Überraschende Übergabe von Bahnstrecken

Bereits im kommenden Halbjahr sollen 220 Kilometer Bahnstrecken den ÖBB an das Land Oberösterreich abgetreten werden. Der Vorstoß aus dem Verkehrsministerium sorgt beim Land Oberösterreich für Befremden.

Einmal mehr geht es um die vier großen Strecken Mühlkreisbahn, Almtalbahn, Hausruckstrecke und Schärdinger Bahn. Dazu kommen einige kürzere Abschnitte wie die Strecke Haiding - Aschach oder zwei bereits stillgelegte Zubringer. Im Gegensatz zu Niederösterreich, wo das Land hunderte Kilometer Bahnstrecken übernommen und sogleich stillgelegt hat, denkt man in Oberösterreich an einen Weiterbestand der Bahnverbindungen.

Kopfschütteln im Büro des Landesrates

Jede dieser Bahnlinien bringe täglich tausende Menschen zur Arbeit und habe daher eine Überlebensberechtigung, heißt es aus dem Büro von Verkehrslandesrat Hermann Kepplinger (SPÖ). Daher sorgt die Aussage aus dem Verkehrsministerium, dass es sich um Bahnen mit touristischem oder nostalgischem Nutzen handle, in Kepplingers Büro für Kopfschütteln.

Noch mehr befremdet ist man allerdings, was den vorgegebenen Zeitplan betrifft. Im nächsten Halbjahr will Verkehrsministerin Bures die Bahnen ans Land Oberösterreich abtreten. Das sei ein ambitioniertes Ziel, heißt es dazu aus Linz. Bis dahin sei vielleicht eine Einigung möglich, die Abwicklung werde hingegen deutlich länger dauern.

Bund will sparen

Zu verhandeln gibt es noch einiges, und wie so oft geht es ums Geld. Vorsichtig formuliert, seien alle Strecken nicht auf dem letzten Stand der Technik. Das Land will daher entweder, dass die Strecken saniert übergeben werden, oder dass der Bund das Geld dafür zur Verfügung stellt. Doch der Bund will sparen. Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) rechnet mit Einsparungen im mehrstelligen Millionenbereich.

Wer in Zukunft den Betrieb auf den Bahnstrecken abwickeln soll, ist übrigens noch offen. Vorerst gehe es nur um die Übernahme des Eigentums an den Bahnanlagen. Zumindest bis zum Jahr 2017 bestehen aber noch Verkehrsdiensteverträge mit den ÖBB.