Gedenkfeier im KZ Mauthausen

Zur Gedenkfeier 71 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen durch US-Truppen sind am Sonntag 6.000 Besucher gekommen, unter ihnen etwa 25 Überlebende. Zentrales Thema der Feier ist „Internationale Solidarität“.

Die europaweit größte internationale Gedenk- und Befreiungsfeier steht heuer unter dem Motto „Internationale Solidarität“ - vor 71 Jahren und heute. Das offiziell Österreich war vertreten durch Bundespräsident Heinz Fischer, Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP), Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ), Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP). Für das Land OÖ kam als Vertretung von Landeshauptmann Josef Pühringer der Nationalratsabgeordnete Nikolaus Prinz (ÖVP), die Dritte Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer (SPÖ) und Soziallandesrat Reinhold Entholzer (SPÖ).

Gedenkfeier Mauthausen, (v.l.) Innenminister Wolfgang Sobotka, BP Heinz Fischer, Sozialminister Alois Stöger, Soziallandesrat Reinhold Entholzer, Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil und Justizminister Wolfgang Brandstetter

APA/Bundesheer/ Peter Lechner

Kranzniederlegung durch Bundespräsident, Minister und Landesrat am renovierten Mahnmal

Zeitzeugen erwartet

Traditionsgemäß wurden wieder Zeitzeugen erwartet, die Todesmärsche und Konzentrationslager, darunter auch Mauthausen, überlebt haben.

Gedenkfeier Mauthausen

ORF

Knapp zwei Dutzend Überlebende sind am Sonntag nach Mauthausen gekommen

„Hoffnung auf die Jugend“

Die Zahl derer, die ihre Erinnerungen schildern können, ist inzwischen klein geworden. Der 86-jährige Yehuda Bacon hat als Jugendlicher mehrere Konzentrationslager überlebt, 1945 ist er in Gunskirchen im Bezirk Wels-Land befreit worden, heute lebt der aus Mähren stammende Maler in Israel.

Jehuda Bacon in seinem Studio in Jerusalem, Israel in August 2008

Lukas Welz

„NS ist eine Krankheit“

Letzten Endes gehe es um die Zukunft und wie kann man am besten jene Zeit positiv festhalten, so Bacon im Gespräch mit ORF-Redakteur Johannes Reitter. die Älteren hätten ihre eigenen Bilder von den Erlebnissen, aber die Jugend müsse wachsam sein.

Für Bacon ist diese Zeit eine Krankheit, die jederzeit irgendwo ausbrechen könne. Der Jugend müsse aufgezeigt werden, was es bedeuten kann, wenn man sich auf verführerische Reden verlässt.

„Wir wissen noch die Gefahr und was dann passieren kann, aber die Jugend ...“, so Jehuda Bacon

Hilfe untereinander - Nationalität kein Thema

Es gebe unzählige Beispiele, wie Häftlinge einander im Konzentrationslager Mauthausen geholfen hätten – und wichtig sei dabei: über ihre Nationalität hinaus, so der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi.

„Es war nötig, internationale Solidarität zu leben, um überleben zu können“, so Willi Mernyi

Gedenkfeier Mauthausen

ORF

Rund 6.000 Besucher nahmen an der Gedenkfeier teil

Solidarität im Hinschauen und Helfen gefordert

Das Internationale Mauthausen Komitee beklagt, dass es heute einen Mangel an internationaler Solidarität gebe, und fordert eine internationale Solidarität im Hinschauen, im Helfen und im gemeinsamen europäischen Agieren.

Neues Zeremoniell

Die Teilnehmer zogen nicht wie bisher hintereinander über den Appellplatz ziehen, sondern fanden sich alle gleichzeitig ein. Neuer Höhepunkt war der gemeinsame Auszug aus dem Lager mit einer symbolischen Toröffnung - in Erinnerung an die Befreiung durch US-Truppen im Mai 1945. Auch hier wurde ein Brücke zur heutigen Flüchtlingskrise geschlagen: Teilnehmer hielten Zettel, die an ertrunkene Flüchtlinge erinnerten, in die Höhe.

Insgesamt waren in Mauthausen und seinen Nebenlagern rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert, mindestens 90.000 davon starben.

Gedenkfeier Mauthausen

ORF

Die europaweit größte internationale Gedenk- und Befreiungsfeier steht heuer unter dem Motto „Internationale Solidarität“

Gedenkbuch als Mahnung

Am Sonntag wurde auch ein Gedenkbuch präsentiert, in dem Identitäten und Lebensdaten von 84.270 Opfern verzeichnet sind. Das „Gedenkbuch für die Toten des KZ Mauthausen und seine Außenlager“ war eines der größten Forschungsprojekte der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

Die Publikation gibt den Ermordeten, die häufig auf ihre Geburts- und Sterbedaten reduziert werden, ihre Lebensgeschichten zurück. Das Gedenkbuch soll auch eine Mahnung sein, gegen Faschismus und Nationalsozialismus, so die Verantwortlichen.