Achleitner wird Strugl-Nachfolger

Markus Achleitner, der bisherige Generaldirektor der Eurothermen-Resorts, wird der Nachfolger von Wirtschaftslandesrat Michael Strugl. Das gab Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Donnerstagvormittag bekannt.

Angelobt wird der neue Landesrat beim Budgetlandtag am 4. Dezember. Bis dahin wird Michael Strugl das Standortressort weiterhin leiten. Achleitner soll die Agenden seines Vorgängers zur Gänze übernehmen. Einzige Ausnahme sind allerdings die Finanzen, die Stelzer in Zukunft ganz allein verantworten will.

Achleitner sei „ein Mann der Praxis“, habe in den vergangenen Jahren bewiesen, „dass er es kann“, und das Großunternehmen Eurothermen „wirtschaftlich sehr erfolgreich“ geführt, so Stelzer bei einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag. Mit seiner Erfahrung sei Achleitner auch ab dem ersten Tag als Landesrat voll handlungsfähig.

Markus Achleitner

Thermenholding OÖ

Markus Achleitner wird am 4. Dezember sein Amt als Wirtschaftslandesrat antreten

Achleitner selbst möchte „Partner der Wirtschaft und Praktiker für die Wirtschaftstreibenden“ sein und „alles unternehmen, damit der Standort Oberösterreich der beste in Österreich ist“.

Achleitner führt als Chef der drei Eurothermen Bad Schallerbach, Bad Ischl und Bad Hall das größte Tourismusunternehmen Oberösterreichs. Er ist zwar ÖVP-Mitglied und im Wirtschaftsbund aktiv, ein politisches Amt hat er aber nie bekleidet.

Schon im Wirtshaus der Eltern mitgeholfen

Der in Grieskirchen geborene Achleitner half schon früh im Gasthaus seiner Eltern mit. Er absolvierte an der Salzburger Tourismusschule Klessheim eine Ausbildung zum Tourismusmanager - Abschlussprüfung zum Koch und Kellner inklusive -, wurde rasch Hoteldirektor in Pörtschach am Wörthersee. Später baute er die Gasthausbrauerei Gerstl-Bräu in Wels mit auf. 1997 wechselte Achleitner in die Eurotherme Bad Schallerbach, die er erfolgreich weiter ausbaute.

Begeisterter Hobbymusiker

Der 49-Jährige lebt in Aichkirchen im Bezirk Wels-Land und ist in seiner Freizeit begeisterter Schlagzeuger in der Musikkappelle Neukirchen bei Lambach. Zum 125. Geburtstag des Musikvereins komponierte er den Marsch „Hoch Österreich“, der vor zwei Jahren sogar beim Ball der Oberösterreicher in Wien gespielt wurde. Er ist verheiratet und Vater von drei Söhnen.

„Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps“

Dass jemand, der sein ganzes berufliches Leben in der Gastronomie- und Unterhaltungsbranche verbracht und sich dort einen Ruf als Stimmungskanone erarbeitet hat, nun eines der Schlüsselressorts der Landesregierung übernimmt, sorgte im Vorfeld für Skepsis.

Achleitner sieht sich der Aufgabe aber „hundertprozentig gewachsen, denn Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps“. Er hätte einen Tourismuskonzern auch nicht nur mit Spaß führen können, so der zukünftige Landesrat.

Hummer: „Der richtige Mann für die Wirtschaft“

Wirtschaftsbund-Landesobfrau und Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer ist überzeugt, dass Achleitner alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit als Wirtschaftslandesrat mitbringt: „Wir sind stolz, Markus Achleitner als Wirtschaftslandesrat aus dem Wirtschaftsbund zu stellen. Er verfügt über ausgezeichnete Führungsqualitäten und eine hohe Sozialkompetenz. Ich kenne ihn als Energiebündel und als Mann mit Durchsetzungsvermögen und Handschlagqualität. Er ist der richtige Mann für die Wirtschaft.“

Landeshauptmann-Stellvertreterin Haberlander

Der Landesparteivorstand der ÖVP hat am Donnerstag auch beschlossen, dass Landesrätin Christine Haberlander Landeshauptmann-Stellvertreterin wird. Haberlander ist seit 6. April 2017 Mitglied der Landesregierung und für Gesundheit, Frauen und Bildung zuständig.

Christine Haberlander

APA/Werner Kerschbaummayr

Landesrätin Christine Haberlander wird Landeshauptmann-Stellvertreterin

Wenig Begeisterung bei SPÖ-Landesgeschäftsführerin

SPÖ-Landesgeschäftsführerin Bettina Stadlbauer ist von den Änderungen in der Landespolitik offensichtlich wenig begeistert. Achleitner habe etwa zu wenig unternommen, dass die Mitarbeiter in den von ihm geführten Betrieben höhere Gehälter bekämen. Besonders aufs Korn wird aber Christine Haberlander genommen: „Das ist kein gutes Zeichen – für die Frauen, die ihr egal sind. Für die Kinder, wenn ich an die Kindergartenstrafsteuern denke“, so Stadlbauer in einer Aussendung.

SPÖ-Binder: Kein Versorgungsposten

Offenbar ist man sich aber innerhalb der SPÖ Oberösterreich nicht ganz einig, wie man die personellen Änderungen in der Landesregierung interpretieren soll. Der SPÖ-Landtagsabgeordnete und Gesundheitssprecher Peter Binder sagte im Interview mit dem ORF OÖ, dass er die Kritik, die in den letzten Stunden aus den Reihen seiner Partei kam, nicht teile: „Ich freue mich für Michael Strugl, dass er sich offenbar seinen langen Wunsch, in die Wirtschaft wechseln zu können, erfüllen konnte.“ Für Oberösterreich sei seine gute Position in der Energiewirtschaft nicht unwichtig.

„Ich verwehre mich auch dagegen, dass man, wenn jemand von der Politik in die Wirtschaft wechselt, von Versorgungsposten spricht“, so Binder.

Persönliche Kritik an Haberlander nicht angebracht

Mit Christine Haberlander als Gesundheits-Landesrätin verbinde ihn zwar eine sehr kontroversielle Diskussion, „aber auch hier habe ich immer festgestellt, dass sie den Diskurs immer auf einer fachlich sehr kompetenten Ebene geführt hat“. Aus diesem Grund halte er es auch nicht für angebracht, Haberlander persönliche Eignungen für die Position der Landeshauptmann-Stellvertreterin abzusprechen.

Anderer Stil in der Politik

„Ich glaube, dass es uns gut ansteht, wenn wir Menschen grundsätzlich einmal mit einem Vertrauensvorschuss begegnen und ihnen Dinger auch zutrauen. Das gilt für alle Menschen, somit auch für ÖVP-Regierungsmitglieder. Das wäre auch ein wichtiges Zeichen nach außen für einen anderen Stil der Politik auch seitens der SPÖ“, sagte Binder im Interview mit dem ORF-Redakteur Gernot Ecker.

Erwartungen bei den Grünen

Mit guten Wünschen empfangen die Grünen den neuen Landesrat. So schreibt Landessprecherin Maria Buchmayr in einer Aussendung: „Markus Achleitner hat sich Eurothermen-Manager bewährt. Dass die Politik und seine neue Funktion als Wirtschaftslandesrat noch weitere Kompetenzen erfordert, wird ihm bewusst sein.“ Die Grünen erwarten, „dass die Vereinbarkeit von Wirtschaft und Umwelt eine der Hauptkomponenten des neuen Wirtschaftslandesrates ist.“

NEOS stellt parlamentarische Anfrage

Die oö. NEOS-Abgeordnete Karin Doppelbauer kritisierte den fliegenden Wechsel des bisherigen LH-Stellvertreters Michael Strugl in den Verbund-Vorstand. Wenn politische Amtsträger von einem Tag auf den anderen in staatsnahe Unternehmen wechseln, „entsteht der Eindruck, dass es nicht um die beste Qualifikation geht, sondern allein um parteipolitische Freunderlwirtschaft und Postenschacher“.

NEOS stellt daher eine parlamentarische Anfrage zur Ausschreibung dieses Postens. Sie wollen wissen, ob „alles korrekt und nach hohen Standards abgelaufen ist und ob letztlich tatsächlich der am besten geeignete Bewerber genommen wurde“, so Doppelbauer. Der oö. Landessprecher Clemens Milotta forderte eine sechsmonatige Cooling-Off-Phase für ehemalige Regierungsmitglieder und Entscheidungsträger in Behörden und Ministerien.

Uni-Rektor: „Herber Verlust für den Standort“

Der Linzer Uni-Rektor Meinhard Lukas streute dem mit Dezember scheidenden Michael Strugl hingegen Rosen. Dessen Abgang sei ein „herber Verlust für den Standort“. Er appellierte an Achleitner, Strugls „visionären“ Weg fortzusetzen. Er schätze den angehenden Landesrat besonders wegen seiner „Hands-on-Mentalität“.

Begeisterung bei ÖVP-Frauen

Groß war die Begeisterung naturgemäß bei den OÖVP-Frauen, die sich über den Aufstieg Christine Haberlanders zur Landeshauptmann-Stellvertreterin und damit auch die erstmalige Besetzung dieser Position mit einer Frau freuten.

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