Fotografin Elfie Semotan ist 75

Sie kennt das Gefühl, vor der Kamera zu stehen, sowie durch den Sucher zu schauen. Und die Fotografie wurde zu ihrer Leidenschaft und begründete Semotans Karriere. Am Montag ist die gebürtige Welserin 75 Jahre alt.

Geboren wurde Semotan am 25. Juli 1941 in Wels. Doch die oberösterreichische „Einschicht“ wurde nach einer Ausbildung an der Modeschule Hetzendorf in den 1960ern gegen das pulsierende Leben von Paris getauscht, wo sie sieben Jahre lang als Model tätig war. „Ich habe früh festgestellt, dass ich lieber hinter der Kamera bin, als mich vor der Kamera darzustellen“, hatte Semotan anlässlich einer Buchpräsentation im Frühjahr festgehalten.

Elfie Semotan, 2013

Elfie Semotan, 2013

Kunsthalle Krems

Superstars für Hochglanzmagazine fotografiert

Und das hat sie in weiterer Folge dann auch umgesetzt: So konnte sie nach ihrem Berufswechsel für renommierte Zeitschriften wie „Vogue“, „Elle“ oder den „New Yorker“ arbeiten und lichtete bald Superstars ab. Die Liste ist dabei lang: Hollywoodstars wie Marion Cotillard, Colin Farrell, Brad Pitt oder Willem Dafoe kamen ihr ebenso vor die Linse wie Supermodels vom Kaliber einer Naomi Campbell.

Aber auch heimische Künstler setzte sie in Szene, gelangen ihr doch sehr persönliche Porträts von Elfriede Jelinek, Stefan Sagmeister oder Maria Lassnig.

Elfie Semotan in ihrem Bauernhaus

ORF

Elfie Semotan in ihrem Bauernhaus, 2016

„Kleider haben mich nie so interessiert“

„Mich erfüllt es mit Glücksgefühlen, wenn ich mit meinen Arbeiten das Leben eines Künstlers zeigen kann.“ Wobei sie ihren eigenen Zugang immer betonte: „Ich bin loyal zur Person und habe deswegen oft ein sensationelles Foto aufgegeben“, so Semotan. „Ich habe Modefotografie als Menschenfotografie gesehen. Kleider haben mich nicht so interessiert, sondern die Menschen.“ Gisele Bündchen etwa fotografierte sie für das US-amerikanische Frauenmagazin „Allure“ bei einer Tortenschlacht mit ihrer kleinen Schwester Gabriela Bündchen.

Neben der Mode- und Kunstfotografie war sie mehrfach auch für die Werbebranche tätig, sind ihre Sujets doch auch aus Palmers- und Römerquelle-Kampagnen bekannt. Eine besondere Freundschaft verbindet sie mit Modeschöpfer Helmut Lang, womit man beim Brückenschlag zur Wiener Fotogalerie WestLicht wäre: Diese wurde 2001 in Wien mit Werken aus der Zusammenarbeit der beiden eröffnet. In den 1980er-Jahren wurde Semotan für ihre Arbeit mit zwei Staatspreisen ausgezeichnet, 2004 erhielt sie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

Mehrere Ausstellungen in Österreich

In den vergangenen Jahren wurden Semotans Arbeiten mehrfach in Österreich ausgestellt: Das Grazer Joanneum näherte sich ihr 2005 im Rahmen einer Schau zum Thema Mode, im Heiligenkreuzer Hof in Wien stellte sie 2012 ihre Modefotografien teils nüchterne Städteansichten gegenüber, und im Jahr darauf verband die Kunsthalle Krems Semotans Werk mit dem Oeuvre von Kiki Kogelnik.

Portrait Elfie Semotan

ORF

Aus „Eine andere Art von Schönheit“

„Eine andere Art von Schönheit“

Auf die Anfrage, eine Autobiografie zu schreiben, habe sie eigenen Angaben zufolge zunächst eher ungläubig reagiert: „Das ist absurd, ich bin Fotografin. Das interessiert doch niemanden.“ Ihre Autobiografie erschien dann im heurigen März unter dem Titel „Eine andere Art von Schönheit“. Die Autobiografie der Fotografin widmet sich aber auch ihrer Arbeit als Werbefotografin - so sind Sujets aus den bekannten Palmers- und Römerquelle-Kampagnen zu sehen.

In einem eigenen Kapitel geht es um ihre enge Freundschaft zu dem öffentlichkeitsscheuen Modeschöpfer Helmut Lang. Behandelt wird ebenso Semotans Beziehung zu ihrem ersten Ehemann, dem 1992 verstorbenen Maler Kurt Kocherscheidt. Später war sie mit dem deutschen Künstler Martin Kippenberger verheiratet, der 1997 verstarb. Er ist im Buch u.a. am Markusplatz in Venedig zu sehen - mit einer Taube, die auf seinem Kopf sitzt. Das Bild entstand auf der Hochzeitsreise der beiden und ist eines von vielen bemerkenswerten Bildern, die in „Eine andere Art von Schönheit“ (Brandstätter Verlag) zu bewundern sind.