Kritik an Abschiebung in Oberkappel

Wieder einmal stehen eine Gemeinde und eine Schule vor der plötzlichen Abschiebung einer bestens integrierten Familie. In Oberkappel wurde am Dienstag ein Vater abgeholt, der vor sechs Jahren wegen seiner geistig beeinträchtigten Tochter mit seiner Familie aus Armenien geflohen war.

Er soll zurück nach Armenien gebracht werden. Der Mann erlitt dabei einen Zusammenbruch und ist derzeit in einem Krankenhaus, Frau und Kinder sind untergetaucht. Die Familie lebt seit inzwischen sechs Jahren in der Gemeinde Oberkappel, ist in Vereinen ehrenamtlich tätig und bestens integriert.

Wegen beeinträchtigter Tochter geflohen

Geflohen ist die Familie vor sechs Jahren, weil eines der Kinder, ein Mädchen, geistig schwer beeinträchtigt ist und in Armenien keine geeignete Behandlung erfolgt. Der jüngste Sohn der Familie ist neun Jahre alt, kennt de facto nichts anderes als das Mühlviertel und spricht Deutsch mit oberösterreichischem Dialekt.

Gutachten: „Umsiedlung wäre extrem negativ“

Martin Mattle, der Direktor der Volksschule Altenfelden, wo das geistig beeinträchtigte Mädchen der Familie betreut wird, sagte am Mittwoch gegenüber dem ORF Oberösterreich: "Das ältere Kind hat einen Schwerstbehindertenstatus und ist bei uns in der Schwerstbehindertenklasse untergebracht. Es gibt auch ein Gutachten, das ganz klar besagt, dass eine Umsiedlung extrem negativ für das Kind wäre. Seitens des damaligen Bezirksschulrates bis zur Gemeinde wurde interveniert. Die Familie ist gut in der Gemeinde integriert und unter anderem auch im Kirchenchor dabei. Der neunjährige Bub ist in den vergangenen sechs Jahren schon ein waschechter Mühlviertler geworden.“

„Armenien kein Land, wo man nicht leben könne“

Armenien sein kein Land, wo man nicht leben könne – das sei in erster Linie die Begründung für die Abschiebung, so Mattle. Gleichzeitig wisse man auch, und das sei auch durch den Gutachter bestätigt worden, sei Armenien kein Land, in dem man als beeinträchtigtes Kind ein zufriedenstellendes Leben führen könne, so Mattle.

Abschiebung von Lehrling in Zell am Moos

Auch in Zell am Moos ist die Aufregung groß: Dort soll ein Lehrling eines Holzbetriebes abgeschoben werden. Für sein Asylverfahren hat ihm die Firma sogar einen Rechtsbeistand finanziert, aus menschlichen und wirtschaftlichen Gründen, so das Unternehmen Neuhofer Holz. Dennoch erhielt der junge Iraker einen negativen Bescheid und muss sich jetzt in einem der sogenannten Ausreisezentren melden.