Neuausgabe von „Mein Kampf“ vorgestellt

Die Neuausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ ist beim „politischen Aschermittwoch“ im Bildungshaus Schloss Puchberg erstmals in Österreich vorgestellt worden. Historiker versahen die Kampfschrift mit tausenden Anmerkungen.

Ende 2015 erloschen die Urheberrechte an „Mein Kampf“, die der Freistaat Bayern nach dem 2. Weltkrieg von den USA übertragen bekommen hatte. Knapp 300 zahlende Gäste kamen nach Wels ins Bildungshaus Schloss Puchberg, wo die Herausgeber ihre Version von „Mein Kampf“ in Österreich vorstellten. Die Welser Initiative gegen Faschismus, das Mauthausen Komitee und das oberösterreichische Netzwerk gegen Rechtsextremismus luden zu der Veranstaltung ein.

„Braunes Wasser nicht mehr ungeklärt“

Das Münchner Institut für Zeitgeschichte hat sich entschieden, eine kritisch kommentierte Fassung herauszugeben. 2.000 Seiten dick, sechs Kilogramm schwer und 60 Euro kostet die Neuausgabe. Rechts ist der Originaltext abgedruckt, links setzen die Autoren Hitlers Behauptungen, Lügen und Absichtserklärungen den heutigen Wissenstand entgegen, wie sie sagen.

Neuausgabe von "Mein Kampf"

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Mit über 3.500 Anmerkungen wurde das Buch in der Neuausgabe versehen.

„Wir haben dieses Loch verstopft, da kann dieses braune Wasser nicht mehr ungeklärt ausfließen“, sagte der Historiker Christian Hartmann, der die mit kritischen Kommentaren versehene Neuausgabe wissenschaftlich leitete. Mit weit mehr als 3.000 Anmerkungen wurde das Buch in der Neuausgabe versehen.

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Keine Angst vor neuer Popularität

Dass sie „Mein Kampf“ durch ihre kritisch kommentierte Ausgabe zu neuer Popularität verhelfen könnten, befürchten die Historiker nicht.

Hitler begann mit dem Schreiben von „Mein Kampf“ 1924 nach seinem gescheiterten Putschversuch im Gefängnis. Bis 1944 ließen die Nationalsozialisten 12,4 Millionen Stück drucken. Nach Kriegsende erschienen illegale Nachdrucke, auch im Internet kursiert das Machwerk, ebenso im Ausland. „Mein Kampf“ gilt als Hitlers wichtigste politische Schrift, in der er zum Hass gegen Juden aufstachelt und seine ideologischen Vorstellungen ausdrückt.

Nur noch größere Verachtung für Adolf Hitler

Dass sie „Mein Kampf“ durch ihre kritisch kommentierte Ausgabe zu neuer Popularität verhelfen könnten, befürchten die Historiker nicht. Die Anmerkungen würden ein ausreichendes Gegengewicht darstellen: „Wenn man unsere Edition und unseren kritischen Kommentar gelesen hat, ich glaube, dann bleibt von dieser Weltanschauung und ihren Grundlagen nicht mehr wirklich viel übrig“, entgegnet Hartmann den Kritikern, die sich an der Tatsache einer Neuauflage von „Mein Kampf“ stoßen. Für ihn sei die intensive Beschäftigung mit „Mein Kampf“ die Verachtung für Adolf Hitler nur noch größer geworden, so der Historiker.

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