Diskussion über Bargeldabschaffung

Die Diskussion um eine mögliche Abschaffung von Bargeld sorgt derzeit für erhitzte Gemüter. Als Argument wird oft die Bekämpfung von Kriminalität und Pfusch genannt. Wirtschaftsexperten der Uni Linz bezweifeln jedoch diese Argumentation.

Schweden und Dänemark gelten als die Vorreiter bei der Abschaffung von Bargeld in Europa. Von der einzelnen Semmel über die Kollekte in der Kirche bis zur Briefmarke kann dort alles per Kreditkarte oder per Handy bezahlt werden, manche Geschäfte und Banken nehmen gar kein Bargeld mehr an.

Kriminalität und Pfusch als Argumente

Manche europäische Staaten und die Europäische Zentralbank nehmen sich das zum Vorbild und wollen den Bargeldverkehr einschränken. Das offizielle Argument: Damit könnten der Pfusch und die organisierte Kriminalität bekämpft werden. Für den Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider von der Johannes Kepler Universität ist dies ein Scheinargument: „Ich bin ganz und gar nicht dieser Meinung. Der Pfusch wird um ein bis zwei Prozent sinken, und die Kriminalität geht um drei bis fünf Prozent zurück. Der Effekt auf die organisierte Kriminalität und den Pfusch ist minimal, wenn ich das Bargeld abschaffe.“

„Verhinderung von Steuerdelikten“

Ähnlich sieht es der Finanzwissenschaftler Teodoro Cocca, ebenfalls von der Linzer Uni. Er hält ganz andere Gründe für wahrscheinlich: „Ich glaube, es geht einerseits um die Verhinderung von Steuerdelikten und andererseits um die fallenden Zinsen, die wir auf unseren Konten jeden Tag wahrnehmen können. Da können wir heute noch ausweichen, indem wir das Geld von der Bank abziehen können. Wenn es diese Möglichkeit nicht mehr gäbe, dann könnten wir das nicht mehr machen und wären gegenüber den negativen Zinsen ausgeliefert.“

„Nur eine Zahlungsmöglichkeit nicht in Ordnung“

Die Politik in Österreich hat sich bis jetzt ganz klar gegen die Abschaffung des Bargeldes ausgesprochen. Allerdings könnte es sein, das sich das langfristig von selbst erledigt: Denn die Österreicher bezahlen immer öfter mit Karte oder elektronischer Überweisung. Aber, so Cocca: „Solange wir uns freiwillig zwischen dem elektronischen Geld und dem Bargeld entscheiden können, ist das in Ordnung. Wenn uns der Staat aber zwingt, auf das eine zu verzichten und nur mehr das andere zu verwenden, dann ist das nicht in Ordnung.“

„Gläserner Mensch“ durch Bargeldabschaffung

Und Friedrich Schneider ergänzte: „Wenn ich Bargeld im Geldbörsel habe, bin ich geschützt. Niemand weiß, wofür ich es ausgebe. Wenn das Bargeld abgeschafft wird, wäre ich total gläsern. Darum lehne ich das auch strikt ab.“ Womit der Finanzexperte wohl die Stimmung vieler Menschen trifft.“