Zeugenmarathon bei Prozess

Der Prozess gegen einen 39-Jährigen, der in Gmunden eine 51-Jährige vergewaltigt und getötet haben soll, ist am Freitag mit einem umfangreichen Aufmarsch der Zeugen fortgesetzt worden.

Während Ersthelfer gleich auf ein Verbrechen getippt hatten, trauten Freunde des Angeklagten ihm das nicht zu, so der Tenor der Aussagen. Der Mann leugnet die Tat.

Opfer zwei Tage später gefunden

In der Nacht auf den 7. Juli des Vorjahres feierten das spätere Opfer und der Beschuldigte in ihrem Tennis-Club mit Sportkollegen. Zwei Tage später wurde die 51-Jährige schwer verletzt, halb nackt und nicht ansprechbar in ihrem Garten gefunden. Sie starb, ohne noch einmal das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft sagt, der Mann habe die Tanzlehrerin zu Boden gestoßen, die Bewusstlose vergewaltigt und anschließend noch mit einem Gegenstand gegen ihren Kopf geschlagen. Der Angeklagte will nur einvernehmlichen Sex mit ihr gehabt haben und berichtete von einem - von ihm damals als harmlos empfundenen - selbst verschuldeten Sturz der Frau.

„Hat nicht wie normaler Unfall ausgesehen“

Am Vormittag wurden die Zeugen einvernommen, die als Erste am Tatort waren: „Ich habe gedacht, dass hier etwas Schlimmes passiert ist. Ein Verbrechen“, sagte jene Tennispartnerin der Getöteten, die sie gefunden hat. Ähnlich auch der Tenor der herbeigerufenen Helfer: Der Zustand der Verletzten sei ihm „suspekt“ gewesen, so ein Arzt. „Es hat absolut nicht wie ein normaler Unfall ausgesehen“, schilderte ein Sanitäter.

Angeklagter „immer sehr korrekt“ gewesen

Am Nachmittag waren vor allem Bekannte von Angeklagtem und Opfer aus dem Tennis-Club geladen. Das Gericht versuchte, anhand ihrer Aussagen einen Zeitplan des Geschehens zu erstellen. Immer wieder taten sich Widersprüche zu jenen des 39-Jährigen auf. Die Vereinskollegen betonten unisono, sie hätten ihm nie eine Bluttat zugetraut, nicht einmal einen Seitensprung. Er sei „immer sehr korrekt“ und eher ruhig gewesen, hieß es. Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigt ihm hingegen, dass er zu Aggressivität neige, wenn er sein öffentliches Ansehen bedroht sehe.

Von Affäre will niemand etwas bemerkt haben

Von einer Affäre zwischen den beiden will niemand etwas bemerkt haben, entsprechende Gerüchte sollen erst nach der Tat aufgetaucht sein. Allerdings schilderten mehrere Teilnehmer der Vereinsfeier, dass der Angeklagte das spätere Opfer auf seine Hotpants angesprochen habe. Offenbar habe er das Outfit als unpassend erachtet, vielleicht weil die Frau erst seit einigen Monaten verwitwet und zuvor immer Schwarz gekleidet war. Einige berichteten, die 51-Jährige habe verletzt auf die Bemerkung reagiert, andere empfanden den Wortwechsel eher als scherzhaft.

Urteil für den 2. Juli erwartet

Der Angeklagte verfolgte die Verhandlung - einschließlich der Tatortbilder - interessiert, aber ohne sichtliche Emotion. Seinen Vereinskollegen lächelte er freundlich zu. An den nächsten Verhandlungstagen werden noch weitere Zeugen einvernommen und die zahlreichen Gutachten - u.a. jene des Kriminalpsychologen Thomas Müller und der Psychiaterin Adelheid Kastner - erörtert. Ein Urteil soll am 2. Juli gesprochen werden.

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