Krassnitzer warnte vor politischem Umbruch

Sonntagvormittag wurde das Linzer Brucknerfest feierlich eröffnet. Wie jedes Jahr gab es auch einen prominenten Festredner, heuer sprach Schauspieler Harald Krassnitzer. Der Künstler ging auch auf aktuelle Themen ein und forderte eine neue Politik.

Harald Krassnitzer nützte seine Festrede auch als Warnung. Denn, so richtete er sich an das Publikum, es seien Zeiten eines großen Umbruchs: „Große Systeme lösen sich auf oder stagnieren in Ratlosigkeit und wir erkennen eine zunehmende Radikalisierung. Die Welt baut sich um.“ Krassnitzer spricht von einem erstarkenden Nationalismus und fordert deshalb, nicht in alte politische Muster zurückzufallen.

Harald Krassnitzer

Harald Krassnitzer © Thomas Ramstorfer

Schauspieler Harald Krassnitzer

Der „Tatort“-Schauspieler zog in seiner Festrede zum Festival-Thema „Bruckner elementar“ Parallelen zwischen der Zeit Anton Bruckners und der Gegenwart - beides Phasen des Umbruchs. Das 19. Jahrhundert sei geprägt gewesen von der Ablöse des Adels durch das Bürgertum, oder dem oft blutigen Kampf um die Grundlagen der Aufklärung und die Errungenschaften der Französischen Revolution.

An Bruckner scheinen die weltverändernden Ereignisse seiner Zeit spurlos vorübergegangen zu sein, so Krassnitzer. Seine Musik eröffne aber einen weit über seine Zeit hinausreichenden Kosmos. Krassnitzer erhielt für seine Festrede großen Zuspruch und Applaus aus dem Publikum. Im Vorjahr hatte Senta Berger die Eröffnungsrede gehalten.

Brucknerfest

ORF/Lehmayer

Das Brucknerorchester mit neuem Chefdirigenten Markus Poschner

Einsparungen als Pyrrhussiege

Der aus Oberösterreich stammende Kulturminister Thomas Drozda betonte in seiner Rede, dass „Österreich ein Lander der Kunst und Kultur ist und bleiben muss.“ Die Kunst sei außerdem ein Recht auf Freiheit. Dabei holte Drozda auch zu seinem Seitenhieb gegen Stelzers jüngste Einsparungspläne aus: „Ich denke, dass Einsparungen Pyrrhussiege sind, die langfristig der Kunst und ebenso dem Wirtschaftsstandort schaden.“ Kunst könne zwar nicht alle Ungerechtigkeiten aufheben, sei aber ein wichtiger Wegweiser.

Anton Bruckner als „Brückenbauer“

Am Festpodium sprach außerdem Landeshauptmann Thomas Stelzer, er betonte die Rolle Anton Bruckners als Brückenbauer: „Weil es Kunst schafft, zu verbinden und zusammenzuführen. Und in dieser Aufgabe ist Kunst heute wichtiger denn je“, so Stelzer.

Bürgermeister Klaus Luger blickte in seiner Rede vor allem in die Zukunft und widmete sich der Bedeutung der Entwicklung der Stadt Linz. Es sei nicht bloß ein „bürokratisches Element von Flächenwidmung“. Luger appellierte an eine Zusammenarbeit im Sinne der Stadt: „Wir tun gut daran, ein Stadtentwicklungsprogramm zu entwickeln - gemeinsam mit Stadtregierung und dem Gemeinderat und allen Menschen, die an die Zukunft dieser Stadt glauben.“

Neuer Chefdirigent

Mit dem Brucknerfest tritt Markus Poschner seine Position als Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz an. Für den Einstand hat er zwei sinfonische Meisterwerke des 19. Jahrhunderts gewählt: Für das Eröffnungskonzert im Linzer Brucknerhaus die 2. Sinfonie von Gustav Mahler und am 5. Oktober in der Stiftsbasilika St. Florian Anton Bruckners Achte.

Markus Poschner

fotokerschi.at

Markus Poschner, neuer Chefdirigent

Der 85-jährige Komponist Balduin Sulzer erhielt - sichtlich bewegt - bei dem Anlass den Ehrenring des Linzer Brucknerhauses. Das um 19.30 Uhr beginnende Eröffnungskonzert mit Mahlers 2. Sinfonie wird live im Programm Ö1 übertragen. Bis 13. Oktober sind im Rahmen des Brucknerfests 28 Veranstaltungen zu sehen.

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