Künstliche Befruchtung: „Frauen diskriminiert“

Frau werden bei dem Wunsch nach künstlichen Befruchtungen massiv diskriminiert, kritisiert ein Gynäkologe. Frauen ohne Partner bzw. über 45 Jahre sind von der Reproduktionsmedizin ausgeschlossen.

Schlussendlich hat sie es doch alleine geschafft: Eine 42-jährige Linzerin wird Mutter und das ohne Partner. Doch um schwanger werden zu können, muss die Ärztin nach Dänemark reisen, wo die Gesetze weniger streng sind. Denn die künstliche Befruchtung bei alleinstehenden Frauen ist in Österreich verboten.

Nächste Generation mit Kindermangel

Trotzdem hätte man ihr in Wels gerne geholfen, sagt der Leiter des Kinderwunschinstituts Gernot Tews. „Ich verstehe die Gründe jeder Frau, warum sie sich für oder gegen ein Kind entscheidet. Ich verstehe allerdings nicht die Bevormundung des Staats, der entscheiden darf, welcher Frau geholfen werden darf, und welcher nicht.“

Gernot Tews

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Gynäkologe und Leiter des Welser Kinderwunschinstituts Gernot Tews zieht vor den Europäischen Gerichtshof

Der Gynäkologe fordert rasch eine Gesetzesänderung. Künstliche Befruchtung bei alleinstehenden Frauen sollte kein Tabu mehr sein. Österreich brauche jedes Kind. Denn immer seltener und immer später wird der Kinderwunsch gefällt.

Künstliche Befruchtung Invitro Retortenbaby

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Karriere vor Kind: Immer später wollen Frauen schwanger werden

Statt zwei Kindern werden nur noch 1,5 Kinder pro Paar geboren. Also würden in 30 Jahren rund 1 Million Kinder in Österreich fehlen, rechnet der Arzt vor. Zehn Prozent der verlorenen Kindern könnten durch künstliche Befruchtung zur Welt kommen. „Die Karriere der Frau wird immer wichtiger. Wenn wir eine Generation weiterdenken, wird schon jede dritte Frau altersbedingt Schwierigkeiten haben, Kinder zu kriegen.“

Nachteil auch bei Alter

Frauen seien auch altersmäßig massiv benachteiligt. Wenn eine Frau Hilfe sucht, darf sie maximal 45 Jahre alt sein. Bei Männern hingegen gibt es kein Höchstalter für eine Samenspende. „Es ist für mich bizarr, dass wir einem 92-jährigen Mann helfen können, einer 46-jährigen Frau aber nicht.“

Gernot Tews

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Eine alleinstehende Frau muss sich für eine künstliche Befruchtung Hilfe im Ausland suchen

Gernot Tews will, dass sich Frauen bis 50 Jahre auch in Österreich künstlich befruchten lassen können. Auch für Männer sei eine Altersbegrenzung bei 75 Jahren sinnvoll, so Tews. Die gesetzlichen Mängel seien diskriminierend und widersprechen dem Gleichheitsgrundsatz. Tews zieht mit seinen Forderungen vor den Europäischen Gerichtshof. Er rechnet sich gute Chancen auf Erfolg aus.

„Altersbegrenzung schützt Frauen“

Sprecher der Aktion leben warnen ausdrücklich vor einer höheren Altersgrenze für Frauen bei der Eizellenspende. Zu groß seien die gesundheitlichen Risiken bei einer späten Schwangerschaft: „Diese Altersbeschränkung schützt Frauen, die sich sehnlich ein Kind wünschen, davor, sich und ihr Kind lebensbedrohlichen gesundheitlichen Risiken auszusetzen“, sagt Helene Göschka, Pressesprecherin von Aktion leben.