Gemeindefusion trotz verschiedener Bezirke

Als im Frühjahr die Mühlviertler Gemeinden Schönegg und Vorderweißenbach bekanntgegeben haben, fusionieren zu wollen, war das für manche undenkbar. Obwohl die Gemeinden in zwei verschiedenen Bezirken liegen, soll die Fusion mit 1. Jänner gelten.

Bei der letzten Bürgermeisterwahl in Vorderweißenbach hat er über 90 Prozent der Stimmen bekommen - in drei Monaten tritt Leopold Gartner (ÖVP) zurück. Er muss. So wie alle Gemeindemandatare - um Platz für Neues zu machen. In der neuen Gemeinde Vorderweißenbach, in der die jetzige Nachbargemeinde Schönegg dann ein Ortsteil sein wird, wird Gartner aber mit größter Wahrscheinlichkeit wieder Bürgermeister. „Mit dem Kommissär des Landes wollen wir eine Neuwahl spätestens Anfang April ausmachen, damit wir dann wieder handlungsfähig sind“, so Gartner.

Gemeindefusion Schönegg und Vorderweißenbach: Bgm Leopold Gartner (li) und künftiger Vize-Bgm David Köck  (re)

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Bgm Leopold Gartner, Vorderweißenbach (li) und der künftige Vize-Bgm David Köck, Schönegg (re)

Vier bis fünf Mandatare im neuen Gemeinderat

Er wird dann neu in der Gemeindepolitik von Vorderweißenbach sein. David Köck (ÖVP) aus Schönegg soll neuer Vizebürgermeister werden. Alles ist auf Schiene, sogar die künftige Mandatsverteilung innerhalb der Bürgermeisterpartei ÖVP. „Vier bis fünf Mandatare aus der jetzigen Gemeinde Schönegg werden im neuen Gemeinderat von Vorderweißenbach sein“, erklärte Köck ORF-Redakteur Gernot Ecker.

Alle Gemeindemitarbeiter aus Schönegg werden übernommen. Arbeit gibt es ohnehin genug. Die neue Gemeinde wird fast 65 Quadratkilometer groß sein und allein 100 Kilometer Straßen und Wege haben, die es zu erhalten und im Winter zu räumen gilt. Synergien nutzen, heißt die Devise. Synergien, die Geld bringen, so Gartner, „da reden wir in Summe von 60- bis 70.000 Euro pro Jahr, die wir uns in Zukunft ersparen und statt dessen Projekte realisieren können“.

Förderanreize des Landes

Drei Projekte, die mit der Fusion in Zusammenhang stehen, wird das Land fördern, so Gemeindelandesrat Max Hiegelsberger (ÖVP).

Pläne für solche geförderte Projekte hat man in Vorderweißenbach schon. Mitten im Ort würde sich ein Grundstück für ein Pfarr- oder Musikheim anbieten, „weil das brauchen wir ganz dringend bei uns im Ort“, so Gartner.

Gemeindefusion Schönegg und Vorderweißenbach "auf Schiene"

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Gemeindeamt Schönegg

Kinderbetreuung im Gemeindeamt

Leer steht ab Jänner dann das bisherige Gemeindeamt von Schönegg, das man sich bisher mit der Nachbargemeinde Afiesl geteilt hat. Die Schönegger ziehen nach Vorderweißenbach, die Afiesler werden ab Jänner vom Nachbarn St. Stefan am Walde (Bezirk Rohrbach) mitbetreut - da bahnt sich eine weitere Fusion an. Aber zurück zum Gemeindeamt. Auf dafür hat man schon Pläne – „wir denken an eine Kinderbetreuungseinrichtung für unter Dreijährige für mehrere Gemeinden“, so Köck, „denn eine sinnvolle Nachnutzung ist uns wichtig“.

Bei dieser Fusion ist vieles ja schon seit einiger Zeit gelebte Praxis, der Zusammenschluss also nur ein letzter, logischer Schritt. Fast alle Vereine sind seit Jahren unter einem Dach, auch die meisten Schönegger Kinder gehen schon in Vorderweißenbach zur Schule. Die kleine Schule im 500-Seelenort Schönegg wurde schon vor Jahren geschlossen.

Gemeindefusion - Auch die Wappen der Gemeinden  Schönegg und Vorderweißenbach sollen zu einem (Mitte) verschmelzen

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Ein erster Entwurf: auch die Wappen der Gemeinden Vorderweißenbach und Schönegg sollen zu einem (Mitte) verschmelzen

Profitieren vom Tourismus

Wirtschaftlich und touristisch profitiert die neue Großgemeinde Vorderweißenbach von der Fusion natürlich auch. Das als touristische Marke weitum bekannte Schmankerldorf Vorderweißenbach mit seiner Spitzengastronomie hatte bisher keine Übernachtungsmöglichkeit für Gäste. Ab Jänner schon: Denn dann gehört auch das Schönegger Hotel Guglwald mit 120 Betten zu Vorderweißenbach samt den dazugehörigen Arbeitsplätzen und dem Kommunalsteueraufkommen.

Außerdem noch andere Gasthäuser und Betriebe, wie eine Weberei oder ein Einrichtungsstudio. Das bringe laut Gartner in Summe rund 120 neue Arbeitsplätze für Vorderweißenbach und die Region.

Kein Problem: Bezirksgrenzen verschieben

Dass für die Fusion die Bezirksgrenzen zwischen Rohrbach und Urfahr-Umgebung zugunsten von Urfahr verschoben werden müssen, ist laut Hiegelsberger kein Problem, da es sich um politisch festgelegten Grenzen handle. Die Verordnung beim Land ist bereits in Vorbereitung, so Hiegelsberger, der sich einer Bestätigung durch das Innenministerium sicher ist.

Vorderweißenbach und Schönegg sind übrigens nicht die einzigen, die laut Hiegelsberger derzeit über eine Zusammenarbeit oder eine Fusion verhandeln. „Ungefähr 20 Gemeinden reden derzeit sehr intensiv miteinander und da gehen wir schon davon aus, dass wir bis zum Jahresende konkrete Maßnahmen sehen“.

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Fusion „auf Schiene“

ORF-Redakteur Gernot Ecker war in den Gemeinden Schönegg und Vorderweißenbach, wo auf Hochtouren an der Fusion gearbeitet wird.

Aus „RO“ wird künftig „UU“

Eine der brennendsten Fragen in der Bevölkerung von Vorderweißenbach und Schönegg ist ebenfalls bereits zufriedenstellend beantwortet: die „RO“-Nummern können solange auf den Autos bleiben, bis diese umgemeldet werden. Dann bekommen auch die Schönegger ein „UU“.

Und im Bürgermeisterbüro denkt man auch schon über eine Fusion der beiden Gemeindewappen nach. Schließlich soll sich jeder im neuen Vorderweißenbach wiederfinden.