Schlepperprozess in Linz vertagt

Ein Schlepperprozess in Linz ist heute wegen Erkrankung des Richters verschoben worden. Vor Gericht hätte ein 41-Jähriger stehen sollen, der zu jener Bande gehören soll, in deren Kühlwagen 71 Flüchtlinge im August tot gefunden wurden.

Am 23. August, kurz nachdem die 71 Leichen im Kühlwagen auf der Ostautobahn (A4) im Burgenland entdeckt worden waren, wollte eine Polizeistreife einen verdächtigen Lieferwagen auf der Westautobahn (A1) in Oberösterreich kontrollieren. Doch der Fahrer gab Gas, fuhr davon und lieferte der Polizei eine wilde Verfolgungsjagd über mehrere Kilometer. Bei Pucking (Bezirk Linz-Land) konnte der Wagen gestoppt werden, der Lenker flüchtete zu Fuß.

31 Flüchtlinge in Lieferwagen

Polizisten konnten den 41-jährigen Bulgaren schließlich in einem Feld festnehmen. In seinem Lieferwagen fanden die Beamten dann 30 syrische, iranische und afghanische Flüchtlinge zusammengepfercht auf knapp sieben Quadratmeter in dem beinahe luftdicht verschlossenen Laderaum.

Angeklagter: „wurde gezwungen“

Der Bulgare stand im November schon einmal vor dem Richter und packte dort aus: er sei von jener Bande zur Schlepperei gezwungen worden, in deren Kühlwagen die 71 Leichen entdeckt worden waren. Die Männer hätten ihn gezwungen, die Transporte durchzuführen und dazu seine schwangere Lebensgefährtin und seinen Sohn entführt. Die würden nur freikommen, wenn er mache, was man ihm auftrage, so der Bulgare.

Beim Lieferwagen habe er außerdem die Dichtungen herausgerissen, damit die Flüchtlinge mehr Luft bekommen würden. Die Staatsanwaltschaft hat daraufhin die Anklage ausgedehnt, weil für die Flüchtlinge Lebensgefahr bestanden habe und der angeklagte Bulgare einer kriminellen Organisation angehöre. Der Einzelrichter erklärte sich unzuständig. Jetzt muss sich der Mann vor einem Schöffengericht verantworten. Am Mittwoch musste der Prozess verschoben werden, weil der Richter erkrankte. Ein neuer Termin stand vorerst noch nicht fest.