8.000 Menschen bei Gedenkfeier

Rund 8.000 Menschen haben am Sonntag in Mauthausen an der Gedenkfeier zur Befreiung des KZ vor 69 Jahren teilgenommen, die unter dem Thema „Wert des Lebens“ stand. Für Empörung sorgt eine Nazi-Schmiererei, die vor wenigen Tagen auf eine Mauer der Gedenkstätte gesprüht wurde.

Vertreter von nationalen Häftlingsorganisationen erinnerten, wie menschenverachtend die Nationalsozialisten den Wert von Andersartigen und Arbeitsunfähigen einstuften und dies auch heute noch der Fall sei.

Gedenkfeier Mauthausen

ORF/Roland Huber

Zahlreiche Delegationen aus dem Ausland

Rund 8.000 Personen aus über 60 Ländern - nach Angaben des Organisators Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) - ließen sich auch durch das schlechte Wetter mit zum Teil heftigen Regenschauern nicht von der Teilnahme an der Gedenkfeier abhalten. Zahlreiche offizielle ausländische Delegationen wurden von den diplomatischen Vertretern in Österreich angeführt. Die Republik war unter anderem durch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Bundeskanzler Werner Faymann (beide SPÖ), Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) repräsentiert.

Gedenkfeier Mauthausen

ORF/Roland Huber

Arbeitsfähigkeit und Lebensrecht

Der Vorsitzende des MKÖ Willi Mernyi stellte zum heurigen Thema fest, neben der rassistischen Kategorisierung der Nationalsozialisten sei der Wert des Lebens auch am wirtschaftlichen Wert gemessen worden. Somit hätten arbeitsunfähige Menschen sehr bald ihr Anrecht auf Leben verloren. Das KZ-System der Nationalsozialisten zeige die Verbindung zwischen Arbeitsfähigkeit und Lebensrecht sehr deutlich. Sobald dort die Arbeitskraft ausgeschöpft gewesen sei, habe das Menschenleben keinen Wert mehr gehabt, so Mernyi.

Auch heute nehme die Bewertung eines Menschen nach seiner ökonomischen Verwertbarkeit beziehungsweise seiner Gewinnträchtigkeit einen immer größeren Platz ein, so Mernyi. In ganz Europa seien derartige Entwicklungen und zusätzlich immer mehr werdende antisemitische und rassistische Übergriffe festzustellen. Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus würden immer salonfähiger. Hier sei Zivilcourage gefordert, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.

Empörung über Nazi-Schmiererei

Für Empörung sorgt eine Nazi-Schmiererei, die vor wenigen Tagen auf eine Mauer der Gedenkstätte gesprüht wurde. Der 20 Meter lange Schriftzug mit Hakenkreuz und einem Hass-Reim konnte in der Kürze der Zeit nicht mehr entfernt werden. Das Mauthausen-Komitee spricht von einer Riesen-Provokation - besonders gegenüber den Überlebenden des Konzentrationslagers.

Mit schwarzem Lackspray aufgebracht

Es muss in der Nacht auf Freitag oder Freitagfrüh aufgesprüht worden sein, heißt es aus der Polizei-Pressestelle. Der Lackspray kann nur in einer umfangreichen Putzaktion von der Außenmauer entfernt werden. Dafür reichte die Zeit vor der Gedenkfeier am Sonntag nicht aus. Daher wurde ein Absperrgitter davor geschoben. Entdeckt wurden die Schriftzüge „Türkenrass ab ins Gas“ und „Sieg heil“ erst Freitagnachmittag bei einem Kontrollgang. Da die Gedenkstätte erst seit Sonntagfrüh von der Polizei bewacht wird, konnte die Sprühaktion nicht verhindert werden.

Ermittlungen laufen

Obwohl der rassistische Reim auch aus der Ferne zu sehen ist, hat die Polizei erst Samstagnachmittag veröffentlicht, dass die Außenmauer beschmiert wurde. Laut Polizei sollte jedoch nichts verheimlicht werden, laut einem Pressesprecher wollte man vorerst abwarten, ob die Täter gefasst werden können, und danach erst an die Öffentlichkeit treten.

Von dem oder den Tätern fehlt jedoch jede Spur. Das Landesamt für Verfassungsschutz hat nun die Ermittlungen übernommen. Dem oder den Tätern drohen mehrjährige Haftstrafen wegen Verstößen gegen das Verbotsgesetz und schwerer Sachbeschädigung.

„Weiterer Beweis für aktive rechtsextreme Szene“

Empört zeigte sich der Vorsitzende des Mauthausen Komitees, Willi Mernyi. Die neuerliche Schändung der KZ-Gedenkstätte sei ein trauriger, weiterer Beweis für eine aktive rechtsextreme Szene, die trotz intensiver Polizeiüberwachen im Herzen der KZ-Gedenkstätte zugeschlagen hat.

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