Drei bis vier Kindesentziehungen pro Jahr

Jene beiden Fälle rund um die Kinder, die von ihren Vätern im Zuge eines Sorgerechtsstreits in anderen Ländern festgehalten wurden, sind keine Einzelfälle. Laut Landeskriminalamt komme es immer wieder zu solchen Kindesentziehungen.

Nicht selten führen Eltern einen erbitterten Kampf um die Obsorge über die gemeinsamen Kinder. Drei- bis viermal jährlich schrecken Mütter oder Väter in Oberösterreich nicht davor zurück, dass sie die Kinder dann im Ausland festhalten, sagt Gisbert Windischhofer vom Landeskriminalamt.

„Oft wollen Mütter geschädigt werden“

Nach seiner Erfahrungen gehen solche Taten in der Regel aber von den Vätern aus. Dabei würden sie aber weniger den Kindern schaden wollen, sondern den Müttern, so Windischhofer: „Denn eines ist klar: Wenn man die Mutter schädigen will, spielt man das sehr oft über die Kinder“, so Windischhofer.

Oft würden Väter auch die Kinder aus einer vermeintlichen Misere retten wollen, in dem Glauben, dass es ihnen bei ihm besser gehen würde als bei der Mutter. Dabei unterschätzen Männer aber den psychischen Schaden, den sie bei ihren Kindern auslösen. So vermutlich auch in den Fällen jener Kinder, die in Ägypten und Türkei von ihren Vätern festgehalten wurden. Die beiden Männer wurden angezeigt - mehr dazu in Zwei Fälle von Kindesentziehung geklärt (ooe.ORF.at).

Bis zu drei Jahre Haft drohen

Bei einer Anklage wegen Entziehung Unmündiger - also unter 14-Jähriger - drohen bis zu drei Jahre Haft. Viel höher ist der Strafrahmen bei Entführungen. Die rechtliche Grenze zwischen Entführung und Entziehung ist aber schmal: Eine Entführung wird unter Zwang ausgeübt. Ob es sich in den aktuellen Fällen doch um Entführungen handelt, müssen erst die Richter entscheiden, heißt es von den zuständigen Ermittlern. Für sie würde aber vieles darauf hinweisen, dass die Kinder unter Zwang entführt wurden.