„Hör mal, wer da klopft“ – Spechteschau in Linz

Jeder kennt sie, jeder hört sie und doch sind Spechte wissenschaftlich noch nicht völlig erforscht. Die Ausstellung „Hör mal, wer da klopft“ im Linzer Biologiezentrum lüftet so manches Geheimnis dieser Wald- und Wiesenbewohner.

Zehenspecht, Grünspecht, Buntspecht, Hüpfspecht, Zwergspecht – über 200 Arten weltweit sind bekannt, zehn Arten von Spechten sind in OÖ heimisch. Die Zusammenstellung der ersten Schau dieser Größenordnung in Österreich dauerte mehrere Jahre, so Friedrich Gusenleitner vom Biologiezentrum. Man setze damit den Kurs der „nicht alltäglichen Themen“ des Hauses fort. Das Kuratorenteam Stephan Weigl und Alexandra Aberham trug die Spechtpräparate aus Österreich und Deutschland zusammen.

Spechte, Ausstellung im Biologiezentrum Linz, Buntspecht

Biologiezentrum Linz

Buntspecht

„Sehr intelligente Vögel“

Im Durchschnitt werden Spechte acht bis zehn Jahre und gelten unter den Forschern als sehr intelligent. So haben Buntspechte in einem Versuch von französischen Forschern gelernt, durch Klopfzeichen zu sagen, was sie haben möchten. Der Spechtforscher vom Konrad Lorenz Institut Hans Winkler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den scheuen Vögeln „und noch immer gibt es vieles zu erforschen“. Spechte haben für ihn das komplexeste Sozialsystem der gesamten Vogelwelt. Manche Arten leben in Gemeinschaften von bis zu 20 Vögeln.

Spechte, Ausstellung im Biologiezentrum Linz, Schwarzspecht

Biologiezentrum Linz

Winkler beschreibt die Spechtmännchen als hartnäckig, arbeitsam und treu. Beim Aufziehen der Jungen sind sie sogar fürsorglicher als die Weibchen

Auffallend bei den Spechten ist, dass die Jungen farbenprächtiger sind als ihre Eltern. Das erleichtert die Trennung von den Eltern im Jugendalter, denn die eitlen Alttiere wollen dann die schöneren Jungtiere aus dem Nest haben.

Kein Kopfweh durch Hämmern

Das Klopfen der Spechte ist unterschiedlich heftig – zum Futtersuchen und Bauen langsamer, bei der Balz aber wird der Specht zum regelrechten Trommelvirtuosen. Dass er dabei nicht Kopfweh bekommt hat laut Winkler mehrere Gründe. Zum einen halten sie größere Belastungen als Menschen aus, weil sie im Vergleich ein viel kleineres Gehirn besitzen und es liegt oberhalb des Schnabels und damit oberhalb der Stoßachse. Zum anderen hat das Spechthirn in der engen Hirnhöhle kaum Bewegungmöglichkeit und die schwammartige Knochenstruktur sowie die Verbindungen zwischen Schnabel und Schädel sind federnd.

Spechte, Ausstellung im Biologiezentrum Linz

ORF

Schlechtwetterboten und Wächter des Waldes

In der Antike galten sie als Orakelvögel, Schlechtwetterboten oder aber als Begleiter von Göttern. Man glaubte an Specht als Übermittler von Botschaften zwischen Göttern und Menschen. Heute sind sie eher die Wächter des Waldes, die durch ihre Vorliebe für Insektennahrung, diese Bestände in Schach halten. Ihre Wohn- und Schlafhöhlen dienen auch anderen Waldbewohnern als Unterschlupf. Dass der Specht etwas mit dem menschlichen „Spechtler“ oder dem Genussspecht gemeinsam hat, ist noch nicht bewiesen.

Spechte, Ausstellung im Biologiezentrum Linz

ORF

Stolz sind die Kuratoren auf dieses Exponat eines Kaiserspechtpärchens; Kaiserspechte waren mit 55 Zentimetern die größten ihrer Art, allerdings sind diese Prachtkerle bereits ausgestorben

Bis 16. Oktober 2016

Die Ausstellung im Biologiezentrum bis 16. Oktober 2016 besteht nicht nur aus präparierten Spechten hinter Glas. Filme, Computeranimationen und Installationen zum Ausprobieren, zeigen auch, wie man sie in der Natur leichter finden und beobachten kann.

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