Seniorenvollzug in Suben

Österreichs Bevölkerung wird älter, das gilt auch für die Insassen der Gefängnisse. Dort wird dem demographischen Wandel, wie es heißt, Rechnung getragen. In der JA Suben etwa gibt es seit einem Jahr einen Seniorenvollzug. 18 Männer verbüßen dort ihre Haftstrafe.

Herr M. sitzt wegen Betrugs - und zwar im Seniorenvollzug. Er ist 67 Jahre alt und hat Probleme mit der Wirbelsäule und den Knien - er gartelt gerne, in Suben gibt es im Seniorenvollzug Hochbeete, da muss man sich nicht bücken. Herr M. sagt über die Unterschiede zum „normalen“ Gefängnisalltag: „Wir können mit den Angehörigen telefonieren. Es ist halt anders, als wenn man 24 Stunden eingesperrt ist. Im Großen und Ganzen ist es eh’ optimal. Das Einzige ist halt, dass man unter Verschluss steht.“

Von Barrierefreiheit bis zu Notrufknöpfen

Den Seniorenvollzug gibt es in Suben offiziell seit gut einem Jahr, und er ist einzigartig in Österreich. Als ohnehin umgebaut werden musste, hat man in diesem Trakt besonders auf Bedürfnisse älterer Menschen Rücksicht genommen – das geht von Barrierefreiheit bis zu Notrufknöpfen in den Bädern. Dazu gehört neben den längeren so genannten Haftraumöffnungszeiten auch Seniorenturnen, Gedächtnistraining und Computerkurse.

Kritiker sprechen von „Luxushäfn“

Kritiker sprechen von einer zu abgemilderten Bestrafung, von einem „Luxushäfn“ - finanziert vom Steuerzahler. Der Leiter des Subener Gefängnisses Gerd Katzelberger widerspricht: „Nein, ein Gefängnis kann kein Luxus sein. Das bestreite ich enorm. Je menschlicher wir das halten und je näher wir an der Realität draußen sind, desto weniger sind die Menschen geschockt, wenn sie rauskommen. Ich glaube nicht, dass es im Sinne der Gesellschaft ist, dass wir die Gefangenen hier drinnen scharf machen.“

Pflegefälle gibt es nicht

Regelrechte Pflegefälle gibt es im Seniorenvollzug nicht - sie werden meist für haftunfähig erklärt. Weil man in Suben mit dem Projekt zufrieden ist, will man den Seniorenvollzug ausbauen - aber nicht zu rasant - auch, um zu verhindern, dass sich jüngere Häftlinge benachteiligt fühlen. Und manches, was im Seniorenvollzug funktioniere, lasse sich durchaus auch auf den Alltag „normaler“ Insassen umlegen.