Wirbel um Aus für Welser Jugendherberge

Das geplante Ende der Jugendherberge in Wels ist diese Woche bekannt geworden. Im nächsten Gemeinderat soll es den Beschluss dazu geben. Scharfe Kritik kommt von Kulturschaffenden, Unverständnis von Touristikern, hieß es.

Ende Dezember sollen sich die Türen der Welser Jugendherberge endgültig schließen. Das soll in der nächsten Gemeinderatssitzung am 19.12.2016 mit den Stimmen von FPÖ und ÖVP beschlossen werden - die Messestadt könnte die einzige Stadt über 50.000 Einwohner ohne Jugendherberge werden. Jugendreferent Gerhard Kroiß (FPÖ) rechtfertigt das mit einer nicht mehr zeitgemäßen Ausstattung.

„Nur 30 Prozent Auslastung“

Von 53 Zimmern hätten nur wenige Dusche und WC im Zimmer. Ein Umbau würde angeblich 500.000 Euro kosten. Auch sei eine durchschnittliche Auslastung von 30 Prozent mit einem jährlichen Verlust von knapp 100.000 Euro kaum zu rechtfertigen. Die SPÖ sieht das anders, sie spricht von einem Abgang von 50.000 Euro jährlich.

Dass Wels künftig die einzige große Stadt in Österreich ohne eigene Jugendherberge sei, wie es die junge SPÖ kritisiert, stört Kroiß nicht. Wels sei keine so touristische Stadt, die eine Jugendherberge benötige, sagte er gegenüber dem ORF OÖ. Ausweichmöglichkeiten gebe es in Studenten- und Schülerheimen. Beim Veranstaltungszentrum Schlachthof widerspricht man, ergab die Anfrage des ORF OÖ. Im Winter, wo man die Zimmer bräuchte seien die Heime belegt.

Für den Vorsitzenden des Kulturvereins „Waschaecht“ Peter Eberle sei die Schließung eine Katastrophe. Letztlich würden Jugendliche und Touristen mit kleinem Budget nicht mehr kommen.

Peter Eberle zur Schließung

„Jugendherberge ist kein Drei-Sterne-Hotel“

Während des Jugendmedienfestivals „Youki“ seien alle Zimmer der Herberge ausgebucht. Obmann Boris Schuld versteht die Kritik des Jugendreferenten an der Ausstattung nicht: „Eine Jugendherberge ist eben kein Drei-Sterne-Hotel“.

„Klo am Gang ist für eine Jugendherberge nichts besonderes“, Boris Schuld zur Ausstattung

Umbau zu Beratungszentrum

Obmann Helmut Platzer vom Welser Tourismusverband sieht in Wels einen großen Bedarf an kostengünstigen Zimmern. Er ist gegen die Schließung der Jugendherberge, sieht aber einen Optimierungsbedarf beim Marketing. Denn es sei nicht einmal möglich, Zimmer online zu buchen.

Im Spätsommer soll in den Räumen der Jugendherberge um 270.000 Euro ein Familien- und ein Drogenberatungszentrum entstehen. Die Leiter der Jugendherberge sowie des Schlachthofs waren zu einer Stellungnahme nicht bereit, sie verwiesen auf ein Interviewverbot seitens der Stadt Wels.