Gut integrierte Familie abgeschoben
Die Familie lebte seit 2012 in der 1.500 Einwohner zählenden Gemeinde Pfarrkirchen (Bezirk Rohrbach). Zwei der fünf Kinder sind bereits in Österreich geboren. Das älteste Kind, Tochter Amina, wollte eigentlich im Herbst in die Handelsakademie wechseln. Doch es kam anders. Zeitig in der Früh stand die Polizei vor der Tür. Es ging zurück nach Tschetschenien.
„Vorgehen ist Strategie“
Margit Scherrer ist in Pfarrkirchen in der Flüchtlingshilfe engagiert. Das sei bereits der zweite Fall einer gut integrierten Familie, die wieder gehen muss. Sie vermutet bei dem Vorgehen eine „ganz klare Strategie, weil man weiß, dass Familien am hilflosesten sind. Die Eltern fühlen sich in erster Linie für die Kinder verantwortlich, und sie würden nichts machen, was das Wohl ihrer Kinder irgendwie gefährden würde.“ Erst vergangenen Sommer gingen die Bewohner von Pfarrkirchen nach einer Abschiebung einer jesidischen Familie auf die Straße. Mehr dazu in: „Wieder Aufregung um Abschiebungen“ (24.8.18; ooe.ORF.at)
Margit Scherrer
Das Gefühl vieler Menschen in der Mühlviertler Gemeinde sei Resignation, so Bürgermeister Hermann Gierlinger (ÖVP), „weil man ja eigentlich nichts machen kann“. Dabei funktioniere in kleinen Orten wie Pfarrkirchen die Integration. Schon lange vor der jetzigen Flüchtlingsbewegung hab die Gemeinde Asylwerber aufgenommen, „und die Integration hat immer sehr, sehr gut funktioniert, auch dank vieler Ehrenamtlicher".
Kurse für Ehrenamtliche bei Frust
Doch die Ehrenamtlichen müssen selber wieder Kraft schöpfen. Flüchtlingshelferin Scherrer erzählte im Gespräch mit dem ORF OÖ von einem Kurs, der in der Region für die Helfer angeboten wird. Dabei gehe es um „die Motivation angesichts dieser frustrierenden Situation, dass so viele Menschen abgeschoben werden“.
Pfarrkirchen
Im aktuellen Fall in Pfarrkirchen sollen noch alle juristischen Möglichkeiten ausgelotet werden. Eine erste Aktion wollen Mitschüler der 16-jährigen Amina starten. Die Schulkollegen in der Neuen Mittelschule Hofkirchen wollen einen Protestbrief an die zuständigen Asylbehörden schreiben.