Grüne wollen Umbenennung der Dinghoferstraße

Die Linzer Grünen wollen eine Debatte über die Umbenennung der Dinghoferstraße, weil der ehemalige Bürgermeister Franz Dinghofer Mitglied der NSDAP war. Zumindest sollten die Straßenschilder mit Zusatztafeln versehen werden.

Die Forderungen der Grünen gehen auf Recherchen des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) zurück. Das MKÖ berichtete von einer Anfrage beim Bundesarchiv in Berlin, ob Dinghofer NSDAP-Mitglied war. Die Auskunft lautete demnach: Dinghofer habe sich 1940 um die Aufnahme in die NSDAP bemüht, diese sei ihm bereits nach zweieinhalb Monaten gewährt worden. „Soweit wir wissen, hat Franz Dinghofer kein Verbrechen begangen. Aber er hat ein Verbrecherregime unterstützt“, betonte MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi.

Franz Dinghofer

Archiv der Stadt Linz

Willy Merny: „Soweit wir wissen, hat Franz Dinghofer kein Verbrechen begangen. Aber er hat ein Verbrecherregime unterstützt“

Grüne: „Verklärung eines überzeugten Antisemiten“

„Unerträglich“ findet der Grüne Klubobmann in Linz, Helge Langer, „die Verklärung eines überzeugten Antisemiten und Nationalsozialisten“. Die Stadt müsse „ein klares Zeichen setzen und die Straßenschilder in der Dinghoferstraße umgehend um die Information ergänzen, dass Dinghofer NSDAP-Mitglied war“. Auch eine Diskussion um eine Umbenennung sei „mehr als angebracht“, so Langer. Kritik gibt es in diesem Zusammenhang auch an einer ORF-Dokumentation, in der Dinghofer als „Baumeister der Republik“ bezeichnet wurde.

Von 1907 bis 1918 Linzer Bürgermeister

Der in Ottensheim geborene großdeutsche Politiker Dinghofer (1873-1956) war von 1907 bis 1918 Linzer Bürgermeister. Während des Ersten Weltkriegs machte er sich einen Namen, weil es ihm gelang in Linz die Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten zu sichern. Neben diesen kommunalpolitischen Verdiensten gelang Dinghofer aber vor allem die Einigung des zersplitterten deutschnationalen Lagers, das er mit der Verfassung von 1920 zur Großdeutschen Volkspartei formte.

Politischen Gegner geschützt

Dinghofer wurde Vizekanzler unter dem Christlichsozialen Kanzler Seipel und Justizminister. Als Ungarn die Republik Österreich 1928 auffordert, den einstigen Anhänger der Bolschewiki und kommunistischen Revolutionär Bela Kuhn auszuliefern, verweigert das der deutschnationale Justizminister Dinghofer und schützte damit seinen politischen Gegner.

Der Justizminister stieß damit bei vielen seiner Parteifreunde auf Ablehnung und wurde aus dem Amt entfernt. Er wechselte in den Obersten Gerichtshof, mied fortan die Politik und wurde 1938 in den Ruhestand versetzt.

Dinghofer war als einer der drei Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung am 12. November 1918 auch unmittelbar an der Ausrufung der Republik „Deutschösterreich“ beteiligt.

NSDAP-Mitgliedschaft bereits bekannt

Die Linzer Dinghoferstraße wurde bereits 1918, unmittelbar nach dessen Amtszeit als Linzer Bürgermeisters nach ihm benannt. Diese Benennung erfolgte einstimmig, auch mit den Stimmen der Sozialdemokraten. Dass Dinghofer 1940 mit beinahe 68 Jahren eine Mitgliedschaft bei der NSDAP beantragte und nach einigen Wochen auch bekam, war bereits bekannt und kein neues Rechercheergebnis des Mauthausen Komittees. Bereits 2011 schrieb der Direktor des Archivs der Stadt Linz, der Historiker Walter Schuster darüber im Historischen Jahrbuch der Stadt Linz. Auch in einer Festrede im Linzer Gemeinderat zur Gründung der Ersten Republik ging Schuster auf diese NSDAP Mitgliedschaft Dinghofers ein.

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