Weniger Arbeit bei vollem Lohn gefordert

Der Präsident der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich, Johann Kalliauer, hat den aktuellen Arbeitsklima Index zum Anlass genommen, um eine Arbeitszeitkürzung bei vollem Lohnausgleich zu fordern. Wer viele Überstunden macht, kann Beruf und Privatleben schwer vereinbaren und ist auch öfter krank.

Die Österreicher würden zu lange arbeiten. Das mache nicht nur unzufrieden und krank, sondern verschärfe auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt, hieß es von Kalliauer in einer Aussendung am Freitag.

Wunscharbeitszeit bei 35 und 40 Stunden

Laut der von der AK OÖ in Auftrag gegebenen Umfrage arbeiten die Österreicher durchschnittlich 42 Wochenstunden. Die Wunscharbeitszeit der meisten Arbeitnehmer (60 Prozent) liegt dagegen zwischen 35 und 40 Stunden in der Woche. Laut AK kommen mehr als ein Viertel der Beschäftigten auf über 40 Stunden pro Woche, ein Zehntel arbeitet sogar mehr als 45 Wochenstunden. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, zumindest gelegentlich Überstunden leisten zu müssen.

Große Unterschiede zwischen den Berufen

Zwischen verschiedenen Branchen und Berufen treten dabei große Unterschiede auf. Mehrarbeit ist besonders verbreitet bei Kraftfahrern, von denen 79 Prozent angaben, zumindest gelegentlich über die Regelarbeitszeit hinaus beschäftigt zu sein. Auch in der Gastronomie und am Bau (jeweils 78 Prozent) werden überdurchschnittlich oft Überstunden geleistet. Zum Vergleich: Bei Büroangestellten ohne Kundenkontakt sind es nur 43 Prozent, die angaben, gelegentlich oder häufig mehr zu arbeiten.

„Faire Verteilung von Arbeitszeit“

Längere Arbeitszeiten würden das Wohlbefinden der Beschäftigten vermindern und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben mindern. So gaben 39 Prozent der Arbeitnehmer, die 38,5 Stunden in der Woche arbeiten, an, dass es ihnen sehr gut gehe - bei jenen, die auf 40 Stunden kommen, waren es 30 Prozent.

„Wir brauchen kürzere statt längere Arbeitszeiten - und das natürlich bei vollem Lohnausgleich. Wir brauchen fixe und planbare Arbeitszeiten anstatt Schicht- oder Turnusarbeit. Und wir brauchen eine bessere und faire Verteilung von Arbeit und Arbeitszeit“, sagte dazu Kalliauer.

Weniger Optimisten bei wirtschaftlicher Zukunft

Die wirtschaftliche Zukunft Österreichs sehen nur noch 57 Prozent der Beschäftigten optimistisch. Im Vorjahr waren es noch 63 Prozent. Die Zukunft des eigenen Unternehmens wird dagegen positiver eingeschätzt. 82 Prozent (2014: 83 Prozent) gaben an, eher bzw. sehr optimistisch zu sein.

Die AK-Umfrage zeigt auch, dass Beschwerden mit der Unsicherheit des Arbeitsplatzes zunehmen. Beispielsweise klagen 49 Prozent der Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz als unsicher einstufen, zumindest selten über Schlafstörungen. Bei jenen mit einem nach eigener Einschätzung sicheren Job sind es 30 Prozent, die über derartige Beschwerden klagen.

IV: „Entwicklung der Wirtschaft völlig ignoriert“

Ganz anderer Meinung ist die Industriellenvereinigung (IV). Ihr Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch wirft AK-Präsident Kalliauer vor, die Entwicklungen der Wirtschaft in den vergangenen Jahren völlig ignoriert zu haben. Nicht kürzere, sondern flexiblere Arbeitszeiten würden die Ausgewogenheit von Beruf und Privatleben verbessern.

Die Forderung der AK und des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB) nach kürzeren und planbareren Arbeitszeiten würden bei ihrer Umsetzung die Industrie aus Oberösterreich vertreiben und damit den Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen bewirken, so Haindl-Grutsch.

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