Gedenkfeier im KZ Mauthausen
Die europaweit größte internationale Gedenk- und Befreiungsfeier steht heuer unter dem Motto „Internationale Solidarität“ - vor 71 Jahren und heute. Das offiziell Österreich war vertreten durch Bundespräsident Heinz Fischer, Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP), Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ), Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP). Für das Land OÖ kam als Vertretung von Landeshauptmann Josef Pühringer der Nationalratsabgeordnete Nikolaus Prinz (ÖVP), die Dritte Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer (SPÖ) und Soziallandesrat Reinhold Entholzer (SPÖ).
APA/Bundesheer/ Peter Lechner
Zeitzeugen erwartet
Traditionsgemäß wurden wieder Zeitzeugen erwartet, die Todesmärsche und Konzentrationslager, darunter auch Mauthausen, überlebt haben.
ORF
„Hoffnung auf die Jugend“
Die Zahl derer, die ihre Erinnerungen schildern können, ist inzwischen klein geworden. Der 86-jährige Yehuda Bacon hat als Jugendlicher mehrere Konzentrationslager überlebt, 1945 ist er in Gunskirchen im Bezirk Wels-Land befreit worden, heute lebt der aus Mähren stammende Maler in Israel.
Lukas Welz
„NS ist eine Krankheit“
Letzten Endes gehe es um die Zukunft und wie kann man am besten jene Zeit positiv festhalten, so Bacon im Gespräch mit ORF-Redakteur Johannes Reitter. die Älteren hätten ihre eigenen Bilder von den Erlebnissen, aber die Jugend müsse wachsam sein.
Für Bacon ist diese Zeit eine Krankheit, die jederzeit irgendwo ausbrechen könne. Der Jugend müsse aufgezeigt werden, was es bedeuten kann, wenn man sich auf verführerische Reden verlässt.
„Wir wissen noch die Gefahr und was dann passieren kann, aber die Jugend ...“, so Jehuda Bacon
Hilfe untereinander - Nationalität kein Thema
Es gebe unzählige Beispiele, wie Häftlinge einander im Konzentrationslager Mauthausen geholfen hätten – und wichtig sei dabei: über ihre Nationalität hinaus, so der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi.
„Es war nötig, internationale Solidarität zu leben, um überleben zu können“, so Willi Mernyi
ORF
Solidarität im Hinschauen und Helfen gefordert
Das Internationale Mauthausen Komitee beklagt, dass es heute einen Mangel an internationaler Solidarität gebe, und fordert eine internationale Solidarität im Hinschauen, im Helfen und im gemeinsamen europäischen Agieren.
Neues Zeremoniell
Die Teilnehmer zogen nicht wie bisher hintereinander über den Appellplatz ziehen, sondern fanden sich alle gleichzeitig ein. Neuer Höhepunkt war der gemeinsame Auszug aus dem Lager mit einer symbolischen Toröffnung - in Erinnerung an die Befreiung durch US-Truppen im Mai 1945. Auch hier wurde ein Brücke zur heutigen Flüchtlingskrise geschlagen: Teilnehmer hielten Zettel, die an ertrunkene Flüchtlinge erinnerten, in die Höhe.
Insgesamt waren in Mauthausen und seinen Nebenlagern rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert, mindestens 90.000 davon starben.
ORF
Gedenkbuch als Mahnung
Am Sonntag wurde auch ein Gedenkbuch präsentiert, in dem Identitäten und Lebensdaten von 84.270 Opfern verzeichnet sind. Das „Gedenkbuch für die Toten des KZ Mauthausen und seine Außenlager“ war eines der größten Forschungsprojekte der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
Die Publikation gibt den Ermordeten, die häufig auf ihre Geburts- und Sterbedaten reduziert werden, ihre Lebensgeschichten zurück. Das Gedenkbuch soll auch eine Mahnung sein, gegen Faschismus und Nationalsozialismus, so die Verantwortlichen.