Filmdoku über 107-jährigen KZ-Überlebenden

Über den ältesten Überlebenden der Konzentrationslager, den 107-jährigen Leopold Engleitner aus St. Wolfgang, gibt es einen neuen Dokumentarfilm. Dieser feierte seine Premiere in Los Angeles. Engleitner reiste trotz seines hohen Alters nach Kalifornien.

In dem 39 Minuten langen Streifen „Ladder in the Lion’s Den“ („Leiter in der Löwengrube“) erzählt Engleitner seine Erinnerungen an die Kaiserzeit, den Ersten Weltkrieg, Austrofaschismus, Zweiten Weltkrieg, Nationalsozialismus und seine Leiden in drei Konzentrationslagern. Zudem kommen andere Holocaust-Überlebende wie Adolf Burger zu Wort. Auf seiner Lebensgeschichte beruht der Kinofilm „Die Fälscher“ von Stefan Ruzowitzky, der einen Oscar erhielt. Für den Dokumentarfilm über Engleitner gab auch Gottlieb Bernhardt, ein ehemaliger SS-Kommandant, der sich kurz vor Kriegsende dem Befehl zur Liquidierung von KZ-Häftlingen widersetzte, sein erstes Filminterview.

Dienst in der Wehrmacht verweigert

Engleitner, ein einfacher Bauernknecht, verweigerte als Zeuge Jehovas aus religiösen Gründen während des Naziregimes den Dienst in der Deutschen Wehrmacht. Er war ab Oktober 1939 in den Konzentrationslagern Buchenwald, Niederhagen und Ravensbrück interniert. Im Juli 1943 wurde er mit nur 28 Kilo Körpergewicht mit der Auflage „Lebenslange Zwangsarbeit in der Landwirtschaft“ entlassen. Als Engleitner 1945 dann einen Einberufungsbefehl der deutschen Wehrmacht erhielt, floh er ins Gebirge und versteckte sich wochenlang in einer Höhle und später in einer Almhütte.

Deutsche Fassung im kommenden Jahr

Im 102. Lebensjahr wurden ihm das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich und das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 2009 haben der KZ-Überlebende und der Produzent des Films, Bernhard Rammerstorfer, die Biografie „Ungebrochener Wille“ vorgestellt, auf welcher der nunmehrige Dokumentarfilm beruht. Dessen deutsche Fassung soll im Frühjahr 2013 Premiere haben.

Engleitner wollte unbedingt gemeinsam mit Rammerstorfer und dessen amerikanischem Koproduzenten A. Ferenc Gutai den Film in Los Angeles präsentieren. Seine Reise wurde erst nach Zustimmung eines Arztes geplant. Einige Vorführungen waren laut Rammerstorfer bereits eine Woche vorher ausgebucht. Der Besucherandrang sei in den ersten Tagen so stark gewesen, dass auch zusätzliche Vorstellungen ausverkauft waren. Es seien ganze Schulklassen mit ihren Lehrern gekommen. Sie wollten die Gelegenheit nützen, einem KZ-Überlebenden persönlich zu begegnen.

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