Seniorin um 90.000 Euro gebracht

Um 90.000 Euro haben Betrüger eine betagte Frau gebracht. Ein Anrufer konnte die 89-jährige Linzerin davon überzeugen, dass ihre Tochter einen Verkehrsunfall verursacht habe und deshalb eine Kautionszahlung notwendig sei.

Die Betrüger nützen die Ängste, die ihre vorwiegend älteren Opfer um ihre Angehörigen haben, schamlos aus. Am Mittwochnachmittag bekam eine 98-jährige Frau einen Anruf von einem ihr unbekannten Mann, so das Polizeiprotokoll. Der Anrufer erklärte der Frau, dass ihre Tochter nach einem Verkehrsunfall von der Polizei festgehalten werde - nur wenn sie für ihre Tochter bezahle, werde diese freigelassen.

Geld an Komplizin übergeben

Dann kam eine junge Frau zu der 89-Jährigen Linzerin, der sie das Geld übergab. Erst nach einem Telefonat mit ihrem Sohn schöpfte die Pensionistin Verdacht und alarmierte die Polizei. Von den Betrügern fehlte vorerst jede Spur.

Die Polizei warnt nun erneut vor dieser kriminellen Masche - wenn eine unbekannte Person am Telefon Geld fordert, solle man sofort auflegen und keinesfalls Details zu familiären und finanziellen Verhältnissen bekannt geben. Und die Polizei rät auch, ältere Familienmitglieder und Verwandte über Betrugsmaschen zu informieren und und zu warnen.

Psychologe: großer Druck auf Opfer

Am vergangenen Montag wurde – wie erst jetzt bekannt wurde – eine andere Frau in Oberösterreich sogar um 150.000 Euro betrogen. Warum vor allem ältere Menschen trotz vielfältiger Warnungen immer wieder auf die Betrüger hereinfallen, erklärt der Polizeipsychologe Barnabas Strutz damit, dass die Täter im psychologischen Bereich äußerst geschickt vorgehen. Sie erzeugen meist viel Druck auf die Opfer und die älteren Menschen kommen so gar nicht dazu, sich zu sammeln, sondern werden unter Zugzwang gesetzt. So kommen sie auch nicht auf die Idee, rational zu denken oder gar die Polizei anzurufen. Die Betrüger setzen auf Zeit, so der Fachmann und wenn die älteren Menschen dann draufkommen, dass sie betrogen wurden, sind die Täter meist schon weit weg.

Vorbeugen durch Aufklärung

In der Prävention gäbe es allerdings durchaus Möglichkeiten, ältere Menschen vor solchen Betrugsmaschen zu schützen, erklärt Psychologe Strutz. Dafür müsse man ein paar grundsätzliche Regeln beachten, wie etwa:

  • keine Fremden ins Haus lassen
  • sich von fremden Anrufern nicht unter Zeitdruck setzen lassen
  • immer wieder Externe dazuholen, z.Bsp. die Polizei oder Verwandte
  • vorschlagen, die Situation auf der nächsten Polizeiinspektion zu klären

Vor allem sei es aber wichtig, gar nicht erst in so einen Schockzustand zu kommen, in dem man durch Mitleid anfällig werde. Das könne man erreichen, indem man mit den älteren Menschen entsprechende Situationen bespricht oder überhaupt durchspielt, empfiehlt der Polizeipsychologe.

Die Vorgehensweise der Betrüger erfolge nach einem Muster, so die Ermittler:

  • Männer oder Frauen geben sich am Telefon als Kriminalbeamte oder als Kriminalpolizei aus und sprechen dabei fast immer in Hochdeutsch bzw. in Hochdeutsch mit leicht ausländischem Akzent.
  • Sie teilen dem Opfer mit, dass die Tochter (manchmal auch der Sohn) einen schweren Verkehrsunfall verursacht hat. Aus diesem Grund müsse der Betroffene eine Kaution in der Höhe zwischen 27.000 Euro bis 200.000 Euro bezahlen. Ansonsten hat der Angehörige eine Haftstrafe zu verbüßen.
  • Die Opfer werden höchstwahrscheinlich aufgrund der älter erscheinenden Vornamen samt Adressen aus dem Telefonbuch ausgewählt.
  • Die Opfer werden meist während des Geldbeschaffens mit Anrufen überhäuft, um sicherzustellen, dass zwischendurch nicht die Polizei informiert wird.
  • Auch Bankangestellte werden gebeten, bei ungewöhnlich erscheinenden Behebungen den Kunden sofort zu sensibilisieren.

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