80 Jahre Spanischer Bürgerkrieg
Am Abend des 11. Juli 1936 wird Santiago Casares Quiroga, Ministerpräsident der spanischen Republik, vor einem bevorstehenden Offiziersputsch gewarnt. „So, man will sich erheben?“, meinte der Premier der seit den Neuwahlen im Februar im Amt befindlichen Regierung. „Na, dann will ich persönlich mich mal niederlegen!“ Sechs Tage später verging ihm das Witzeln, am 17. Juli begann der Putsch gegen die Spanische Republik und in der Folge „La Guerra civil española“ – der spanische Bürgerkrieg. Mit unglaublicher Brutalität kämpfen Rechte gegen Linke in einem „Bruderkrieg“, der mit seinen politischen Fronten Spanien bis heute prägt.
Hier können Sie schon in die Sendung hineinhören

wikipedia.org/BArchBot
Demokratien in der Krise
Der Spanische Bürgerkrieg von 1936 bis 1939, der vor 80 Jahren begann, ist ohne jeden Zweifel eines der großen Themen der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Eingebettet in die Epoche der Krise der Demokratien in der Zwischenkriegszeit scheint er - aus der historischen Distanz betrachtet - zum Übungsplatz des Weltkrieges geworden zu sein und unvermeidbar in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs geführt zu haben. Der Spanische Bürgerkrieg wird auch häufig als erste bewaffnete Auseinandersetzung zwischen dem Faschismus und dem Antifaschismus betrachtet.
Eine auf die Ideologien bezogene Interpretation des Bürgerkrieges gewinnt zusätzlich an Gewicht, wenn die massive Intervention Italiens, Deutschlands und der Sowjetunion in Betracht gezogen wird. So verstand die eine Seite den Konflikt als Auseinandersetzung zwischen Ideologien, mit der nicht nur das Schicksal Spaniens, sondern darüber hinaus das der zivilisierten Menschheit auf dem Spiel stand.
Verschärfung der Konflikte
Die einen wähnten Demokratie, Fortschritt und Freiheit in Gefahr, während es für die anderen um die Abwehr der bolschewistischen Bedrohung und die Errettung des christlichen Abendlandes ging. Im Spanischen Bürgerkrieg verschärften sich damit Konflikte, die in anderen Ländern Europas vielfach noch mit politischen Mitteln ausgetragen worden waren. Erstmals kam es zu einer offenen militärischen Auseinandersetzung, die seit Jahrzehnten bis heute in aller Welt heftige Emotionen weckt. Das Gesicht Europas wird sich zwischen Juli 1936 und April 1939, dem Beginn und Ende des Bürgerkrieges auf der Iberischen Halbinsel, grundlegend wandeln.

pixabay.com
Sendungshinweis:
Scherpunkt Zeitgeschichte, 9. und 16. Oktober, 21.04 Uhr
Nachrichten: Ausrufung der Zweiten Republik
Wenden wir uns der Vorgeschichte zu. Fünf Jahre vor Ausbruch des Bürgerkrieges hatte ganz Spanien am 14. April 1931 die Proklamation der Republik durch Niceto Alcalá Zamora, den neuen Ministerpräsidenten, gefeiert. Diese Nachrichten waren im Radio zu hören:
„Heute am 14. April 1931 wurde in Spanien die Zweite Republik ausgerufen. Die Kommunalwahlen von vorgestern, die als Test für die Monarchie gesehen wurden, haben ein klares Ergebnis ergeben: den Sieg der Republikaner in den großen Städten und den Provinzhauptstädten. Seit den frühen Morgenstunden gibt es Kundgebungen im ganzen Land. Die Republikaner haben die Rathäuser übernommen. In Barcelona haben sich um ein Uhr mittag auf dem Sant Jaume-Platz Demonstranten eingefunden, um Einlass ins Rathaus zu finden, in dem sich der Bürgermeister Martínez Domingo befand. Wenig später zeigten sich die Republikaner auf dem Balkon des Rathauses und ein Kornettist, der die Marseillaise interpretierte.
König reiste ins Exil
Während draußen die Menge über die Proklamation der katalanischen Republik jubelte, verließ König Alfons XIII, Alfonso XIII., den königlichen Palast und reiste ins Exil nach Frankreich und England. Die innenpolitische Krise schwelte bereits seit Jahren. Nach und nach erlahmte bei großen Teilen der spanischen Gesellschaft die Treue zur Monarchie. Viele verachteten König Alfons, weil er von 1923 bis 1930 die glücklose Militärdiktatur des Generals Miguel Primo de Rivera toleriert hatte.
Die privilegierte Schicht hielt den König für zu schwach, um ihre Interessen zu schützen. Die Arbeiter betrachteten die Monarchie lediglich als die Klammer, die ein tyrannisches Unterdrückungssystem zusammenhielt. Der König verkündete, er werde auf seine Hoheitsrechte verzichten und ging ohne abzudanken ins Exil. Ein halbes Jahr später verbot die Regierung seine Rückkehr und konfiszierte seinen Besitz. Die provisorische Regierung des ehemaligen königlichen Ministers Niceto Alcalá Zamora bestand überwiegend aus Vertretern des liberalen Mittelstandes.

pixabay.com
Ungünstige Zeit für Demokratie
Doch die Zeichen der Zeit waren für die neue parlamentarische Demokratie ungünstig. Die Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung im Juli 1931 ergaben eine breite republikanische Mehrheit. Lange unterdrückte Kräfte machten sich gewaltsam Luft. Der Klassenhass der armen Landbevölkerung und der schnell wachsenden Arbeiterklasse führten zu revolutionären Unruhen. Optimisten glaubten allerdings noch daran, dass geordnete Reformen die Nation befrieden und grundlegend ändern würden. Land- und Industriearbeiter, unterbezahlt und ohne gewerkschaftliche Rechte, häufig arbeitslos, hofften, die republikanische Regierung würde ihre Ausbeutung unverzüglich ein Ende bereiten.
Viele sahen in der Republik bereits so etwas wie die Revolution. Doch unter der neuen politischen Oberfläche waren die Grundfeste der alten Gesellschaft noch unerschüttert. Eine mächtige, durch und durch konservative Kirche, die jeder Veränderung feindlich gegenüberstand, eine Armee, die gewohnt war, in der Politik stets das letzte Wort zu haben, eine besitzende Klasse, die entschlossen war, ihre wirtschaftliche Macht zu verteidigen. Vor allem Südspanien war ein Gebiet mit großen Gütern und reichen Landherren. Gegen sie richtete sich der Hass der landlosen Bauern und Arbeiter, fast eine Million Menschen, die einen täglichen Kampf ums Überleben führten.

pixabay
Granada
Verteilung des Landes
Der republikanischen Regierung war bewusst, dass der Bestand der Demokratie von einer gerechteren Verteilung des Landes abhing. Doch ihre komplizierten schwerfälligen Agrarreformen lösten bei den Landarbeitern Enttäuschung und bei den Landbesitzern Empörung aus. Grundlegende Landreformen vermochte die Regierung nicht zu verwirklichen.
Die Agrarfrage war traditionell in Spanien immer schon ein Konfliktpunkt aufgrund der ungleichen Verteilung des Bodens und der Struktur seines Besitzes, die zwei Eigentümlichkeiten aufweisen: das Vorherrschen extremer Größenverhältnisse von Grund und Boden sowie deutlich regionale Unterschiede im ganzen Land. Während sich der von Tagelöhnern oder Pächtern bewirtschaftete Großgrundbesitz, also die Latifundienwirtschaft primär auf Andalusien, auf die Extremadura und auf La Mancha konzentrierte, dominierten in Teilen Galiziens und Asturiens die landwirtschaftlichen Klein- und Kleinstbetriebe, die Minifundios.
Zehn Millionen Grundeigentümer
Mittelbetriebe waren schwerpunktmäßig in Katalonien, dem Baskenland und der Levante lokalisiert. 1931 verfügten von zehn Millionen Grundeigentümern 10.000 über die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Spaniens. Dieses System impliziert die Saisonarbeit von 100 bis 150 Tagen im Jahr eines Landproletariats, das auf den Plätzen der großen Dörfer darauf wartet, zu sehr niedrigen Löhnen angeheuert zu werden. Eine Verflechtung des Sozialen mit dem Politischen war daher unvermeidbar.
Ein Großgrundbesitzer berichtet in seinen Erinnerungen, wie er zu den 1934 angeheuerten Arbeitern sagte: „Fünf Peseten, das galt, als ihr die Wahlen gewonnen hattet; jetzt haben wir sie gewonnen, jetzt sind es drei Peseten.“ 1932 bis 1933 stellten die Grundbesitzer weniger Leute ein. 1934 versuchten die Saisonarbeiter, einen Erntestreik zu organisieren. Von 700 000 Arbeitslosen waren 400 000 Landarbeiter. Dass es zu blutigen Zusammenstößen auf dem Lande kam, ist daher kaum verwunderlich. Und auch nicht, dass das verelende, völlig verarmte Hungerproletariat sich vom Christentum entfremdete und von einem mystischen Gebilde durchdrungen war, nämlich der anarchistischen Idee.
Auswirkungen der Unruhen auf dem Lande
Die Unruhen auf dem Lande erschütterten das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Kirche. Landarbeiter und städtisches Proletariat sahen in den Priestern Verbündete der Grundbesitzer oder der Fabriksherren. Die Kirche konnte sich weiterhin im Einvernehmen mit den Reichen und Mächtigen fühlen. Nach wie vor genoss sie die Verehrung und Liebe vieler einfacher Spanier. Zuneigung und Hass hielten sich die Waage, die Spanier – so lautete damals ein geflügeltes Wort – „folgen stets ihrem Priester, entweder mit einer Kerze oder mit einem Knüppel in der Hand“.
Antiklerikalismus und die fanatische Entschlossenheit, die Macht der Kirche in der Gesellschaft zu brechen, einte Liberale, Republikaner und Sozialisten. Weniger als einen Monat nach der Proklamation der Republik entlud sich die Wut auf die Kirche in gewalttätigen Aktionen. Nach einem Krawall steckte der Mob am 10. und 11. Mai 1931 ein halbes Dutzend Klöster und Kirchen in Madrid in Brand. Während Klöster niedergebrannt und geplündert wurden, schaute die Polizei tatenlos zu. Manuel Azaña, damals Kriegsminister, zwei Monate später Ministerpräsident, erklärte, dass „alle Klöster Madrids nicht das Leben eines Republikaners wert wären“.

pixabay.com
Die katholische Kirche hatte seit Jahrhunderten nahezu ununterbrochen eine privilegierte Position innegehabt. Ihre Lehren in den Schulen hatten das öffentliche und private Leben maßgeblich bestimmt. So wirkte „la iglesia“ disziplinierend und konnte, etwa durch die Kontrolle über das Erziehungswesen, auch lenkend auf gesellschaftliche Prozesse einwirken. Die neue republikanische Verfassung verbannte nun die Ausübung der Religion in die private Sphäre und eliminierte die Unterstützung, die sich Staat und Kirche bisher gegenseitig geboten hatten.
Opfer des Bürgerkrieges
Sie entzog dem Klerus und den Orden jegliche finanzielle staatliche Unterstützung. Zudem wurde der Jesuitenorden verboten und allen anderen kirchlichen Institutionen die Kompetenz entzogen, Schulen zu betreiben. Fast die Hälfte der Bevölkerung konnte weder lesen noch schreiben. Die republikanische Regierung begann, ein staatliches Erziehungswesen aufzubauen, bei dem jeder Einfluss der Kirche ausgeschaltet war. Fast zehntausend Schulen wurden in den ersten Jahren der Republik neu eröffnet und bald breiteten sich Kunst und Kultur bis in die entlegensten Winkel Spaniens aus.
Spaniens Intellektuelle übernahmen gern die Rolle als Missionare der Aufklärung. Federico García Lorca, Dichter und Bühnenautor, inszenierte Theaterstücke in den kleinsten Dörfern Spaniens. Er sollte zu den ersten Opfern des Bürgerkrieges gehören.
Jüngster General: Francisco Franco Bahamonde
Das Militär, die Armee und ihre Offiziere waren glühende Verfechter der nationalen Einheit. Spanien hatte bereits den größten Teil seines ehemaligen Weltreiches verloren. Die Aufstände der Rif-Kabylen, einem Berberstamm in den 20er-Jahren hätten beinahe zum Verlust seiner letzten überseeischen Besitzungen in Marokko geführt. Francisco Franco Bahamonde, ein junger Offizier, zeichnete sich im erfolgreichen Kampf gegen die Aufständischen und beim Aufbau einer spanischen Fremdenlegion in Nordafrika aus.
Er wurde mit 33 Jahren jüngster spanischer General. Die Regierung plante, die Armee, die so archaisch und kopflastig war, zu reformieren. Auf neun Soldaten kam beispielsweise ein Offizier. Die Militärs betrachteten die Reformpläne mit Argwohn. Eine äußerst starke Kraft der linken Opposition waren die Anarchisten, die sich in der Gewerkschaft CNT, der nationalen Konföderation der Arbeit, der Confederación Nacional del Trabajo, organisiert hatten. Die CNT, die 1911 nach blutigen sozialen Unruhen in Barcelona gegründet worden war, hatte sich dem Anarcho-Syndikalismus verschrieben, in dem Glauben, dass die Revolution zur völligen Selbstbestimmung der Arbeiter führen werde.
16.2.36: Sieg für Linksparteien
16. Februar 1936. Die Linksparteien errangen einen hauchdünnen Wahlsieg. Im Parlament, in der Cortes, verfügte die Volksfrontregierung trotzdem über die absolute Mehrheit. Sie begann sofort mit der Entlassung der politischen Gefangenen. Dolores Ibárruri Gómez war damals kommunistische Parlamentsabgeordnete aus dem Baskenland. Vom ersten Tag des Bürgerkrieges an wurden ihre unermüdlichen Appelle und Aufrufe weit über die Grenzen Spaniens hinaus bekannt.
Zu den berühmtesten gehört der Leitspruch „No pasarán!“ – „Sie werden nicht durchkommen!“, der bald durch „Pasaremos!“ – „Wir werden durchkommen!“ ergänzt wurde. Unter ihrem Pseudonym „La Pasionaria“ – „Die Passionsblume“ - entstanden die immer wieder vorgetragenen Parolen: „Es ist besser, aufrecht zu sterben als auf Knien zu leben“ und: „Es ist besser, die Witwe eines Helden als die Frau eines Feiglings zu sein“.

wikipedia.org/R-41~commonswiki
Schwierige Reformumsetzung
Das Kabinett der neuen republikanischen Regierung unter dem amtierenden Ministerpräsidenten Manuel Azaña stellte die von der Rechtsregierung suspendierte Autonomie Kataloniens wieder her und versuchte die unterbrochene Sozialgesetzgebung wieder aufzunehmen. Jedoch gelang es der Regierung nicht, ihre Reformbestrebungen in geordnete Bahnen zu lenken. Streiks und Landbesetzungen griffen um sich, Plünderungen von Herrenhäusern, Straßenschlachten und brennende Kirchen führten bei der spanischen Rechten und den Konservativen zu der Überzeugung, dass sie mit Gil Robles auf den falschen Mann gesetzt hatten.
Das neue Idol der Rechten hieß José Calvo Sotelo, ehemaliger Finanzminister des Diktators Primo de Rivera und seit 1934 Führer der Monarchisten. Etwa 15000 Mitglieder der Jugendbewegung von Gil Robles‘ CEDA traten zur Falange über, einer Bewegung nach faschistischem Muster, die der Mussolini-Bewunderer José Antonio Primo de Rivera, Sohn des Generals und Diktators Miguel Primo de Rivera, 1933 gegründet hatte. José Antonio, wie er überall genannt wurde, fand seine Anhänger besonders an den Universitäten. „Spanien erwache, einig, groß und frei!“ Solche mitreißenden Parolen kamen an.
Kommunisten wurden stärker
In diesem Klima der Gewalttätigkeit erhielten die Formationen Zulauf, die am straffsten organisiert und bereit waren, Gewalt mit Gegengewalt zu beantworten. Falange und die Partido Comunista de España - die kommunistische Partei Spaniens. José Antonio wird inhaftiert, die Falange verboten. Aufruhr und politischer Mord gehörten von nun an zum Alltag, wenn Rechte und Linke aufeinanderprallten.
Die Übergriffe wütender Landarbeiter häuften sich, sie wollten nicht länger auf die Landreform warten. Auf den verdorrten Hügeln der Extremadura besetzten Tagelöhner das Land. An einem einzigen Tag, am 25. März 1936, rissen etwa 60000 landlose Arbeiter 3000 Bauernhöfe an sich. Die Situation wurde unkontrollierbar. Die Großbauern fürchteten nicht mehr allein um ihren Besitz sondern auch um ihr Leben. Während Gesetz und Ordnung zusammenbrachen, beschloss eine Anzahl extrem konservativer Armeeoffiziere, die Initiative an sich zu reißen. Um einer Militärrevolte zuvorzukommen, hatte die Regierung politisch unzuverlässige Generäle der Armee versetzt. Ihre Gefährlichkeit war allgemein bekannt.
Man schickte sie ins Exil. General Francisco Franco befand sich auf den Kanarischen Inseln. Den Kopf der späteren Putschisten, General Emilio Mola, hatte man von Marokko nach Pamplona versetzt – ein entscheidender Fehler. Überdies hatte man vergessen, dass man in der Ära des Telefons und des Flugzeugs lebte. Von der kleinen Garnisonstadt Pamplona aus konnte Mola mit Hilfe der Carlisten seine Fäden am besten ziehen. „El Director“, wie das Haupt der Verschwörer genannt wurde, hatte Franco die Aufgabe zugedacht, mit einer Militärrevolte in Spanisch-Marokko einen Staatsstreich auszulösen. Franco sollte das Kommando über die marokkanischen Soldaten und die Fremdenlegionäre, die er dort bereits in den 20er-Jahren befehligt hatte, übernehmen, doch er zögerte zunächst.

wikipedia.org/Remember the dot
Schicksalstag 1.5.36
1. Mai 1936. Mit einem Aufmarsch sollte den Feinden der Republik die überwältigende Macht der Linken demonstriert werden. Francisco Largo Caballero, auch der spanische „Lenin“ genannt, Generalsekretär der sozialistischen Gewerkschaft, der Unión General de Trabajadores und einer der Führer der spanischen sozialistischen Arbeiterpartei, der Partido Socialista Obrero Español, rief zur Revolution auf. Largo Caballero wollte die Diktatur des Proletariats ein für alle Mal sicherstellen.
Im Verlauf der Demonstration machte eine Parole die Runde. Nonnen hätten Kindern vergiftete Bonbons zugesteckt. Daraufhin lösten sich Gruppen von der Kundgebung und setzten ein Kloster in Brand. Verzweifelt kämpfte die republikanische Regierung gegen den völligen Zusammenbruch der staatlichen Ordnung. Präsident Alcalá Zamora trat zurück. Am 16. Juni 1936 verlangt der Oppositionsführer José Calvo Sotelo vor den Cortes einen starken integrierten Staat, der Streiks, Aussperrungen, Hungerlöhne und anarchische Zustände beenden würde.
7. Juli 1936. Pamplona feierte die jährliche Corrida der Stiere, das Fest des Heiligen Fermín. Massen von Menschen machten es den Kurieren General Molas leicht, unbemerkt Nachrichten weiterzugeben. Während die Stiere durch die Arena tobten, sahen sich Mola und seine Mitverschwörer mit unvorhergesehenen Problemen konfrontiert. Der Umsturz musste verschoben werden, da die Carlisten sich nicht darüber einigen konnten, unter welcher Flagge sie marschieren wollten. Außerdem weigerten sich einige der Armeeoffiziere noch immer, der Republik, auf die sie ja vereidigt worden waren, in den Rücken zu fallen.
Unterstützung für Mola
Doch Falangistenführer José Antonio Primo de Rivera, der ursprünglich erklärt hatte, Molas Bewegung sei ihm zu konservativ, sagte nun seine Unterstützung zu. Endlich hatte Mola das Gefühl, losschlagen zu können. Einer der wichtigsten Militärbefehlshaber, General Franco, hielt sich noch immer auf den Kanarischen Inseln auf. Trotzdem sollte Franco wie geplant nach Marokko gebracht werden. Man suchte nur noch einen geeigneten Piloten für diese Aufgabe. Captain Cecil Bebb, ein Privatpilot, wurde eines Tages auf dem Flugplatz Croydon bei London von einem Herrn aus Spanien angesprochen.

wikipedia.org/Xauxa
Grabmal Francos
Verschlüsstelte Botschaft für Aufstand
Wenige Stunden nach der Ermordung Calvo Sotelos schickte General Mola ein Telegramm ab: „Am 15. dieses Monats, um vier Uhr, brachte Helen ein wunderschönes Kind zur Welt.“ Diese verschlüsselte Botschaft enthielt Datum, Zeit und Ort für den Aufstand. 18. Juli, 5.00 Uhr. Marokko. Um Mitternacht wurde Sozialistenführer Indalecio Prieto mit einigen Kollegen bei Premierminister Santiago Casares Quiroga, einem Linksrepublikaner vorstellig. Sie drängten ihn, die Bevölkerung doch zu bewaffnen, doch Casares Quiroga glaubte, dies würde die letzten Hoffnungen auf Gesetz und Ordnung hinwegfegen. Er lehnte ab.
Im Morgengrauen des 14. Juli startete Captain Bebb in Casablanca mit Flugziel Kanarische Inseln. Das Unheil nahm seinen Lauf. Am 17. Juli, einen Tag früher als geplant, brach der Aufstand in Melilla an der Nordküste Marokkos los. Am nächsten Tag breitete er sich über weitere marokkanische Orte aus, noch ehe General Franco angekommen war, um die Führung der Truppen in Nordafrika zu übernehmen. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, den gewaltsamen Konflikt zu verändern, der Spanien fast drei Jahre lang heimsuchen sollte. Es gab keine Verhandlungen, keine Kompromisse mehr, es blieb nur mehr eins – der Bürgerkrieg.
- Teil 1 zum Nachhören: „Am Vorabend einer Tragödie“:
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
- Teil 2 zum Nachhören: „Ein Putsch wird zum Krieg“
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Michael Huemer