17-Jähriger nach Bluttat: „Es war ein Unfall“

„Es war ein Unfall“, und es tue ihm leid, sagte der 17-Jährige, der am Sonntag seine 16-jährige Freundin in Steyr erstochen haben soll, bei der Einvernahme. Laut Polizei ist bei ihm „noch kein Schuldbewusstsein bemerkbar“.

Die Einvernahme des jungen Afghanen wurde Mittwochnachmittag abgeschlossen. Der Richter verhängte laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Steyr die U-Haft. Die Unfallversion des Verdächtigen ziehe nun weitere Ermittlungen nach sich, hieß es.

Polizei: Beweise sprechen gegen Unfallversion

Polizeisprecher David Furtner sagte im Interview mit dem ORF Oberösterreich: „Er gibt an, dass das Ganze ein Unfall gewesen sei, wollte aber dennoch weg aus Steyr und hat die Flucht Richtung Wien ergriffen.“ Die Ermittler hätten aber schon genug Beweise gesammelt, die diese Unfallversion in „keinster Weise“ decken würden, auch das Obdutkionsergebnis spreche gegen diese Version. Gestellt habe sich der 17-Jährige wegen des Fahndungsdrucks, vor allem nachdem er in Wien mehrere Tageszeitungen gesehen hatte, so Furtner.

Polizeisprecher David Furtner im Interview:

„Noch kein Schuldbewusstsein bemerkbar“

Der Beschuldigte wurde nach seiner Verhaftung in Wien-Floridsdorf nach Oberösterreich gebracht. Bei den vom Landeskriminalamt Oberösterreich im Beisein der Staatsanwaltschaft Steyr und eines Pflichtverteidigers geführten Einvernahmen wirke der Beschuldigte „sehr ruhig und gefasst“. Schuldbewusstsein ist laut Furtner noch keines bemerkbar.

2016 als Flüchtling nach Österreich gekommen

Der junge Afghane soll aus seiner Heimat geflohen sein, weil unter anderem seine Familie von den Taliban mit dem Tod bedroht worden ist. Das habe er selbst beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl angegeben, berichtete die Volkshilfe Oberösterreich der APA. Der Jugendliche war in einem Haus der Volkshilfe in Steyr untergebracht.

Zu Gerüchten, dass der 17-Jährige wegen eines Mordes nach Österreich geflohen ist, meinte die Organisation, dass sie das nicht bestätigen könne und ihr das auch von keiner Behörde mitgeteilt wurde. „Hätten wir davon Kenntnis erlangt, hätten wir die sofortige Entlassung aus unserer Betreuung veranlasst“, hieß es. Das Innenministerium äußerte sich auch unter Berufung auf den Datenschutz nicht dazu.

Der Afghane, der 2016 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Österreich gekommen war, wäre noch bis 2020 in Österreich subsidiär schutzberechtigt. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl hat aber bereits ein Aberkennungsverfahren eingeleitet, erfuhr die APA von der Behörde.

Durch Stich in die Lunge getötet

Die Obduktion ergab, dass die 16-Jährige durch einen Stich in die Lunge getötet worden ist. Im Zimmer wurde auch die mutmaßliche Tatwaffe, ein Messer, gefunden. Das Mädchen, das eine Lehre bei einem Lebensmittelmarkt machte und mit seiner Mutter und einer älteren Schwester in einer Wohnung im Steyrer Stadtteil Münichholz lebte, und der junge Afghane, der in einem Asylheim im selben Stadtteil gemeldet war, führten laut Staatsanwaltschaft eine On-Off-Beziehung.

Am Sonntag hielten die beiden sich im Zimmer der 16-Jährigen auf. Als die Mutter und die Schwester des Mädchens gegen 23.00 Uhr den Raum betreten wollten, war die Tür mit einem Kasten verbarrikadiert. Sie schafften es, ihn zur Seite zu schieben, und fanden die Jugendliche tot. Das Fenster war offen und der 17-Jährige weg.

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