Hälfte der Kellner will Arbeitsplatz wechseln

Während Tourismus und Gastronomie nach Arbeitskräften suchen, können viele Beschäftigte diesen Jobs nur wenig abgewinnen. Knapp die Hälfte der Kellner will den Arbeitgeber oder den Job wechseln, so der Arbeitsklimaindex der AK.

„Die Probleme in der Gastronomie sind hausgemacht“, so der Präsident der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich, Johann Kalliauer, am Montag. „Anstatt über einen Mangel an qualifiziertem Personal zu jammern, sollen die Wirte und Hoteliers lieber vor der eigenen Türe kehren, ihre Beschäftigten ordentlich behandeln und die Lehrausbildung wieder forcieren“, forderte er per Aussendung.

Kritik an Gehalt

Ein Viertel der Beschäftigten klage über unregelmäßiges Gehalt, nur 38 Prozent „können gut von ihrem Lohn leben“. Fast ein Drittel sei mit der sozialen Absicherung unzufrieden. Laut AK waren 2016 rund 216.000 Arbeitnehmer in der Gastronomie und Beherbergungsindustrie tätig - ein Viertel davon war geringfügig beschäftigt, über 40 Prozent Teilzeit.

Fast ein Drittel der Kellner will andere Arbeit

Die Lust zu wechseln ist laut der aktuellen Auswertung besonders bei Kellnern hoch: 18 Prozent möchten sich einen neuen Betrieb suchen, sogar 28 Prozent wollen überhaupt einen anderen Job. „Der Durchschnitt aller Berufsgruppen liegt bei nur sieben Prozent“, so die AK. Anders sieht es bei den Köchen aus: Nur zehn Prozent wollen den Arbeitgeber wechseln, sieben Prozent der Köche können sich vorstellen, einen anderen Beruf auszuüben. Sie fühlen sich durch die Arbeit aber besonders belastet.

Längere Krankenstände

„Die oftmals belastenden Arbeitsbedingungen, überlange Arbeitszeiten zu Randzeiten und schlechte Entlohnung auf Basis von Teilzeitarbeit oder geringfügiger Beschäftigung stellen kaum Anreize dar, im Gastgewerbe zu bleiben oder eine Beschäftigung im Gastronomiebereich aufzunehmen“, so Kalliauer. Das schlage sich auch in den Krankenständen nieder: Gastrobeschäftigte seien um eineinhalb Tage länger krank als der Schnitt aller Beschäftigten. „Und nur die Hälfte der Beschäftigten glaubt, bis zur Pension im jetzigen Job durchzuhalten.“

Gastronomie verweist auf zufriedene Beschäftigte

Der Fachverband Gastronomie in der Wirtschaftskammer (WKÖ) reagierte auf den Arbeitsklimaindex ebenfalls mit Umfragezahlen. Sowohl die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch die allgemeine Zufriedenheit mit dem Job seien gestiegen. Besonders erfreulich sind für die WKÖ auch die „enorm positiven Werte unter Lehrlingen“, wie aus einer aktuellen Befragung von Tourismuslehrlingen in der Landestourismusschule Bad Gleichenberg hervorgehen soll. Rund zwei Drittel der Lehrlinge bzw. Berufseinsteiger würde Freunden einen Beruf im Tourismus weiterempfehlen.

Kellner in Gastronomie

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Die Wirtschaftskammer verweist auf Umfragen, die steigende Zufriedenheit bei den Beschäftigten erkennen lassen.

„Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist das A und O, daher sind faire und transparente Arbeitsbedingungen besonders wichtig für ein gutes Klima im Betrieb“, so Thomas Mayr-Stockinger, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Für die rückläufige Anzahl der Kellner seien hauptsächlich neue gastronomische Konzepte verantwortlich, bei denen Selbstbedienung im Vordergrund stehe.

„Turnaround ist geschafft“

In einer Aussendung sehen die Gastronomen den „regelmäßig wenig positiven Arbeitsklimaindex“ für die Tourismusberufe der Arbeiterkammer gelassen: „Der Turnaround ist geschafft, die Branche befindet sich im Aufwärtstrend. Das zeigt besonders auch die Tatsache, dass die Arbeitszufriedenheit der Köche laut Arbeitsklimaindex zuletzt signifikant angestiegen ist. Lediglich sieben Prozent der befragten Köche spielen mit dem Gedanken, den Beruf zu wechseln.“

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