Tauchunfälle: Die ersten Minuten entscheiden

In den ersten Minuten entscheidet sich bereits, ob ein Taucher wieder heil an der Oberfläche ankommt oder nicht. Das zeigte die weltweit einzigartige Analyse dutzender schwerer Tauchunfälle, die ein Fachmann aus dem Bezirk Vöcklabruck vorgenommen hat.

„Es ist wie in jedem anderen Sport auch: Es trifft in der Regel den Profi, der aufgrund seiner Erfahrung viel weiter an seine Grenzen geht“, sagt Andreas Pacher aus Unterach am Attersee, Leiter der ARGE Tauchen Österreich. Pacher weiß, wovon er spricht, denn der Attersee gilt als das Zentrum des Tauchsports in Österreich. Dort passieren auch die meisten schweren Unfälle.

Tauchunfälle Attersee

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Der Attersee ist wegen seiner Tiefe das Zentrum des Tauchsports

Mindestens zehn Tauchgänge unter Bedingungen, wie sie bei Einsätzen herrschen, müssen die 150 aktiven Feuerwehrtaucher jedes Jahr absolvieren. Diese Woche trainieren am Tauchausbildungsgelände in Weyregg am Attersee die Mitglieder des größten der sechs oberösterreichischen Feuerwehr-Taucherstützpunkte, der in Alkoven seine Zentrale hat. „Das Tauchen muss so funktionieren wie das Autofahren: Jeder Handgriff soll automatisch gehen“, so Wieshofer.

Attersee wegen Tiefe beliebt

Dank der immer besser werdenden technischen Ausrüstung wagen sich Taucher in immer größere Tiefen vor. Bis zu 40 Meter gelten als sicher - im Attersee wird jedoch 100 Meter und auch noch tiefer hinunter getaucht. Deswegen habe am See das Sporttauchen zugenommen, sagt Günter Huemer vom Landesfeuerwehrkommando: „Vielleicht sollten wir die Rettungskette bei den Sporttauchern noch besser schulen, wie wir es bei den Feuerwehrtauchern standardmäßig machen.“

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fotokerschi.at/Kerschbaummayr

Taucher würden viel zu rasch in die Tiefe gehen, sagt der Experte

Tod zwischen elfter und 14. Minute

45 schwere Tauchunfälle, bei denen 44 Menschen ums Leben kamen, analysierte Andreas Pacher in den vergangenen 20 Jahren. Dass die meisten Unfälle ganz ähnlich verlaufen und der Tod zwischen der elften und 14. Minute eintritt, fand der passionierte Sporttaucher dabei heraus. Pacher betrieb selbst jahrelang eine Tauchschule am Attersee. „Auch die Erfahrenen können Probleme, die sich in fünf Meter Tiefe leicht lösen lassen würden, in 30, 40 Metern nicht mehr lösen.“

Pacher, der die Polizeiinspektion in Mondsee leitet, wird regelmäßig von Kollegen verständigt, die nach schweren Tauchunfällen ermitteln. Oft wird er auch von der Staatsanwaltschaft kontaktiert, um in deren Auftrag zu klären, ob Fremdverschulden vorliegt. Pacher kontrolliert die Ausrüstung, untersucht die Luftqualität in den Flaschen und wertet die Tauchcomputer aus.

Regelmäßige Pausen wichtig

Der 58-Jährige empfiehlt, in etwa fünf Meter Tiefe einen langen Aufenthalt einzulegen, erst, wenn wirklich alles passt, tiefer zu tauchen und regelmäßig kurz anzuhalten. Damit das Tauchen für alle das bleibt, was es für Pacher ist: ein schöner und auch sicherer Sport.