehmen aus. Außerdem brauche es dringend eine europäische Energiepolitik, um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben.

Mädchen in die Technik

Luger kündigte auch an, sich massiv für eine neue HTL für Elektronik, Automatisierung und Mechatronik für Linz einzusetzen. Daneben wird in den städtischen Kindergärten „Mädchen in die Technik“ propagiert, in den Pflichtschulen werden bessere Grundkenntnisse vermittelt und ein Technologieschwerpunkt gesetzt.