Skepsis über Pläne für Mühlkreisbahn
Puchenau, die Gemeinde an der Stadtgrenze von Linz, hat ein Problem: Die meisten der rund 5.000 Einwohner haben - zumindest beruflich - ihren Lebensmittelpunkt in Linz. Die Landeshauptstadt liegt zwar in Sichtweite, das bringt den Autofahrern in den Stoßzeiten aber wenig, so Bürgermeister Gerald Schimböck (ÖVP): „Wir haben täglich einen riesengroßen Stau in Richtung Linz. Eine halbe Stunde Fahrzeit bis Urfahr ist keine Seltenheit. Es muss dringend etwas passieren, die Mühlkreisbahn muss attraktiver werden.“
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Zehntausende zusätzliche Fahrzeuge bis 2030
Es ist möglicherweise die letzte Hoffnung, das Stauproblem auf den Straßen nach Linz zu lösen. Denn in den kommenden Jahren dürfte es noch schlimmer werden. Nach Schätzungen des Landes werden bis 2030 zehntausende Fahrzeuge mehr im Ballungsraum Linz unterwegs sein. Allein für diese zusätzlichen Autos bräuchte man eine zusätzliche sechsspurige Autobahn. Um das abzufangen, setzt das Land unter anderem auf die Mühlkreisbahn und plant nun, sie zu einer S-Bahn, der S6, auszubauen.
„Schiene ist Hauptträger des öffentlichen Verkehrs“
Die Vision, so Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ): „Die Schiene ist der Hauptträger des öffentlichen Verkehrs für die Zukunft. Irgendwann werden auch autonome Züge, S-Bahnen rund um die Uhr das Streckennetz bedienen. Sie werden natürlich viel schneller unterwegs sein, und sie werden elektrifiziert fahren können.“ Ein erster Schritt auf diesem Weg ist die neue Donaubrücke in Linz, über die die Mühlkreisbahn im Jahr 2025 den Linzer Hauptbahnhof erreichen soll.
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In den Gemeinden wird man ungeduldig
Aber in den Gemeinden entlang der Mühlkreisbahn wird man ungeduldig. Nächster Halt: der Bahnhof Rottenegg in der Gemeinde Walding. Viele Pendler aus dem oberen Mühlviertel steigen hier auf den Zug um. Mehr als 1,6 Millionen Fahrgäste sind jährlich auf der Strecke unterwegs, weshalb die Infrastruktur bereits an ihre Grenzen stößt, so der Bürgermeister von Walding, Johann Plakolm (ÖVP): „Ich glaube es ist der erste Tag der beste, um Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und Baumaßnahmen zu setzen, die wichtig wären. Es braucht dann ohnehin eine Vorlaufzeit, aber jetzt wäre der richtige Zeitpunkt.“
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Park&Ride-Anlage in Rottenegg geplant
In Rottenegg soll nun auf dieser Wiese neben dem Bahnhof eine Park&Ride-Anlage errichtet werden. Denn nördlich von hier wird es steil. Seit 130 Jahren klettert die Mühlkreisbahn durch das obere Mühlviertel bis nach Aigen-Schlägl. Früher noch mit Dampflokomotiven, aber auch heutzutage eher langsam, was sie für Pendler unattraktiv macht. Was einen Ausbau der Bahn ab hier betrifft, ist man in Gemeinden wie St. Gotthard realistisch, wie Bürgermeister Johannes Rechberger (ÖVP) sagt: „Wenn ich Ihnen eine ganz ehrliche Antwort geben kann, dann ist das aus betriebswirtschaftlicher Überlegung für mich kaum vorstellbar. So ehrlich muss man sein.“
Skepsis bleibt - trotz Ausbauplänen des Landes
Das Land hat aber klar gestellt, dass die Mühlkreisbahn weiterhin bis nach Aigen-Schlägl fahren soll. Was Linz betrifft, sei die Trennung zwischen Zug und Straßenbahn Vergangenheit, so Steinkellner: „Es gibt diese Trennung in vielerlei Hinsicht nicht. Das zukünftige S-Bahnfahrzeug, das den Mühlkreisbahnhof auch bedienen wird, wird außerhalb der Stadt Linz als Eisenbahnfahrzeug unterwegs sein, und wird gleich mit der Straßenbahnsicherungstechnik innerhalb der Stadt weiterfahren, und wird dann, wenn es Leonding verlassen hat, wiederrum als Eisenbahn bis Aschach fahren.“
Land OÖ
Trotz der Ausbaupläne des Landes hält sich aber Skepsis. Nun hofft man in den Gemeinden auf rasche Maßnahmen. Denn die Bahn bleibt der wichtigste Weg, dem täglichen Stau zu entkommen.