Mann wegen Mordversuchs an Frau vor Gericht

Ein 36-jähriger Mann hat sich am Freitag in Linz vor Gericht verantworten müssen, weil er versucht haben soll, seine Ehefrau zu töten. Zuvor soll er sie mehrfach vergewaltigt haben. Laut Gutachten sei er „extrem gefährlich“.

Anklagevertreter Alfred Schaumüller schilderte zu Beginn die Beziehung des Paares: Diese sei geprägt gewesen von Problemen durch seinen Drogenkonsum und die unterschiedliche Konfession - der staatenlose gebürtige Kosovare ist Muslim, sie Christin. Die Folgen laut Anklage: Jahrelange verbale und körperliche Gewalt und zuletzt vier Vergewaltigungen, sechs Betretungsverbote und mehrere Aufenthaltsverbote, die er aber allesamt ignoriert habe. Die Frau habe ihn aus Angst um sich und die beiden gemeinsamen Kinder dennoch lange Zeit vor der Polizei und vor Gericht geschützt.

Kleine Tochter ging bei Streit dazwischen

Zwischen Ende 2016 und Ende 2017 soll er die Frau viermal mit Gewalt zum Sex gezwungen haben. Um sie gefügig zu machen, habe er sie geschlagen, mit einem Messer bedroht bzw. ihr das Kabel eines Bügeleisens um den Hals gelegt, bis die kleine Tochter dazwischen ging. Am 7. Dezember 2017 eskalierte die Situation: Nachdem er in der Nacht zuvor zweimal versucht habe, sich gewaltsam Zutritt zur Wohnung der Frau zu verschaffen, sei er plötzlich am Arbeitsplatz der 34-jährigen Kroatin aufgetaucht, schilderte der Staatsanwalt.

Dort soll er zuerst mit einer Schreckschusspistole auf sie geschossen und dann mit einem Klappmesser so lange auf sie eingestochen haben, bis die Klinge abbrach. Dann flüchtete er. Für die Polizei war die Lage besonders heikel, weil die beiden Kinder zu diesem Zeitpunkt im Kindergarten bzw. in der Volksschule nahe des Tatorts waren und man befürchtete, dass er ihnen etwas antun könnte.

Frau überlebte dank Notoperation

Die Frau überlebte dank einer Notoperation, die Kinder wurden in Sicherheit gebracht und der Mann verschwand. Er dürfte sich ins Ausland abgesetzt haben und wurde gefasst, als er im Jänner mit einem Bus aus Prag nach Linz kam.

„Ich war total daneben“

Der Angeklagte bekannte sich „teilschuldig“. Die Vergewaltigungen und Drohungen gab er ebenso wenig zu wie, dass er versucht habe, gewaltsam in die Wohnung des Opfers einzudringen. Dass er die Frau mit einer Schreckschusspistole sowie einem Messer attackiert habe, gestand er aber ein. Allerdings habe er zunächst nur mit seiner Frau über die anstehende Scheidung reden wollen, behauptete der Angeklagte. Der Schuss sei lediglich ein „Warnschuss“ gewesen, weil sie weggelaufen sei.

Mit dem Messer habe er sie nur verletzen wollen. „Ich war unter Drogen, ich war total daneben. Es tut mir sehr leid“, sagte er. „Ich glaube ihm, dass er zum Zeitpunkt des Stechens viel im Kopf hatte, aber nicht, sie zu töten“, sagte Verteidiger Andreas Mauhart. Er geht lediglich von einer absichtlich schweren Körperverletzung, Nötigung und Drohung aus.

Angeklagter stellte sich selbst als Opfer hin

Der Angeklagte stellte sich selbst als Opfer seiner Noch-Ehefrau hin. Diese hätte ihn fälschlicherweise allerlei Straftaten bezichtigt, ihn betrogen, Drogen genommen und die Tochter geschlagen. Ein Gutachten der Psychiaterin Adelheid Kastner bescheinigt dem Mann Zurechnungsfähigkeit, aber eine dissoziale Persönlichkeitsstörung.

Diese äußere sich durch Verantwortungslosigkeit, fehlendes Schuldbewusstsein, geringes Einfühlungsvermögen etc., erklärte Schaumüller. Zudem sei der Mann laut Expertise „höchst gefährlich“ für seine Angehörigen, weshalb die Staatsanwaltschaft neben einer Verurteilung auch eine Einweisung in eine Anstalt anstrebt. Kastner soll ihr Gutachten beim nächsten Verhandlungstermin am 3. Oktober erklären. Ein Urteil ist für 8. Oktober zu erwarten.