Hallstatt wehrt sich gegen Massentourismus
Dennoch setzen heimische Tourismusinitiativen weiterhin vor allem auf den asiatischen Markt und nehmen die rasch durchziehenden, kaum Geld, dafür aber Müll zurücklassenden Touristen billigend in Kauf, damit die Statistiken stimmen. Hallstatt hat 780 Einwohnerinnen und Einwohner und rund eine Million Besucher jährlich. Vor allem Touristen aus Asien überschwemmen den Ort und zwangen die Verantwortlichen, ein neues Verkehrssystem zu erstellen, das die Zahl der Busse pro Tag limitieren soll.

Oberösterreich Tourismus GmbH/Andreas Röbl
Eine Million Touristen drängen sich durch den 780-Einwohner-Ort Hallstatt
Es gehe nicht mehr, sagen viele in Hallstatt, die Chinesen, Japaner und Koreaner durch ihre privaten Gärten oder gar Häuser ziehen sehen, die abends die täglichen Müllberge betrachten und denen jede Form der Ruhe in ihrem Ort abhandengekommen ist. Das hat Hallstatt mit anderen Welterbeorten wie Salzburg und Dürnstein in der Wachau gemeinsam: Man ist Ziel von Touristenmassen, die sich durch kleine Orte drängen.

ORF
Jetzt wollen sich die drei Gemeinden vernetzen. In Hallstatt fand ein erstes Treffen aktiver Bürger statt, bei dem über die Probleme des Massentourismus und über Lösungsansätze diskutiert wurde - vor allem über die Gefahr, dass diese Städte mit dem Massentourismus zu reinen Kulissen zu verkommen drohen, sagte etwa der Präsident des Stadtvereins Salzburg, Wolfhart Fally, vor allem weil die größeren Touristenmassen noch bevorstehen würden.
Bevölkerung verschwindet
Wo Besuchermassen Orte und Städte erobern, verschwindet die Bevölkerung und geht die typische Infrastruktur verloren. Im südböhmischen Krumau etwa stehen zahlreiche Innenstadthäuser zum Verkauf. Die Bewohner sind weg, damit aber auch die Arbeitskräfte und der Ganzjahreskonsument. Übrig bleiben Kulissen, nur noch durchbrochen von Souvenirgeschäften und Lokalen.
Die UNESCO-Kommission für das Welterbe ist inzwischen überzeugt, dass das System langfristig kollabieren wird. Die Generalsekretärin der UNESCO-Kommission, Gabriele Eschig, sagte zur Entwicklung in Hallstatt, dass die Steuerung fehle. Es fehle ein Plan und welche Werte man wie erhalten könne, vor allem erscheine ihr auch die Einbeziehung der Bevölkerung mangelhaft, so Eschig: „Bürgermeister können das nicht leisten. Daher braucht man einen unabhängigen Manager und einen Plan, der festlegt, wie man sich entwickeln möchte.“
Dass man etwa in Hallstatt versucht, mit der Kontingentierung von Bussen der Besuchermassen Herr zu werden, nimmt die UNESCO positiv zur Kenntnis. Reichen werde das aber nicht, ist man sich sicher.
Links:
- Busbeschränkung ohne wirtschaftliche Folgen (ooe.ORF.at)
- Hallstatt: Reisebusbeschränkung kommt (ooe.ORF.at)
- Strategien gegen zu viel Tourismus (ooe.ORF.at)