Diskussion um Festschrift der „Germania“

Grüne und SPÖ kritisieren, dass die Burschenschaft Germania zu Ried im Innkreis, der auch der freiheitliche Landesrat Elmar Podgorschek angehört, einen Nationalsozialisten in einer Festschrift gewürdigt hat. Germania weist das zurück.

Die Kritiken beziehen sich dabei auf eine Germania-Festschrift aus dem Jahr 2000, in der Friedrich Kranebitter geehrt werde. In der Publikation ist auch ein Foto Kranebitters zu finden.

Bereits vor 1938 illegaler Nationalsozialist

Kranebitter war Mitglied der Burschenschaft Germania zu Ried im Innkreis. Er hatte in Ried als Vorzugsschüler maturiert und anschließend in Wien Jus studiert. Bereits vor 1938 war er ein aktiver illegaler Nationalsozialist. Zum Zeitpunkt des „Anschlusses“ war er als Gestapo-Chef in Wiener Neustadt für die Verfolgung jüdischer Bürger verantwortlich und enger Mitarbeiter Ernst Kaltenbrunners, eines der Hauptverantwortlichen für den Holocaust.

„Großes Kaliber und düstere Gestalt“

Der Linzer Historiker Roman Sandgruber nennt Kranebitter ein „großes Kaliber“ und eine „düstere Gestalt“. Kranebitter war während des Zweiten Weltkriegs als Gestapo-Offizier in der Ukraine, wo ihm die Ermordung von 40.000 Juden angelastet wird. Diese Verbrechen werden in den Akten des ersten Kriegsverbrecherprozesses erwähnt, der in Krakov stattfand. Kranebitter war allerdings inzwischen in Verona in Oberitalien im Einsatz gewesen. Die Akten waren 1945 ins Deutsche übersetzt worden und in Wien erschienen.

Nie zur Verantwortung gezogen

Kranebitter wurde aber nach dem Krieg nie zur Verantwortung gezogen, sondern in einem österreichischen Prozess nur wegen seiner illegalen nationalsozialistischen Tätigkeit bis 1938 verurteilt.

Germania Ried veröffentliche Gegendarstellung

Die Germania Ried sei sich sowohl der guten als auch der schlechten Seiten der Geschichte bewusst, wurde am Freitag in der Stellungnahme betont. Wörtlich heißt es weiter: „Uns jedoch aufgrund der Abbildung eines Schüler-Fotos aus der Vorkriegszeit indirekt eine Würdigung von Kriegsverbrechen zu unterstellen, weisen wir auf das Schärfste zurück.“ FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner zeigte sich heute verwundert, dass das Abbdrucken eine historischen Fotos ohne jeden Bezug als Würdigung eines Nationalsozialisten bezeichnet wurde.

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