Wildverbiss sorgt für Diskussionen

Laut einer aktuellen Studie sind zwei Drittel des heimischen Waldes von starkem Wildverbiss an Jungpflanzen betroffen. Es gibt eine Willenserklärung der Jäger und Förster, die Situation gemeinsam nachhaltig zu verbessern. Nicht immer ist man sich jedoch einer Meinung.

Junge Eiche, Tanne, Rotbuche oder Esche stehen auf der Speisekarte des Wildes ganz oben, Fichten mögen sie gar nicht. Sie gedeihen daher ungestört und bringen für den Gesamtzustand des Waldes entscheidende Nachteile.

Wolf: „Fichtenwaldbestände problematisch“

„Reine Fichtenwaldbestände sind problematisch, weil sie sehr anfällig für den Borkenkäfer und für Windwürfe sind. Mehr Kahlflächen bedeuten weniger Wasserspeicherkapazität in den Böden, Auswirkungen auf das Hochwassergeschehen, letztlich auch auf das Lawinengeschehen und auf Murgeschehen“, so Landesforstdirektor Walter Wolf.

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Über 83.000 Stück Reh-, Rot- und Gamswild wurden in der vergangenen Saison in OÖ erlegt. Speziell bei Rot- und Gamswild werden die Abschusspläne aber nicht erfüllt.

Brandmayr: „Schuld nicht bei den Jägern“

Landesjägermeister Sepp Brandmayr sieht die Schuld nicht bei den Jägern. Es werde immer schwieriger. „Am Tag ist es so, dass das Wild durch verschiedene Dinge beeinflusst wird. Da appelliere ich auch an die Bevölkerung, das Wild in den Einständen nicht zu beunruhigen“, so Brandmayr.

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Wolf: „Zu später Abschussbeginn“

Es werde in der Regel zu spät mit dem Abschuss begonnen, entgegnet Wolf. Die mögliche Jagdzeit werde nicht ausgenützt. „Andere Abschusszeiten halte ich für nicht notwendig“, kontert Brandmayr. „Denn wir haben die Abschusszeit von 1. Mai bis 31. Dezember und in der Zeit, wo die weiblichen Tiere hoch beschlagen (Anmerkung: trächtig), dort werden wir sicher nicht jagen“.

Förster kritisieren Winterfütterung

Tatsache ist: Auch bei 100-prozentiger Erfüllung der Abschusspläne würde das Ausmaß der Schäden lediglich reduziert. Die Förster kritisieren die verpflichtende Wildfütterung. Die Wintersterblichkeit, die für eine natürliche Eindämmung des Wildbestandes sorgen würde, gäbe es nicht mehr. Das diesbezügliche Gesetz stammt aus den 60er-Jahren, damals war der Wildbestand sehr niedrig.

Es gebe sicher Bereiche, wo man auf eine Fütterung von Wildtieren verzichten könnte, etwa in sehr waldreichen Gebieten, sagt Wolf. Brandmayr hält nicht viel davon. „Ich bin grundsätzlich für die Fütterung, stehe dazu, halte sie für unbedingt notwendig. Aber richtig füttern, das ist das Problem“, betont der Landesjägermeister.

Jäger als Trophäensammler?

Dazu wird der Jägerschaft vorgeworfen, hauptsächlich wegen der Trophäen zu füttern. In Ländern wie Frankreich oder Schweden kennt man die Verbissproblematik nicht. Dort sind die Jäger auch nicht verpflichtet Trophäen zu sammeln, wie etwa im deutschen Sprachraum. Dieses Gesetz stammt noch aus der Kaiserzeit und wurde in der NS-Zeit unter Reichsjägermeister Hermann Göring aus rassischen Gründen hochgehalten. Uralte Gesetze die zur geliebten Tradition geworden sind? Sind viele Jäger heute hauptsächlich Trophäensammler?

Jagen für gesundes Fleisch

Die Öffentlichkeit habe ein falsches Bild, so der Landesjägermeister. „In erster Linie jagen wir, weil wir gesunde Wildbret-Nahrungsmittel aus dem Wald holen wollen und weil wir jagen müssen, damit auch das Wald-Wild-Verhältnis passt. Wenn es dann eine gute Trophäe gibt, zu der man sich bekennt und Freude hat, dann soll das auch erlaubt sein“.

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Insgesamt sehen sich Förster und Jäger auf einem guten gemeinsamen Weg. Messbare Ergebnisse dürfe man sich allerdings nicht von heute auf morgen erwarten. Bis Traditionen und Ökologie flächendeckend zusammengefunden haben dürfte es noch die eine oder andere Jägergeneration brauchen.