Politischer Konflikt um Lesung in Brucknerhaus

Ein Vortragsabend im Brucknerhaus sorgt für politischen Wirbel: Bei einer Lesung der Schauspielerin Ursula Strauss soll auch Murat Baser, Vorsitzender der islamischen Religionsgemeinde, Verse aus dem Koran vortragen.

Am 5. November findet der poetische Abend im Linzer Brucknerhaus statt. Der ungewöhnliche Titel: „Zwischen Himmel und Hölle - der Koran bei Edgar Allan Poe und J. Holbrooke“. Schauspielerin Ursula Strauss („Schnell ermittelt“) wird zwei Gedichte des englischen Autors vortragen. Was sie nicht gewusst habe: Murat Baser, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde und führender Funktionär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) wird bei dem Auftritt aus dem Koran rezitieren.

Baser weist Vorwürfe zurück

So wird der kulturelle Abend zum Politikum: Der Linzer ÖVP-Klubobmann Martin Hajart sieht Baser als Kopf einer nationalistisch-islamistischen Bewegung. Der gemeinsame Auftritt habe einen, wie Hajart sagt, mehr als „fahlen Beigeschmack“.

Brucknerhaus, Linz

ORF/kelp

Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Aussagen Basers öffentlich kritisiert. Mehr dazu in: „Islamvertreter vom Religionsunterricht abberufen“ (15.06.2016) ; Wirbel um Aussagen von Islam-Vertreter (24.11.2015)

Murat Baser weist die Vorwürfe auf das Schärfste zurück: Er sei sicherlich kein Fundamentalist, pflege Kontakte zu verschiedenen Religionsgruppen und sitze auch im Religionsbeirat des Landes. In einzelnen Projekten habe er Kontakte zu Milli Görüs gehabt, mehr aber auch nicht. Baser will an seinem Auftritt jedenfalls festhalten.

„Hetze von ÖVP“

Laut SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger, Aufsichtsratsvorsitzender der LIVA, der Linzer Veranstaltungsgesellschaft, sind die Anschuldigungen nicht gerechtfertigt. „Ich finde es schon sehr störend, dass gerade von der ÖVP Hetze gegen die meisten Islamische Vereine in Linz betrieben wird.“

Brucknerhaus sieht sich als Brückenbauer

Das Brucknerhaus wolle sich in die politische Debatte nicht einmischen, heißt es. Man sei offen für kontroverse Diskussionen und sehe sich als Brückenbauer der Kulturen, so der künstlerische Vorstandsdirektor LIVA Dietmar Kerschbaum.

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